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Soziale Beweggründe

Wer auf Socialbnb eine Unterkunft bucht, unterstützt damit ein soziales Projekt.

F.A.Z.

7.07.2022

Lorena Rosic

Albert-Einstein-Schule, Schwalbach

Auf der Reiseplattform Socialbnb findet man Unterkünfte auf der ganzen Welt, wie bei anderen Online-Reiseagenturen auch. Doch es gibt einen großen Unterschied:   Mit den  Einnahmen werden nachhaltige Projekte vor Ort unterstützt. Begonnen hat alles mit einem Besuch in Kambodscha. Dort traf das spätere Socialbnb-Team  den Tuk-Tuk-Fahrer Seng Chanty, der eine Schule bauen wollte, um den Kindern in seinem Dorf kostenfreien Englischunterricht zu ermöglichen. Dafür fehlte ihm jedoch das Geld, und so wurde im Rahmen der Initiative Enactus, die nachhaltige Projekte von Studierenden unterstützt, die Idee entwickelt, die leer stehenden Räume in Chantys Haus an Reisende zu vermieten und dadurch den Schulbau zu finanzieren. Nach drei Monaten hatte man dieses Ziel verwirklicht.

Fasziniert von der Möglichkeit, durch Tourismus einen sichtbaren positiven Einfluss ausüben zu können, entschlossen sich 2021 Nils Lohmann und Alexander Haufschild, die Socialbnb GmbH in Köln zu gründen.  Zu Beginn suchte das aus zehn Personen bestehende Team nach potentiellen Unterkünften. Inzwischen suchen   immer mehr mögliche Partner selbst den Kontakt. „Hierbei werden auch verschiedene Kriterien überprüft, um zu schauen, ob das Projekt einen Impact vor Ort erzielt, der mit unserem Konzept unterstützt werden kann“, erklärt Haufschild. „So wird sichergestellt, dass die Projekte auch wirklich einen Mehrwert für die Region bieten.“

Im Jahr 2019 hat sich beispielsweise das Ehepaar Doriye, das in der Stadt Arusha in Tansania lebt, bei Socialbnb gemeldet. „Wir haben unsere Unterkunft dort gelistet, um Geld für eine Vorschule zu sammeln, die mein Mann baut“, erzählt Tizia Doriye, die  aus Deutschland stammt und seit einem Jahrzehnt mit ihrem Mann in Tansania lebt. Dort haben die beiden  die NGO „Viva Tanzania“ gegründet, mit der sie  gemeinnützige Projekte rund um ihren Wohnort unterstützen.

In den drei Jahren vor Beginn der Corona-Pandemie sind etwa  800 Buchungen über Socialbnb abgewickelt worden.  „Während der Pandemie ist das natürlich stark eingebrochen. Durch Fördermittel, unter anderem durch das Exist Gründerstipendium, konnten wir jedoch weiterarbeiten und so die Finanzierung aufrechterhalten“, berichtet Haufschild. Den Break-even, die Gewinnschwelle,  plant das Unternehmen für Ende des Jahres 2024.

Mittlerweile bietet Socialbnb knapp 200 Unterkünfte in fast 30 Ländern an,  von Ecuador über Namibia bis Indonesien. Im Vordergrund stehen Unterkünfte in Südamerika und Südostasien;  vereinzelt findet man auch  etwas in Europa, unter anderem  in Deutschland. Mit den Einnahmen werden beispielsweise Projekte zur Förderung der regenerativen Landwirtschaft, zur Erreichung höherer Hygienestandards und zur Müllbeseitigung gefördert. 15 Prozent des  Preises gehen als Kommissionsgebühr an Socialbnb, 85 Prozent an die Anbieter. Alles komme dem Projekt vor Ort zugute, sagt Haufschild. Die Anbieter  erzielen  keine Gewinne.

 

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