Spannende Inhalte finden

Mit der Tür ins Haus

In Tiny Houses wohnt man auf 20 bis 25 Quadratmetern. Eine Schreinerei aus Hamm baut besonders viele dieser mobilen Unterkünfte.

F.A.Z.

1.12.2022

Felix Höper

Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster

Wohnraum ist vielerorts knapp und  teuer.  Ein Ausweg könnten Tiny Houses sein. Die Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm baut solche winzigen Häuser. Den Familienbetrieb in der dritten Generation gibt es seit über 70 Jahren.  Geschäftsführer Stefan Diekmann brachte  die  Idee, kleine Häuser in Deutschland zu bauen, aus  Kanada mit.  Der Bau der Häuser begann 2016. Man stelle   30 bis 40 Häuser im  Jahr her, berichtet  Diekmann. Das Unternehmen ist  nach eigenen Angaben  mit rund 120 gebauten Tiny Houses  Marktführer in Deutschland.  

Von einem Tiny House  spricht man, wenn die Fläche  20 bis 25  Quadratmeter beträgt. Man muss darin kochen können, schlafen, duschen und arbeiten. „Das ist schon eine Herausforderung“, sagt  Diekmann. Er  richtete eine  Werkstatt nur für die winzigen Häuser, die mit Holz verkleidet sind, ein. Wegen  der geringen Fläche wird jeder Zentimeter  genutzt; so ist jede Treppenstufe auch eine Schublade.  

Die Nachfrage steige, sagt Diekmann.  Die Kunden  sind   zwischen 20 und 70 Jahre alt. Sie möchten  zum Beispiel mit  einer kleineren Wohnfläche  die laufenden Kosten reduzieren. Andere Kunden wollten sich von unnötigem Ballast befreien,  um mehr Lebenszeit für anderes zu haben. Die Häuser sind auch etwas für Menschen, die temporär an einem anderen  Wohnort leben möchten; sie  können nämlich umziehen. Um sie  über eine Straße transportieren zu dürfen, dürfen sie  maximal 2,30 Meter breit sein. Man hat auch  gewerbliche Kunden, die das Haus  für die Ferien vermieten,  es als  Messehaus oder  Showroom nutzen.

Durch die Nutzung  für dauerhafte Wohnzwecke wird das Tiny House zum Gebäude. Auf welchen Grundstücken es aufgestellt werden darf, ist dem örtlichen Flächennutzungsplan und,  soweit vorhanden, dem Bebauungsplan zu entnehmen.  Das Grundstück muss erschlossen sein. Wie das Tiny House äußerlich beschaffen sein muss, ist im  Bebauungsplan und/oder in der Ortsgestaltungssatzung vorgegeben; so steht es auf  der Homepage des  Tiny House Verbandes. Er rät, das  Haus nach den  baurechtlichen Vorgaben des vorher ausgesuchten Grundstücks zu bauen und nicht zuerst  das Tiny House zu bauen und dann ein geeignetes Grundstück zu suchen. Nach Angaben der Schreinerei  Diekmann stehen  Tiny Houses oft  auf Dauercampingplätzen.   

Die Häuser werden nach Kundenwunsch gefertigt.  Der Preis  bis zum Rohbau liegt bei 45 000 Euro. Es gibt auch Doppelhaus-Tiny-Houses, die etwa 120 000 Euro kosten. Der Durchschnittspreis für ein vollausgestattetes Tiny House für Wohnzwecke beträgt  nach Angaben des Unternehmens rund  70 000 Euro. Der Jahresumsatz liege im  unteren einstelligen Millionenbereich. 

 Das Unternehmen beschäftigt   50 Mitarbeiter,  Schreiner, Zimmermänner und Möbelarbeiter.  Die Elektrik und die sanitären Anlagen bringen  externe Unternehmen an.  Man bietet  Autarkiekonzepte an; dann sind die Bewohner  in  der Strom- und Wasserversorgung unabhängig. Strom kann eine  Solaranlage auf dem Dach produzieren,  Wasser kann man aus Regen- und Duschwasser gewinnen.

 Verwendet werden  ausschließlich recycelte und  bioökologische Materialien. Die Dämmstoffe  hätten herausragende Dämmeigenschaften; man verwendet  Glaswolle, Steinwolle, Hanf-Jute und  Holzfasern.   Weitere Komponenten sind Kompost- oder Trocken-Trenntoiletten,  Kaminöfen und Luft-Wärme-Tauscher.   

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

Weiterlesen

Cookie Einstellungen