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Olympia half ihm auf die Sprünge

Ein erfolgreicher Springreiter verkauft nun Parcours, auch für Wettbewerbe der Spitzenklasse.

F.A.Z.

3.03.2022

Lisa Rosenhahn

Berufliches Schulzentrum, Hechingen

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine führende Figur im Parcoursaufbau werden würde“, sagt der  84 Jahre alte  Parcoursdesigner Olaf Petersen. Er war  ein internationaler Springreiter,  doch die Hindernisse und  der Bau waren auf der ganzen Welt immer gleich und wurden langweilig.  Petersen ist dreifacher olympischer Parcoursdesigner im Reitsport und wohnt im bayerischen Pähl am Ammersee. Dort designt er Sprünge, entwickelt  den Parcoursverlauf und verkauft die Sprünge auf der ganzen Welt – unter anderem für die Olympischen Spiele, Europameisterschaften und  Nationen-Preise.  Neben den eigenen Produkten  verkauft er  Produkte der Marke Caro, die er  im Jahr 2019 übernommen hat.

 „Die Parcours von Olaf Petersen zeichnen sich durch die technische und designerische Raffinesse aus“, sagt  der Europameister der Junioren im Vielseitigkeitsreiten, Jérôme Robiné. Weitere Kunden sind  Reitvereine, regionale Turnierveranstalter und die Ehefrau, die ihrem  Ehemann einen besonderen Sprung zum Geburtstag schenkt.

 Am meisten nachgefragt sind die Hindernisse, bei denen die Fangständer, also die Seitenteile, aus einem Aluminiumrahmen bestehen anstatt aus Holz. Die Ständer sind auf dem Reitplatz ständig dem Wetter und der Platzbewässerung ausgesetzt, und Holz geht  schnell kaputt.  Außerdem ist die Nachfrage nach  Werbehindernissen  hoch.  

Ein durchschnittlicher Acht-Sprünge-Basisparcours aus Holzstangen und Aluminium-Sprungständern kostet 25 000 bis 30 000 Euro. Wenn  ein oder mehrere exklusive Hindernisse mit individuellem Werbeaufdruck enthalten sind, kann es bis zum Dreifachen  kosten. Ein einzelner Werbesprung liegt  bei 10 000 Euro.  Die Kombination aus mehreren Design-Hindernissen findet man  bei Olympia und  so gut wie jedem S-Springen, also Springen der höchsten Leistungsklasse.

Sprungständer aus Aluminium  sind mit 100 bis 150 Euro etwas teurer als solche aus Holz, die meistens weniger als 100 Euro kosten.  Dafür müssen Erstere   seltener ersetzt werden.  Außerdem ist es  einfacher, die Sprünge zu transportieren und einen Parcours ohne großen Aufwand auf- und umzubauen. „Alu ist der große Renner geworden”, sagt Petersen.

1988 baute Petersen seine erste  Hindernis-Produktion auf und ist nun, wie  er sagt, einer der erfolgreichsten „von insgesamt nur 12 Parcoursdirectors weltweit“.  Er sei der deutsche Marktführer und  hebe sich durch die internationale Kundschaft  ab. Gleich zu Beginn war er zu den Olympischen Spielen in Seoul eingeladen, die ihm den Durchbruch brachten. Sein Erfolgsrezept  war, dass man mit den Hindernissen das Besondere des Landes zeigt. Er  designte  landestypische Motive wie  Tempel und  Drachen.   

2019, kurz vor der Pandemie, übernahm Petersen Caro. Der Umsatz der Marke stieg 2020 um  mehr als 50 Prozent.  Möglich war das  durch persönliche Kontakte auf der ganzen Welt und dadurch, dass kleine Unternehmen  schließen mussten.  Jährlich verkauft man 1000 bis 1500 komplette Hindernisse in die ganze Welt und außerdem  Zubehörteile. „Normalerweise kauft man aus China. Wir liefern nach China“, sagt Petersen. Caro exportiert  in 70 Länder.  Größere  Mengen gehen  zurzeit in die USA, denn dort besteht eine Holzknappheit wegen eines Handelsstreits   mit  Kanada.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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