Wer ein professioneller Clown werden möchte, kann eine Clownschule besuchen. Eine davon ist die Tamala Clown Akademie in Konstanz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Betreiben von Clownschulen verboten, und so ist die Konstanzer Schule Deutschlands erste Clownakademie, die nach dem Krieg gegründet wurde. Und sie ist seit 40 Jahren erhalten geblieben, sagt der Gründer Udo Berenbrinker. Nach eigenen Angaben ist man Marktführer in Europa und international bekannt. Berenbrinker gründete die Schule mit seiner Partnerin Jenny Karpawitz. Beide kommen von der Schauspielerei und sind im Ausland auf den Clown und seinen Humor gestoßen. Sie fingen an, den Clown zu spielen, und bemerkten: „Es gibt in Deutschland kein Wissen über Clownsarbeit.“
Das wollten sie ändern, deshalb eigneten sie sich zunächst selbst Wissen in Clownschulen im Ausland an. Sie entwickelten eigene Ideen und schrieben ein Curriculum. Im Jahr 1983 waren die beiden so weit, Deutschlands erste Clownakademie zu gründen. Jenny Karpawitz ist zudem die erste Frau, die in Deutschland als Clown aufgetreten ist.
Das Unternehmen beschäftigt zwanzig Personen, zum Beispiel Spieler auf Veranstaltungen, Gesundheitsclowns, Trainer und Büromitarbeiter. Es gibt jedes Jahr vier Ausbildungsgruppen mit jeweils 15 bis 30 Teilnehmern. Man bietet eine Profiausbildung zum Clown an; 18 Personen lassen sich jährlich ausbilden. Und es gibt eine Kompaktausbildung, in der man den Auftritt auf Veranstaltungen und Feiern lernt. Weitere Angebote sind die Ausbildungen zum Gesundheitsclown und zum Humortrainer. Man führt auch offene Seminare durch, die jährlich von jeweils 20 bis 30 Personen besucht werden. „Wenn man das alles hochrechnet, müssten das pro Jahr 400 bis 800 Teilnehmer sein“, sagt Berenbrinker. Im Sommer veranstaltet man zudem die internationale Sommerakademie. An ihr nehmen Trainer aus der ganzen Welt teil, um sich in ihrem Beruf weiterzuentwickeln.
Nach einer rund zweijährigen Ausbildung, die man nebenberuflich absolvieren kann, wird man als Berufsclown anerkannt. In Deutschland existiert zwar keine feste Berufsbezeichnung für den Clown. Doch ist es ratsam, diese zweijährige Ausbildung zu absolvieren, wenn man als Gesundheitsclown arbeiten möchte. Laut Berenbrinker erkennen bestimmte Vereine und Institutionen nur die Leute an, die diese Ausbildung abgeschlossen haben.
Die zweijährige Ausbildung kostet 5000 Euro und beinhaltet in der Tamala Clown Akademie 450 Pflichtstunden. Zu Beginn werden die Teilnehmer erst einmal körperlich fit gemacht. „Für die Straße und Bühne müssen sie konditionell und körperlich in einen Topzustand kommen. Der Körper ist dort das Ausdrucksmittel“, erklärt Berenbrinker. Menschen, die wenig Bewegung im Alltag haben, brauchen dafür etwas Zeit.
„Der zweite Punkt ist, einfach anders zu sein“, berichtet Berenbrinker. Man müsse sich im Klaren sein, dass man sich in diesem Job von dem Menschen unterscheide, der man sonst sei. Und man müsse erkennen, dass man anders sein dürfe, da dies der Job sei. Das fällt vielen am Anfang schwer. „Die Persönlichkeitsarbeit ist also auch ein ganz großer Bestandteil.“ Außerdem muss man eine gewisse Persönlichkeit besitzen, man sollte präsent und selbstbewusst sein. „Jemand, der immer nur flüstert und Angst hat, sich zu zeigen – das funktioniert dann gar nicht.“
Die ausgebildeten Clowns arbeiten vor allem im Sommer. Viele Unternehmen und Städte engagieren Clowns. Sie treten auf Straßenfesten, Sommerfesten, bei Tagen der offenen Tür und Unternehmensevents auf.
Die Corona-Pandemie hat die Akademie stark getroffen. „Ohne die Unterstützung durch den Staat hätte man sich die Kosten nicht leisten können“, sagt Berenbrinker. Im Jahr 2020 erzielte die Clownschule Tamala Center einen Gesamtumsatz von knapp 184.000 Euro, 2021 waren es gut 207.000 Euro. Im Jahr 2022, in dem es viele Lockerungen gab, sah es wieder besser aus. „Jetzt bewegen wir uns auf den alten Status zurück“, sagt Berenbrinker. Seit ungefähr diesem Sommer seien die Teilnehmerzahlen sogar höher als vor der Corona-Zeit.
Tamala hat nach eigenen Angaben in Süddeutschland einen Marktanteil von 80 Prozent, in ganz Deutschland von 60 bis 70 Prozent. Es gibt zwei Clownschulen mit ähnlichem Konzept. „Die Gesundheitsclowns in den Kliniken kommen fast ausschließlich von Tamala“, berichtet Berenbrinker. Schweizer und Österreicher besuchen die Akademie, weil es in ihren Ländern keine Möglichkeit gibt, eine solche Ausbildung zu machen.
Die Art des Unterrichts hat man weiterentwickelt. Wichtig ist die Erkenntnis, dass zum Clown weitaus mehr als die Verkleidung gehört. „Um Clown zu sein, muss man fähig sein, anders zu denken, und eine andere Haltung zur Welt haben“, erklärt Berenbrinker. Der Ausbildung hat man eine Therapie- und Coachausbildung hinzugefügt, um die Teilnehmer tiefgründig mit der Figur des Clowns zu verbinden. Aufgrund seiner Film- und Theatererfahrung hat Berenbrinker eine eigene Methode geschaffen, mit der die schauspielerischen Fähigkeiten der Schüler entwickelt werden. „Das macht den Marktwert von Tamala bis heute aus.“
Berenbrinker wünscht sich eine bessere Anerkennung des Clownberufs in Deutschland. „Wir sind alle privatwirtschaftlich organisiert.“ Außerdem wünscht er sich, dass die Gesundheitsclown-Ausbildung vom Staat finanziert wird.