Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine führende Figur im Parcoursaufbau werden würde“, sagt der 84 Jahre alte Parcoursdesigner Olaf Petersen. Er war ein internationaler Springreiter, doch die Hindernisse und der Bau waren auf der ganzen Welt immer gleich und wurden langweilig. Petersen ist dreifacher olympischer Parcoursdesigner im Reitsport und wohnt im bayerischen Pähl am Ammersee. Dort designt er Sprünge, entwickelt den Parcoursverlauf und verkauft die Sprünge auf der ganzen Welt – unter anderem für die Olympischen Spiele, Europameisterschaften und Nationen-Preise. Neben den eigenen Produkten verkauft er Produkte der Marke Caro, die er im Jahr 2019 übernommen hat.
„Die Parcours von Olaf Petersen zeichnen sich durch die technische und designerische Raffinesse aus“, sagt der Europameister der Junioren im Vielseitigkeitsreiten, Jérôme Robiné. Weitere Kunden sind Reitvereine, regionale Turnierveranstalter und die Ehefrau, die ihrem Ehemann einen besonderen Sprung zum Geburtstag schenkt.
Am meisten nachgefragt sind die Hindernisse, bei denen die Fangständer, also die Seitenteile, aus einem Aluminiumrahmen bestehen anstatt aus Holz. Die Ständer sind auf dem Reitplatz ständig dem Wetter und der Platzbewässerung ausgesetzt, und Holz geht schnell kaputt. Außerdem ist die Nachfrage nach Werbehindernissen hoch.
Ein durchschnittlicher Acht-Sprünge-Basisparcours aus Holzstangen und Aluminium-Sprungständern kostet 25 000 bis 30 000 Euro. Wenn ein oder mehrere exklusive Hindernisse mit individuellem Werbeaufdruck enthalten sind, kann es bis zum Dreifachen kosten. Ein einzelner Werbesprung liegt bei 10 000 Euro. Die Kombination aus mehreren Design-Hindernissen findet man bei Olympia und so gut wie jedem S-Springen, also Springen der höchsten Leistungsklasse.
Sprungständer aus Aluminium sind mit 100 bis 150 Euro etwas teurer als solche aus Holz, die meistens weniger als 100 Euro kosten. Dafür müssen Erstere seltener ersetzt werden. Außerdem ist es einfacher, die Sprünge zu transportieren und einen Parcours ohne großen Aufwand auf- und umzubauen. „Alu ist der große Renner geworden”, sagt Petersen.
1988 baute Petersen seine erste Hindernis-Produktion auf und ist nun, wie er sagt, einer der erfolgreichsten „von insgesamt nur 12 Parcoursdirectors weltweit“. Er sei der deutsche Marktführer und hebe sich durch die internationale Kundschaft ab. Gleich zu Beginn war er zu den Olympischen Spielen in Seoul eingeladen, die ihm den Durchbruch brachten. Sein Erfolgsrezept war, dass man mit den Hindernissen das Besondere des Landes zeigt. Er designte landestypische Motive wie Tempel und Drachen.
2019, kurz vor der Pandemie, übernahm Petersen Caro. Der Umsatz der Marke stieg 2020 um mehr als 50 Prozent. Möglich war das durch persönliche Kontakte auf der ganzen Welt und dadurch, dass kleine Unternehmen schließen mussten. Jährlich verkauft man 1000 bis 1500 komplette Hindernisse in die ganze Welt und außerdem Zubehörteile. „Normalerweise kauft man aus China. Wir liefern nach China“, sagt Petersen. Caro exportiert in 70 Länder. Größere Mengen gehen zurzeit in die USA, denn dort besteht eine Holzknappheit wegen eines Handelsstreits mit Kanada.