Nussiger Geschmack, saftige Krume, knackige Kruste – Brot kann so gut schmecken. Dennoch landet das traditionsreiche Grundnahrungsmittel oft in der Tonne. Janine Trappe erkannte das Problem der Brotverschwendung und begann im Mai 2021 mit Felix Pfeffer das Projekt Heldenbrot. Das Konstanzer Start-up kauft von Bäckereien aus ganz Baden-Württemberg übrig gebliebenes Brot und stellt daraus ein Brotgranulat her. Dieses wird mit weiteren Zutaten zu Brotlingen, Keksen, Flips, Nudeln, Knuspertalern und Semmelknödeln verarbeitet. In Märkten in ganz Deutschland und in Österreich sind die Produkte verfügbar. Und es gibt einen Onlineshop.
Die Idee entstand, als Trappe und Pfeffer an einem Stammtisch mit dem Neffen eines Bäckers saßen, der ihnen erzählte, wie viel Brot in einer Bäckerei weggeworfen wird. „In dem Moment waren wir fassungslos, weil wir einfach von zu Hause kennen, dass man Brot und Brötchen nicht wegwirft, sondern daraus Semmelbrösel, Knödel oder Croûtons macht.“ Im Grunde führen sie Omas Tradition weiter. In einem Brainstorming kam ihnen die Idee, sogar Nudeln aus Brot herzustellen. Rund 170.000 Kilogramm Brot wurden bisher gerettet. Das entspreche mehr als 3.340.000 Brötchen.
500 Gramm Nudeln kosten 2,40 Euro, 125 Gramm Kekse 3 Euro. In der Herbst- und Winterzeit sind vor allem die Knödel gefragt. Ansonsten sind Brotlinge und Nudeln besonders beliebt. Ein vollständiger Verzicht auf Plastik in den Verpackungen ist Heldenbrot noch nicht gelungen. Manche Produkte brauchen einen besonderen Schutz gegen äußere Einflüsse. Zur Kompensation arbeitet man mit Plastic Bank zusammen, ein Unternehmen, das in Entwicklungsländern Recycling-Ökosysteme aufbaut, um die Plastikverschmutzung der Meere und die hohe Armut zu bekämpfen. Sie richten zum Beispiel auf den Philippinen und in Brasilien Kunststoffsammelstellen ein, an denen Menschen Kunststoff abgegeben können und im Gegenzug mit Schulgeld, Krankenversicherung oder Arzneimitteln vergütet werden. Den Kunststoff bringt Plastic Bank wieder in die Lieferkette ein. Zudem beliefert Heldenbrot Unverpacktläden.
Hinter Heldenbrot steht die Konstanzer Kultimativ GmbH, die, gegründet im Jahr 2016, zu den Pionieren der Brotrettung zählt. Sie ist auch für das Projekt Knödelkult bekannt. Knödelkult verarbeitet unverkauftes Brot zu Semmelknödeln. Mit vier Mitarbeitern und mehr als 250.000 verkauften Produkten verzeichnete das Unternehmen 2021 einen Umsatz im höheren sechsstelligen Bereich. Im vergangenen Jahr ist er laut Trappe etwas gestiegen.
Deutschland ist die Brotnation schlechthin. Nirgendwo sonst findet man eine so große Sortenvielfalt. Mehr als 3000 Sorten sind im Deutschen Brotregister des Deutschen Brotinstituts verzeichnet. Brot ist nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern es hat auch einen hohen kulturellen, historischen und religiösen Wert: Das alltägliche Abendbrot ist fester Bestandteil in vielen deutschen Haushalten. Brot wurde schon vor 14.000 Jahren gebacken. Und Jesus brach beim letzten Abendmahl das Brot und sprach: „Das ist mein Leib für euch.“ Die UNESCO hat die deutsche Brotkultur 2014 zum Weltkulturerbe erklärt.
Es gibt vermehrt Ansätze der Brotweiterverarbeitung. Das Frankfurter Start-up Knärzje etwa verwendet Brot in der Bierherstellung. Außerdem werden übrig gebliebene Backwaren an Bauern weitergegeben und an gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln.