Produkte der Wecon GmbH erleichtern die Vereinbarkeit von Straße und Schiene. Das mittelständische Unternehmen, das 1988 von Franz-Josef Hemker gegründet wurde, arbeitet in zweiter Familiengeneration daran, den „kombinierten Verkehr“ (KV) voranzutreiben, die Verkehrsträger Straße und Schiene zu verknüpfen. Dabei wird der Vor- und Nachlauf zu KV-Terminals weiter über die Straße abgewickelt, die Langstrecke jedoch auf die Bahn verlagert. Mit dem KV erzielt Wecon rund die Hälfte seines Umsatzes, der 2021 knapp 60 Millionen Euro betrug.
Wenn es um den Transport von Gütern geht, wird neue Technik ausprobiert, wie batterie- oder wasserstoffbetriebene Lastwagen. „Aber warum das Rad neu erfinden, wenn wir schon ein funktionierendes haben?“, fragt Hendrik Hemker, Geschäftsführer und Mitinhaber von Wecon. Die erste Elektrolokomotive war schon 1882 auf dem Markt und wurde seitdem verbessert. Und so engagiert sich Wecon für technische Lösungen, die den Elektroantrieb auf der Schiene nutzen. Dabei arbeitet man mit der Deutschen Bahn zusammen, die im Projekt „m2“ mit Europas größtem Waggonvermieter, der VTG AG aus Hamburg, ein modulares Güterwagenkonzept entwickelt hat. „Wir möchten unsere jahrelange Erfahrung aus dem Bau von Wechsel- und Spezialaufbauten für Lkw nutzen und diese auf die Bahn übertragen“, sagt Hemker.
Im Projekt m2 hat DB Cargo einen Tragwagen entwickelt, der modular bestückt werden kann. Es handelt sich um ein Fahrgestell, bei dem sowohl die Länge als auch der Aufbau variiert werden können. Für diesen Tragwagen hat Wecon verschiedene Aufsätze entwickelt. Durch den Tragwagen und die Aufsätze kann der klassische Waggon, der nur für einen Transportzweck benutzt werden kann, ersetzt werden. Der Tragwagen hat vorne und hinten ein Drehgestell, an das ein dreiteiliger Rahmen aufgeschraubt wird. Zwischen diese beiden Drehgestelle wird ein Mittelrahmen geschraubt, dessen Länge wählbar ist. So ist der Tragwagen für viele Einsatzbereiche geeignet.
Wecon hat Aufbauten für den Transport von Rundholz, Papierrollen, Stahlcoils und Stahlschrott gebaut. „Transportbehälter haben einen kürzeren Entwicklungszyklus als konventionelle Güterwagen. Das ermöglichte uns ein schnelles Agieren am Markt“, sagt Carolina Lasse, Projektleiterin von m2 bei DB Cargo. Aus Sicht von Hemker ist das Projekt ein Quantensprung zur Verlagerung von Verkehr auf die Schiene.
In der Regel sind mittelständische Spediteure und Logistiker Kunden von Wecon, aber auch große Lkw-Hersteller wie Daimler, MAN und Scania. An den Standorten von Wecon in Altenberge und Ascheberg sowie Strumien in Polen, aber auch in den Vertriebsniederlassungen in Europa arbeiten rund 350 Mitarbeiter. Wecon ist auch Hersteller von Gliederzügen und dort laut Hemker Marktführer in mehreren europäischen Ländern. Unter einem Gliederzug versteht man einen Motorwagen, den vorderen Lkw mit Aufbau, und einen Anhänger. Ein Gliederzug kostet je nach Ausstattung 150 000 bis 200 000 Euro. Im Bau von fest aufgebauten Anhängern mit seitlicher Schiebeplane ist der westfälische Hersteller nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland, mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent im Jahr 2020.
Bei den Motorwagen könne der Kunde sich die Marke aussuchen. Wecon bekomme vom Fahrzeughersteller dann das Grundgerüst mit Kabine, Motor, Rahmen und Achsen und baue darauf den Rahmen für die Aufbauten. Wechselaufbauten sind zum Beispiel Container, die nicht fest auf den Motorwagen oder Anhänger montiert sind und auch auf Güterzügen oder anderen Motorwagen transportiert werden können. In diesem Geschäftsbereich gebe es nur noch drei, vier nennenswerte Hersteller in Europa.
Wecon liege mit rund 2000 gebauten Wechselaufbauten im Jahr nach Krone auf dem zweiten Platz. Ein Wechselcontainer koste zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Laut Geschäftsführer entwickelte man schon 1994 einen Wechselaufbau mit drei Meter Innenhöhe und einem anhebbaren Dach. Damit konnten Transportgestelle für die Automobilindustrie statt zweifach dreifach gestapelt werden.
Wechselsysteme, Wechselbrücken und die Aufbaukonzepte für den Tragwagen helfen nach Wecon nicht nur dabei, dass weniger Lkw auf den Straßen unterwegs seien. Sie leisteten zudem einen großen Beitrag fürs Klima, da ein Güterzug bis zu 40 Lastwagen ersetzen könne. Da die Bahn als klimaneutral eingestuft werde, könnten mit dem kombinierten Verkehr, je nachdem, wie viel Strecke statt mit dem Lkw mit der Bahn zurückgelegt werde, bis zu 70 Prozent CO2 eingespart werden.