„Dein Kauf tut Gutes!“ So lautet der Slogan von Share. Dort erhält für jedes verkaufte Produkt ein anderer Mensch automatisch eine Spende. Mit solchen Anreizen werben immer mehr Unternehmen, die sich soziales Unternehmertum auf die Fahnen geschrieben haben. Sie wollen etwas Gutes in der Welt bewirken. Oft sind sie gemeinnützig organisiert und nicht profitorientiert.
Die Unternehmen werben damit, dass ihre Produkte fair hergestellt sind und Anteile des Umsatzes an soziale Projekte gehen. Transparenz gegenüber dem Kunden ist für die meisten besonders wichtig. Auf ihren Internetseiten zeigen sie, welche Projekte in welcher Weise unterstützt werden.
Ein Unternehmen ist der Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. in Hamburg, der Trinkwasser verkauft und damit Wasserprojekte auf der ganzen Welt unterstützt. Nach eigenen Angaben hat Viva con Agua im Jahr 2021 einen Umsatz von 1,99 Millionen Euro erzielt. Es wurden 25 Millionen Flaschen Mineralwasser verkauft. Die Einnahmen lagen bei 5,2 Millionen Euro. Dazu trugen Spenden mit einem Anteil von 59 Prozent bei, die Erträge aus der Viva con Agua Wasser GmbH flossen nur mit 100 000 Euro ein. Rund 3,1 Millionen Euro wurden an die Projekte weitergeleitet; 145 300 Menschen profitierten.
Manchmal können sich Kunden bei den Projekten direkt informieren. Die Fairafric AG in München, die fair produzierte Schokolade verkauft, bietet eine „Farm-to-Factory-Tour“ an, bei der man die beteiligten Fabriken und Farmen besucht. Diese befinden sich allerdings in Ghana. Vieles wird auch über Social-Media-Kanäle kommuniziert. Und wenn einen die Frage beschäftigt, wo die Spenden hinkommen sollen, kann man sich auch aktiv beteiligen. So schlägt Anne Möllerhaus von der Solidarity Drinks GmbH in Berlin, die mit ihren Getränken Geflüchteten-Initiativen unterstützt, vor, sich direkt im Verein zu beteiligen, um die Spenden mitzuverwalten.
Sophia Magura von der The Nu Company GmbH in Leipzig, die mit dem Verkauf von fair produzierter Schokolade Aufforstungsprojekte unterstützt, glaubt: „Wenn große Unternehmen Nachhaltigkeit nicht ernsthaft in den Blick nehmen und wirklich Maßnahmen ergreifen, werden sie in der Öffentlichkeit zunehmend unter Druck geraten.“ Gerade in Krisenzeiten wie jetzt schauten die Leute, wofür sie ihr Geld ausgäben. „Und da werden nachhaltige Eigenschaften von Marken oder die Zutatenlisten intensiver angeschaut.“
Anke Erichsen, Geschäftsführerin der Orang-Utan Regenwald Deutschland GmbH in Hamburg, die mit ihrem Kaffeeverkauf Bauern fördert, die ihre Plantagen ökologisch bewirtschaften, erzählt: „Wir haben festgestellt, dass sozialer Konsum gefragt ist, aber nicht jeder Konsument bereit ist, dafür auch mehr zu zahlen.“ Eine selbst durchgeführte Stichprobe mit 66 Personen ergab: 67 Prozent waren bereit, beim Kauf von Lebensmitteln mehr zu zahlen, wenn sie nachhaltig sind und soziale Projekte unterstützt werden. Einige zweifelten aber an der Ernsthaftigkeit der Absicht und fragten, ob es sich nicht um Greenwashing handelt.
Anne Möllerhaus von Solidarity Drinks weist darauf hin, dass die Corona-Pandemie die sozialen Unternehmen stark eingeschränkt habe. Es sei oft nicht möglich gewesen, in die Produktionsländer zu reisen. Projekte konnten schwerer umgesetzt werden, und die Umsätze sanken, weil Konsumenten weniger kauften. Nun ist die nächste Krise da. Micha Gab von Viva con Agua berichtet: „Wir sehen, dass Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit viele Social-Business-Modelle vor Herausforderungen stellen.“ Kunden sparen, die Projektkosten steigen.