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Mieterschutz treibt Blüten

Bienen zum Mieten: Auch Unternehmen können zu Imkern werden.

F.A.Z.

21.06.2019

Carina Lehwald

Friedrich-List-Schule, Lübeck

Wenn man sich mit Bienen auseinandersetzt, dann weiß man, wie wichtig die Biene ist, und dass das Allerwichtigste auf der Welt für die Biene der Imker ist“, sagt Dieter Schimanski, der Gründer der Bee-Rent GmbH aus dem niedersächsischen Ganderkesee. Ohne Imker können Bienen heutzutage nicht überleben; deshalb gründete Schimanski 2015 sein Unternehmen, mit einem Startkapital von 2000 Euro und zwei Bienenvölkern zum Vermieten. Im vergangenen Jahr hat er mit 300 Bienenvölkern rund 200000 Euro umgesetzt. 2017 vermietete er etwa 100 Honigbienenvölker. Die Völker kauft Bee-Rent von Züchtern, oder man züchtet sie selbst. 2017 füllte man rund 8000 Gläser Honig ab und 2018 etwa 25000 Gläser.

Im Unternehmen arbeiten drei Mitarbeiter in der Verwaltung, man beschäftigt zwanzig Minijobber und viele, die die Bienen pflegen. „Bienen für andere als Nachhaltigkeitsprojekt interessant zu machen“ ist Schimanskis Konzept. Unternehmen und Privatpersonen können für zwei Jahre jeden Monat 199 Euro investieren, um einen Bienenstock zu mieten. Die Leistungen sind die Aufstellung einer Bee-Rent-Box, etwa 15 Besuche im Jahr zur Kontrolle und Aufgaben wie die Gesunderhaltung der Bienen und die Wintervorbereitungen. Hinzu kommen das Verarbeiten und Abfüllen des Honigs für den Mieter. Inklusive sind auch die Versicherung, die Anmeldung beim Veterinäramt, die Untersuchung der Bienengesundheit und am Ende der Laufzeit das Abholen der Bienenwohnung. Die Bee-Rent-Box besteht aus einem Honigbienenvolk mit bis zu 50000 Bienen. Auf dem Bienenstock kann ein Logo auf Fahnenstoff aufgetragen werden.

Zu Beginn wird geprüft, ob es gesetzlich möglich ist, den Bienenstock aufzustellen. Bienenstöcke können zwar an vielen Stellen aufgestellt werden, sie sollten aber nicht im Feuchten oder Nassen stehen, und die Flugöffnung sollte in eine Richtung zeigen, in der keine Menschen laufen. Sonderwünsche wie das Aufstellen eines Bienenstocks, den man vom Bett beobachten kann oder hoch auf dem Dach eines Unternehmens, von dem man den ganzen Hafen in Kiel sehen kann, können verwirklicht werden.

Auf Sylt leben Bienen von Bee-Rent auf dem Grundstück eines Hotels. Angeschlossen haben sich auch die Atlantic Hotels mit Unternehmenssitz in Bremen. Zur Gruppe gehört das Atlantic Grand Hotel Travemünde; es hat ein Bienenvolk auf der Dachterrasse eines Veranstaltungsraums. Warum hat sich das Hotel für diese Kooperation entschieden? Man setze sich mit Bienen und dem Bienensterben auseinander und damit mit dem Thema Nachhaltigkeit, sagt Hoteldirektor Kay Plesse. Und man wecke Begeisterung bei den Gästen, die sich auch über den eigenen Honig freuten. Jeder Besuch von Bee-Rent bedeute, etwas zu lernen über das Leben der Biene und deren Nutzen.

„Wir wachsen dadurch, dass sich andere mit unserem Konzept selbständig machen“, erklärt Schimanski. Zurzeit hat das Unternehmen 14 Franchisenehmer, zum Beispiel in Köln, Berlin und Hamburg. Man erhalte Anfragen aus Holland und Frankreich. Inzwischen gebe es Nachahmer; die seien aber nur regional tätig.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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