Spannende Inhalte finden

Maßgeblich beteiligt

Urban Change Lab vermittelt Handwerker aus Afrika. Diese stellen Produkte her, die man nicht so schnell wegwirft.

F.A.Z.

16.06.2023

Julina Baum

Berlin Cosmopolitan School, Berlin

Es geht  schnell: Man kauft eine  neue Tasche,  die alte wandert in den Schrank und später in den Müll, obwohl sie noch gut in Schuss ist.  Das Problem sei,  dass man die Geschichte hinter einem Produkt nicht kenne und einem die Verbindung dazu fehle, sagt Jochen Baumeister, Gründer der  Urban Change Lab GmbH in Berlin.  Und so ersetze man das  alte Produkt einfach. Das möchte Baumeister  ändern, unter dem Motto „Deine Idee – ethisch maßgefertigt“. Ende 2015 hatte man den  ersten Kunden.

Die Kunden  sagen, welches Produkt sie haben möchten und wie es aussehen sollte.  Egal ob  Tasche, Essstäbchen oder Ukulele, das Unternehmen prüft, ob  der  Wunsch umsetzbar ist. Dann bringt es die Kunden in einen  direkten Kontakt zu  einem Handwerker in Afrika, mit dem Genaueres  persönlich besprochen wird. Handgefertigtes kann man im  Internet auch auf anderen Plattformen kaufen. Dass aber auf Anfrage des Kunden in dieser Form hergestellt werde, gebe es sonst so noch nicht, sagt Baumeister.

 Urban Change Lab  unterscheidet  zwischen den Produktkategorien Mode, etwa  Taschen, Kleidung und  Schmuck, sowie Interior; dazu gehören  Möbel, Decken und  Kunst.   Dass ein Wunsch nicht umgesetzt werden könne, komme eigentlich nicht vor.   Während der Corona-Pandemie wurden  Gesichtsmasken gefertigt, bunte Stoffmasken wurden in höherer Anzahl  an Schulen geliefert. 

„Wir sind in Kenia gestartet. Mittlerweile haben wir auch Handwerker in Ruanda und Ghana und vereinzelt in anderen Ländern“, erzählt Baumeister. Die Handwerker kommen meistens aus sehr armen Regionen,  wohnen in  Slums und verdienen ihr weniges Geld auf Märkten. Das Unternehmen ermöglicht ihnen nicht nur, Geld zu verdienen, sondern  auch zu erfahren, was gerade gefragt ist. So  können sie  womöglich  auf dem Markt vor Ort mehr verkaufen.  Über persönliche Kontakte  hat Baumeister die Handwerker –  es sind derzeit gut siebzig – ausfindig gemacht.  Kurzporträts finden sich auf der Homepage.

Man   erzielt einen sechsstelligen Jahresumsatz. „Wir wollen Geld verdienen, das ist ganz bewusst“, sagt Baumeister.  Der Produzent berechnet einen Preis für das Schmuckstück, die Skulptur oder das Portemonnaie. Diesen Betrag bekomme er zu 100 Prozent.   Darauf kommen allerdings noch 10 Prozent für   Urban Change Lab  und  die Versandkosten.

Das Unternehmen betont die Vorteile dieser Art des Einkaufens.  Der Kunde  wisse genau, dass zum Beispiel seine Tasche nachhaltig hergestellt worden sei. Außerdem seien die Produkte hochwertig und hielten lange. Man könne über den Kontakt zum Handwerker die Entstehung seines Rucksacks oder  Schmuckstücks genau verfolgen.  Wenn die Tasche nach langem Gebrauch  mal ein Loch habe, gehe man lieber zur Reparatur, als sich eine neue zu kaufen, glaubt Baumeister. Denn man wisse, wie viel Arbeit dahinterstecke, und kenne die Person, die sie hergestellt habe.

 

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

Weiterlesen

Cookie Einstellungen