Wohnraum ist vielerorts knapp und teuer. Ein Ausweg könnten Tiny Houses sein. Die Heinz Diekmann Schreinerei und Zimmerei GmbH aus Hamm baut solche winzigen Häuser. Den Familienbetrieb in der dritten Generation gibt es seit über 70 Jahren. Geschäftsführer Stefan Diekmann brachte die Idee, kleine Häuser in Deutschland zu bauen, aus Kanada mit. Der Bau der Häuser begann 2016. Man stelle 30 bis 40 Häuser im Jahr her, berichtet Diekmann. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben mit rund 120 gebauten Tiny Houses Marktführer in Deutschland.
Von einem Tiny House spricht man, wenn die Fläche 20 bis 25 Quadratmeter beträgt. Man muss darin kochen können, schlafen, duschen und arbeiten. „Das ist schon eine Herausforderung“, sagt Diekmann. Er richtete eine Werkstatt nur für die winzigen Häuser, die mit Holz verkleidet sind, ein. Wegen der geringen Fläche wird jeder Zentimeter genutzt; so ist jede Treppenstufe auch eine Schublade.
Die Nachfrage steige, sagt Diekmann. Die Kunden sind zwischen 20 und 70 Jahre alt. Sie möchten zum Beispiel mit einer kleineren Wohnfläche die laufenden Kosten reduzieren. Andere Kunden wollten sich von unnötigem Ballast befreien, um mehr Lebenszeit für anderes zu haben. Die Häuser sind auch etwas für Menschen, die temporär an einem anderen Wohnort leben möchten; sie können nämlich umziehen. Um sie über eine Straße transportieren zu dürfen, dürfen sie maximal 2,30 Meter breit sein. Man hat auch gewerbliche Kunden, die das Haus für die Ferien vermieten, es als Messehaus oder Showroom nutzen.
Durch die Nutzung für dauerhafte Wohnzwecke wird das Tiny House zum Gebäude. Auf welchen Grundstücken es aufgestellt werden darf, ist dem örtlichen Flächennutzungsplan und, soweit vorhanden, dem Bebauungsplan zu entnehmen. Das Grundstück muss erschlossen sein. Wie das Tiny House äußerlich beschaffen sein muss, ist im Bebauungsplan und/oder in der Ortsgestaltungssatzung vorgegeben; so steht es auf der Homepage des Tiny House Verbandes. Er rät, das Haus nach den baurechtlichen Vorgaben des vorher ausgesuchten Grundstücks zu bauen und nicht zuerst das Tiny House zu bauen und dann ein geeignetes Grundstück zu suchen. Nach Angaben der Schreinerei Diekmann stehen Tiny Houses oft auf Dauercampingplätzen.
Die Häuser werden nach Kundenwunsch gefertigt. Der Preis bis zum Rohbau liegt bei 45 000 Euro. Es gibt auch Doppelhaus-Tiny-Houses, die etwa 120 000 Euro kosten. Der Durchschnittspreis für ein vollausgestattetes Tiny House für Wohnzwecke beträgt nach Angaben des Unternehmens rund 70 000 Euro. Der Jahresumsatz liege im unteren einstelligen Millionenbereich.
Das Unternehmen beschäftigt 50 Mitarbeiter, Schreiner, Zimmermänner und Möbelarbeiter. Die Elektrik und die sanitären Anlagen bringen externe Unternehmen an. Man bietet Autarkiekonzepte an; dann sind die Bewohner in der Strom- und Wasserversorgung unabhängig. Strom kann eine Solaranlage auf dem Dach produzieren, Wasser kann man aus Regen- und Duschwasser gewinnen.
Verwendet werden ausschließlich recycelte und bioökologische Materialien. Die Dämmstoffe hätten herausragende Dämmeigenschaften; man verwendet Glaswolle, Steinwolle, Hanf-Jute und Holzfasern. Weitere Komponenten sind Kompost- oder Trocken-Trenntoiletten, Kaminöfen und Luft-Wärme-Tauscher.