Die PFW Aerospace GmbH aus Speyer ist nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Rohrsystemen in Flugzeugen auf der Welt. 1913 als Pfalz-Flugzeugwerke gegründet, begann man mit 50000 Mark Startkapital. 2019 hat das Unternehmen einen Umsatz von knapp 450 Millionen Euro erwirtschaftet, nach 412 Millionen Euro 2018. „Alles, was in einem Flugzeug mit einer Flüssigkeit zu tun hat, fließt durch Rohre von PFW“, sagt Geschäftsführer Jordi Boto. „Rohr“ klinge wie ein banales Ding, es sei aber ein hochkomplexes Teil. „PFW Aerospace verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung im Flugzeugbau. Diese klare Positionierung hat PFW zu einem weltweit bekannten Experten für Flugzeugkomponenten gemacht“, sagt der Luftfahrtfachmann Cord Schellenberg.
Mehrmals standen die Pfalz-Flugzeugwerke kurz vor dem Aus. Als in den neunziger Jahren einige Produktionswerke vom damaligen Mutterkonzern Airbus geschlossen werden mussten, auch das der Pfalz-Flugzeugwerke, übernahmen die 523 Mitarbeiter das Unternehmen. Derzeit arbeiten rund 1800 Personen in Speyer, in Nuneaton in Großbritannien und im türkischen Izmir.
In den Rohren aus Titan, Aluminium oder Stahl werden etwa Wasser, Druckluft oder Treibstoff durch das Flugzeug geleitet. Sie dienen auch der Stabilität des Flugzeugs. Wegen ihrer Widerstandsfähigkeit haben die Rohre eine wichtige Stützfunktion, denn viele Teile in einem Flugzeug bestehen aus Kunststoff. Boto schätzt den Marktanteil von PFW im Bereich der Hochdruckrohre in kommerziellen Flugzeugen auf 40 Prozent.
Aber nicht nur die Rohrsysteme, die 65 Prozent am gesamten Umsatz des Unternehmens ausmachen, sondern auch Treibstofftanks und Strukturkomponenten stellt das Unternehmen her. Dazu gehören Verkleidungen des Flugzeugrumpfes und Trägerkonstruktionen, etwa der aerodynamisch aufwendige Übergang von der Tragfläche zum Rumpf, der Belly Fairing genannt wird. Insgesamt stellt man laut Boto 15000 Produkte her: von kleinen Rohren, die einen Wert von etwa 10 Dollar haben und täglich tausendfach produziert werden, bis hin zu großen Komponenten wie dem Belly Fairing, der wesentlich seltener hergestellt wird, fast eine Million Dollar kostet und eine knappe Tonne wiegt.
Produkte von PFW sind in allen Flugzeugen von Airbus und in vielen von Boeing zu finden. „Sie müssen in der Lage sein, absolut zuverlässige Produkte zu liefern“, sagt Boto. Wenn beim Auto eine Leitung lecke, dann fahre man auf die Seite; mit einem Flugzeug auf 10000 Meter Höhe gehe das nicht.
Das Unternehmen entwickelt gerade neue Zusatztanks für den Airbus A220, deren Außenwand aus dünnen Metallschichten besteht und in denen kein Gummi mehr enthalten ist. Durch die dünnere Außenwand erhöht sich das Innenvolumen. So steigt die Reichweite; gleichzeitig wird durch das geringere Gewicht der Tanks CO2 gespart. Auch mit Hilfe von 3D-Druckern soll Neues geschaffen werden. Der Materialverlust in der Produktion ließe sich damit stark reduzieren, erklärt Boto. In eineinhalb Jahren sollen die neuen Teile standardmäßig in Flugzeugen verbaut werden.