Eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu entschärfen, ist die Automation. Der ist auch im Einzelhandel, vor allem auf dem Land, groß. Läden ohne Personal könnten zur Lösung des Problems beitragen. „Autonome Stores werden in den nächsten Jahren deutlich an Anzahl zunehmen“, sagt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel und wissenschaftlicher Leiter der „Smart Stores“ auf dem Bildungscampus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. In ländlichen Gebieten könnten so Versorgungslücken geschlossen werden. „Allerdings wird es eine Nische bleiben, die dem traditionellen stationären Handel keine relevante Konkurrenz machen wird.“
Als Vorläufer dieses Konzepts in Europa gilt Amazon. Nach der Dualen Hochschule gibt es in Deutschland gut vierzig Anbieter, die einen autonomen Markt betreiben. Dazu gehören Edeka, Tegut, Lidl und Rewe. Bei Edeka Nord heißt der autonome Supermarkt „Smart Box“. Sie sei ein Pilotprojekt und in Deutschland die erste Box, sagt der Marktleiter von Edeka Alpen in Hohwacht an der Ostsee, Olaf Hutzfeld. Vorbild sei das erfolgreiche Konzept eines Händlers in Österreich, wo es schon bis zu dreißig Boxen gebe. Die Box habe die Syreta GmbH errichtet, sie koste rund 150.000 Euro.
„Wir suchen seit Jahren Personal, aber so einen Job will keiner machen“, sagt Hutzfeld. Die Box funktioniere nicht komplett ohne Personal, doch es werden nur zwei Leute benötigt. Sie transportieren die Waren vom Edeka-Markt im Ort zur Box und befüllen die Regale. In der Smart Box finden Kunden 500 Artikel auf 38 Quadratmetern, in einem Supermarkt durchschnittlich bis zu 12.000 Produkte. Die Box werde für kleinere und größere Einkäufe genutzt. Vor allem kauften Stammkunden und Touristen dort aber Kleinigkeiten.
Sie ist 365 Tage im Jahr jeweils 24 Stunden geöffnet. Im Sommer habe man ungefähr 300 Kunden am Tag und im Winter ungefähr zehn. Da gebe es noch deutliches Verbesserungspotential. Für den Zugang benötigt man eine EC- oder Kreditkarte. Damit die Kunden das Bezahlen nicht versehentlich vergäßen, gebe es Überwachungskameras. Insgesamt werde wenig gestohlen, nicht mehr als in einem normalen Supermarkt.
Edeka plant, auch in den umliegenden Gemeinden von Hohwacht Smart Boxes zu platzieren. Insgesamt gebe es positive Erfahrungsberichte, sagt Stefan Giese, Geschäftsführer von Edeka Nord.
Nach einer selbst durchgeführten Umfrage unter 100 Personen aller Altersgruppen kann sich die Hälfte vorstellen, in einem autonomen Mart einzukaufen. Zurückhaltend zeigen sich Ältere, sie haben Vorbehalte gegenüber Automatismen und bargeldlosem Bezahlen. Zudem fehle der Austausch mit Bekannten und Nachbarn „an der Wursttheke“. Personen unter 30 Jahren befürworten das Konzept hingegen überwiegend. So auch Thorben Dietrich, Zollinspektoranwärter im Schichtdienst. Er schätzt es, sich um 3 Uhr nachts, in seiner „Mittagspause“, etwas zu essen zu kaufen.