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Same, Same – but different

Skyseed bringt Baumsamen sehr zielgenau mit Drohnen aus. Die Tätigkeit des Unternehmens wird im Koalitionsvertrag als förderwürdig benannt.

F.A.Z.

2.02.2023

Oliver Nägele

Parler Gymnasium, Schwäbisch Gmünd

Der Klimawandel wirkt sich stark  auf  die  Wälder aus. Ihnen   fehlt  Wasser, Bäume sterben ab.  Ob Birke,  Erle, Lärche oder Kiefer –  wo  Baumsamen benötigt werden, ist die Skyseed GmbH zur Stelle. Das Berliner Start-up, das von den Brüdern Dominik und Simon Wind und Ole Seidenberg Anfang 2021 gegründet worden ist, beschäftigt  16 Mitarbeiter und wächst stetig.

Man rüstet  Drohnen mit Samen aus. „Die Traglast einer Drohne beträgt 15 Kilogramm, was etwa einer Menge zwischen einigen Hundert und mehreren Millionen Samen entspricht, je nach Baumart“, berichtet Seidenberg. Bei voller Belastung schafft  es eine Drohne innerhalb von 20 Minuten bis zu zwei Hektar Land zu besäen. Das entspricht etwa 20 Hektar am  Tag.  Unter – seltenen – idealen Bedingungen wie  einem offenen Areal oder perfektem Wetter schafften  die Drohnen auch knapp die doppelte Menge.  Einschränkend wirken Flugauflagen des Bundes, die Drohnenflüge bei Nebel und auch bei geringem Regen untersagen. Der  Preis einer  Drohne sei stattlich, sagt Seidenberg. Sie koste 15 000 Euro,  ohne Akkus und Saat-Mechanismus.

Die Samen sind ein Millimeter bis  zwei Zentimeter klein. Die Drohnen  lassen sie gezielt fallen. Wegen ihres  geringen Gewichts verteilen  sie sich eigentlich nicht gleichmäßig,  weshalb Skyseed eine  Ummantelung entwickelt hat, die sie  nahezu geradlinig zu Boden fallen lässt. Diese Art der Aussaat ist für die Kunden bis zu 50 Prozent preiswerter als eine herkömmliche. Durch die Ummantelung werden die Samen von Geruch und Geschmack befreit, sodass Schnecken und  Mäuse  die Samen nicht fressen.  Auch die Bundesregierung hat Gefallen an der Art der Aussaat gefunden, weshalb  die Tätigkeit des Unternehmens  im Koalitionsvertrag als förderwürdig benannt wird.

„Für einstige Waldflächen, in denen kaum noch ausreichend Wasser und Nährstoffe mehr gespeichert sind, werden diese Samen im hauseigenen Labor so präpariert, dass sie dennoch keimen und gedeihen können“, erklärt  Seidenberg weiter. Naturstoffe, die  Wasser sehr gut speichern, werden mit den Samen kombiniert und in eine Art Medium eingeschlossen.

Nicht nur  Baumsamen werden verstreut, auch  Kraut- und Straucharten werden großflächig verbreitet, um eine schnelle Durchwurzelung des Bodens zu gewährleisten, Schatten zu spenden, das Bodenleben zu aktivieren und  bessere Wachstumsbedingungen zu schaffen.

Zu den beliebtesten Samen gehören neben Birke und Kiefer   Modebäume wie Douglasien und  Lärchen. Man  erzielte 2022 laut  Seidenberg einen Umsatz von rund 130 000 Euro;  70 bis 80 Prozent wurden in die hauseigene Forschung und Entwicklung investiert. „Für 2023 gehen die Prognosen auf 300 000 Euro plus hinaus.“

Neben Skyseed arbeiten in Europa nur wenige  Anbieter mit dieser Drohnentechnik: Am bekanntesten ist Dendra Systems aus England; sie sind jedoch nur  in den USA und Kanada aktiv.   Man sei „unangefochtener Marktführer in Deutschland“, sagt Seidenberg, ohne Konkurrenz.

 Zu den Kunden gehören neben dem Bund und einzelnen Bundesländern  private Waldbesitzer und  Kleinstwaldbetreiber in Form von kleinen Verbänden. Diese beauftragen Skyseed für den Erhalt oder eine Vergrößerung ihrer Wälder und Wiesen, wofür durchschnittlich ein Preis zwischen 2500 und 3000 Euro je  Hektar verlangt wird, wie  Seidenberg berichtet.

 Zusammen mit der TU Freiberg hat das Unternehmen eine große Versuchsfläche angelegt.  „Da immer mehr Anfragen aus dem europäischen Ausland wie Spanien, Schweden, Österreich und der Schweiz kommen, ist eine Expansion in den Süden des deutschsprachigen Raums, aber auch in andere europäische Länder, bei Erfolg der Versuche,  im Gespräch“, sagt  Seidenberg.

 

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

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