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Wie man Sportler sparsam bekleidet

Die Borisenkos betreiben ein großes Online-Outlet für günstige Sportkleidung. Die Brüder legen Wert auf niedrige Retourenquoten – das hat mit ihrer Kindheit zu tun.

F.A.Z.

2.12.2021

Milena Kamp

Mallinckrodt-Gymnasium, Dortmund

Die inzwischen 32 Jahre alten  Zwillingsbrüder Aleksandr und Jevgenij Borisenko haben im August 2010  Sportspar gegründet. Das Unternehmen hat seinen Sitz im sächsischen Eilenburg. Sie  verkaufen im Internet  Markenkleidung  zu außergewöhnlich günstigen Preisen. Man  handelt laut Aleksandr Borisenko mit Saison- und Outlet-Ware,  also ausschließlich mit Restposten, die  sie entweder direkt von den Herstellern oder  Distributoren erwerben.

Im Grundschulalter sind die Brüder mit ihrer Familie aus Litauen nach Thüringen gezogen. Noch als Schüler   wollten sie ihr geringes  Taschengeld aufbessern.   Man begann, wie Aleksandr Borisenko berichtet, mit dem Verkauf von drei Paar Turnschuhen  über Amazon und Ebay. Im Juni 2011 wurde dann der offizielle Onlineshop SportSpar.de eingerichtet. Man habe mit gerade einmal 400 Euro Kapital begonnen, sagt der gebürtige Vilniuser.

Heute beschäftige die Sportspar GmbH   106 Mitarbeiter und sei das größte deutsche Online-Outlet für Sportbekleidung und sportliche Freizeitbekleidung. Im Jahr 2020 habe der Umsatz mehr als  25 Millionen Euro betragen und der Jahresüberschuss  2,3 Millionen Euro. „Wir finden, dass wir  ein Problem auf dem Markt lösen, denn wir kaufen von großen Marken wie Adidas, Nike und  Puma sehr große Mengen an Artikeln ein, für die in der Regel keine Abnehmer gefunden werden würden“, behauptet Borisenko.  

Sportspar sei an weiteren Standorten vertreten, zum Beispiel in   Berlin und Leipzig. „Unser Sortiment ist sehr breit gefächert.“ Täglich würden  neue Artikel online gestellt, und   weitere 15 000 seien  verfügbar.  Man verkaufe vor allem in  Europa. „Für Spanien, Frankreich, die Niederlande, Italien und  Polen betreiben wir eigene Ländershops sowie ebenfalls einen englischsprachigen Shop.“ Das Unternehmen  wachse jeden Tag aus sich heraus. „Im Jahr 2021 streben  wir ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich an“, berichtet  Borisenko. Die Artikel, die sie anböten, seien in den Shops der Hersteller nicht mehr verfügbar. Ihre Zielkundengruppe seien  Personen,  die Geld sparen wollten und  nicht das neueste Produkt haben müssten.  Zu 65 Prozent seien die Kunden männlich.

Im Monat verkauft man laut Borisenko durchschnittlich rund 300 000 Produkte. In  Produktvergleichen im Internet  seien die Artikel von Sportspar meistens die billigsten. Bekannte Turnschuhe seien gefragt und Fußballtrikots von  bekannten Mannschaften.   Man sehe sich nicht in direkter Konkurrenz zu Anbietern wie  Intersport. „Ihr Fokus liegt  beispielsweise auf saisonalen und neuwertigen Produkten“, sagt Borisenko.

Eine weitere  Besonderheit von  Sportspar sei die niedrige Retourenquote von Paketen. Diese liegt nach Borisenkos Angaben für Schuhe und Textilien in Deutschland insgesamt bei bis zu 80 Prozent. Die Quote von Sportspar betrage hingegen  9 Prozent.   „Wir sind in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen, sodass uns beigebracht wurde, dass man nichts wegschmeißt.“ 

„Wir halten die Retouren  gering, indem wir nur Ware aus der letzten Saison zu  extrem günstigen Preisen anbieten, denn bei Schnäppchen ist die Hemmschwelle sehr groß, das Produkt zurückzusenden“, sagt Borisenko. Durchschnittlich kostet ein Produkt  10 Euro. „Der Wert, ab dem die Retourenquote steigt, liegt bei 25 Euro.“

Sollten Rücksendungen  Fehler oder Mängel haben, werden sie repariert. „Danach gehen sie als sogenannte B-Ware in den Wiederverkauf, sodass kein einziges Produkt weggeschmissen werden muss“, berichtet Borisenko weiter. Der Preis des Produkts sinke durch die Aufbereitung um rund  20 Prozent.  Mit einfachen Mitteln  wie  Nadel, Klebstoff oder einem Hammer rette man  Artikel.

Die Kundenhotline  befindet sich zudem direkt am Lager. Dadurch  könne man  konkretere Tipps zur Ware geben und künftige Retouren vermeiden.  Die Versandkosten müssen die  Kunden selbst tragen.  „Über 50 Prozent der Bestellungen kommen  von unseren Bestandskunden“, berichtet  Jan Klammann,  Co-Chief Operating Officer von Sportspar. Um Neukunden zu gewinnen, setzt man  vor allem auf „Deal-Marketing“: Besondere Angebote werden nach Angaben von Klammann auf bekannten Plattformen wie Mydealz oder prinz-sportlich.de platziert. 

 Der 17 Jahre alte Schüler Finn Lindemann aus Dortmund ist  Stammkunde  von Sportspar. Er achtet sehr auf seine Ausgaben.  „Ich spiele schon seit meinem Kindesalter Tennis und bestelle mir dadurch recht oft neue Kleidung für den Sport. Daher ist es mir wichtig, nicht immer für ein Paar Schuhe 100 Euro zahlen zu müssen.“  Bei Sportspar könne er sich dafür  zwei Paar bestellen.

 

Milena Kamp

Mallinckrodt-Gymnasium, Dortmund

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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