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Stoff in Hülle und Fülle

Rowo Coating aus Herbolzheim hat den Stoff für die Verhüllung des Triumphbogens beschichtet.

F.A.Z.

7.10.2021

Sofia Charelas

Max-Planck-Gymnasium Lahr, Lahr

Schon für die Verhüllung des Reichstags in Berlin im Jahr 1995 beschichtete  die Rowo Coating Gesellschaft für Beschichtung mbH aus der Kleinstadt Herbolzheim in Baden-Württemberg den bedeutenden Stoff, mit dem der Künstler Christo und seine Frau Jeanne-Claude ihr  Projekt in die Tat umsetzten. Neunzig professionelle Kletterer fixierten den silbernen Stoff mit 15,6 Kilometer Seil. 110 000 Quadratmeter des hauchdünnen  Stoffs wurden verwendet, wie Rowo-Geschäftsführer Wolfgang Siefert berichtet. Im Konferenzraum des Unternehmens hängt  ein Bild des beeindruckenden Projekts. Seine  Räume sind mit den  Stoffen aus der Reichstagsverhüllung geschmückt. 

Rowo  Coating wurde 1991  unter der Führung von Roland Müller und  Wolfgang Siefert gegründet. Nach Sieferts Angaben erzielte man    2020 einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionenbereich; man beschäftige  25 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auf  Vakuumbeschichtungsverfahren spezialisiert. 

 An einem Sonntagabend im Jahr 1994 erfuhr der Unternehmer in der  ZDF-Sendung „Bonn direkt“  vom Vorhaben Christos in Berlin. Tags darauf telefonierte er mit dem Fotografen Wolfgang Volz, der als Kontaktperson fungierte.  „Wir haben uns sofort gut verstanden“, erzählt  Siefert.  „Ich habe ihm erklärt, dass wir so eine Beschichtung  machen und dass wir dafür perfekt geeignet wären.“ Die Firma Köhler aus Berlin hatte ebenfalls ein beschichtetes Modell vorgelegt.  Jedoch habe man sich sehr gut mit  Christo verstanden, sagt  Siefert.    Er und Jeanne-Claude  besuchten daraufhin Rowo Coating.  Das Vertrauensverhältnis habe sich dann bei einem Treffen auf einer Ausstellung in München nochmals vertieft. 

 In Etappen, etwa alle zwei Monate, seien neue Geweberollen in Herbolzheim angekommen, wo sie beschichtet wurden. Zwei Mitarbeiter seien jeweils zwei Tage damit beschäftigt gewesen, die meist etwa 20 Rollen, jede 500 Meter lang und anderthalb Meter breit, im sogenannten Rollcoater im Vakuum zu bearbeiten.   Bei der Beschichtung handele es sich um ein aluminiumbedampftes Polypropylengewebe, erklärt Siefert. Dieses Gewebe sorgt  auch dafür, dass der Stoff so silbrig erscheint; das hilft zudem dabei, dass sich das Gebäude darunter nicht allzu sehr aufwärmt. So kamen  146 Rollen für das Kunstwerk zusammen.  Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sei freilich gegen das  Projekt gewesen, aber in einer Abstimmung im Bundestag  überstimmt worden, erzählt Siefert.

Beim  Pariser Arc de Triomphe sei es dann  klar gewesen, dass man wieder die Beschichtung des Stoffes übernehme. Weil es sich wieder um aluminiumbedampftes Polypropylengewebe handelte, wirkte der Stoff abermals silbrig.   

Die beschichteten Substrate von Rowo Coating werden vornehmlich in technischen Einsatzbereichen verwendet.  Man  beschichtet  zum Beispiel  Fließmaterial, das als  „Unterspannbahn“ zur Wärmedämmung dient. Man beschichtet Kupfer, das oft  für Flachdächer genutzt wird.   Rowo Coating  arbeitet für viele  Branchen, auch  für die Lebensmittelindustrie. Für  Toffifee beschichtet  man die Plastikeinkerbungen, in denen  die Pralinen liegen. Viel Aufmerksamkeit widmet man der  Solarindustrie.  „Wir haben seit einigen Jahren eine Beschichtung entwickelt, die transparent und leitfähig ist“, berichtet Siefert.  

Das Unternehmen hat außerdem ein Material zur Beschichtung einer  Maske entwickelt, was den Schutz vor  Viren und Bakterien erhöht.   Rowo Coating ist Partner in verschiedenen geförderten Projekten, in denen es um innovative  Produkte und Technologien geht.  Zum Beispiel wurden  plasmastrukturierte Folien und technische Textilien mit gezielt einstellbaren Benetzungseigenschaften entwickelt.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

Sofia Charelas

Max-Planck-Gymnasium, Lahr

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