Die Frankpurk GmbH aus Hamburg hat eine Mission: Der Kunde soll mit seiner Prothese selbstbewusst auftreten. Das Unternehmen gestaltet individuelle Prothesen und Orthesen. Frank Purk hat mehr als neunzig Standarddesigns entwickelt. Zusätzlich kann er andere Motive oder Bilder, zum Beispiel ein Familienfoto, aufdrucken.
Purk ist 35 Jahre alt und gründete im Januar 2017 sein Unternehmen. Sein erstes und bekanntestes Werk sei der Weiße Hai, sagt er. Diese Prothese ersetzt einen Unterschenkel und hat rechts und links außen ein Auge. Außerdem hat sie am oberen Ende einen großen geöffneten Mund mit roten Lippen und kleinen spitzen Zähnen, die in etwas Schwarzes beißen. Das Schwarze ist Hartschale und dient zur Fixierung der Unterschenkelprothese an den oberen Teil des Beins. Im nicht sichtbaren Inneren befinden sich eine Insel, Palmen und hellblaues Wasser mit springenden Delfinen.
Die Designs sind realitätsnah gezeichnet. So gibt es eine Fußprothese, die wie ein Whiskyfass aussieht, mit hölzerner Fassade und der weißen Aufschrift „Whisky“. Oder einen Knieexschaft mit Weichwandinnentrichter, der aussieht wie eine Hausfassade; sie besteht aus dunkelroten Steinen und ist mit bunten Graffiti besprüht. „Sehr beliebt sind verschiedene Holzmotive, die dann zum Beispiel wie aufgeschnittenes Holz, dunkles Holz oder Wurzelholz aussehen. Außerdem werden die Metalloptik und das Blattdesign auch sehr häufig nachgefragt“, berichtet Lorenz Lübeck, Meister der Orthopädietechnik in der Frankpurk GmbH. Außer Purk und Lübeck arbeitet noch die für die Buchhaltung zuständige Maria Magdalena Dziadko im Betrieb. Bemalt werden die Produkte mit Airbrush, zum Teil werden sie bedruckt.
„Angefangen hat alles damit, dass ich schon immer alles bunter machen wollte und dass das Modellieren eine große Leidenschaft von mir ist“, sagt Purk. „Deshalb wollte ich ursprünglich Maskenbildner werden, da es für mich wichtig war, etwas Handwerkliches zu machen und Applaus zu bekommen.“ Doch er entschied sich anders und wurde Orthopädietechniker. Im Laufe der Zeit setzte sich Purk mit dem psychologischen Hintergrund von Hilfsmitteln auseinander und wurde zu Vorträgen auf Messen eingeladen. „Der psychologische Aspekt spielt eine sehr große Rolle. Wenn wir einen Patienten haben, der sehr abgefahren ist, dann möchte dieser natürlich keine einfarbige Orthese oder Prothese haben, sondern eine besondere, mit einer Harley zum Beispiel.“
Eine Prothese dient als Ersatz für fehlende Gliedmaßen, und eine Orthese dient der Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder Korrektur von Gliedmaßen oder des Rumpfes. Das Unternehmen versorgt viele Kinder mit Orthesen. Die wollten etwas Buntes haben, womit sie Spaß haben könnten. „Meine Devise ist es, den Kindern ein Hilfsmittel zu bauen, das sie annehmen. Es soll für sie wie ein Spielzeug sein und eine Selbstverständlichkeit, es anzuziehen. Die Kinder sollen am Ende sagen, dass es ein Teil von ihnen ist, und dies ist möglich, wenn die Orthese cool aussieht“, sagt Lübeck.
Dem Anwender solle das Selbstbewusstsein zurückgegeben werden, damit er sich trotz einer Behinderung nicht verstecken oder verstellen müsse, schreibt Purk auf der Internetseite. Nach seinen Angaben sind die meisten Kunden Kinder und Jugendliche. Diese profitierten am meisten von den Produkten, weil auch andere Kinder positiv darauf reagierten.
Für standardisierte Designs kämen Kunden aus Ländern wie Frankreich, Italien und Norwegen. „Für eine genaue Anpassung kommen die Kunden hauptsächlich aus Hamburg und 200 Kilometer Umgebung.“ In Deutschland müssen sich jedes Jahr rund 20000 Patienten einer größeren Amputation unterziehen, schätzt die Deutsche Diabetes Gesellschaft.
Frankpurk versorgt etwa acht Kunden im Monat mit Prothesen und Orthesen. Eine Prothese an sich kostet nach Unternehmensangaben zwischen 4000 und 40000 Euro. 2017 habe man einen Umsatz von etwa 550000 Euro erzielt und 2018 rund 450000 Euro.