Es geht schnell: Man kauft eine neue Tasche, die alte wandert in den Schrank und später in den Müll, obwohl sie noch gut in Schuss ist. Das Problem sei, dass man die Geschichte hinter einem Produkt nicht kenne und einem die Verbindung dazu fehle, sagt Jochen Baumeister, Gründer der Urban Change Lab GmbH in Berlin. Und so ersetze man das alte Produkt einfach. Das möchte Baumeister ändern, unter dem Motto „Deine Idee – ethisch maßgefertigt“. Ende 2015 hatte man den ersten Kunden.
Die Kunden sagen, welches Produkt sie haben möchten und wie es aussehen sollte. Egal ob Tasche, Essstäbchen oder Ukulele, das Unternehmen prüft, ob der Wunsch umsetzbar ist. Dann bringt es die Kunden in einen direkten Kontakt zu einem Handwerker in Afrika, mit dem Genaueres persönlich besprochen wird. Handgefertigtes kann man im Internet auch auf anderen Plattformen kaufen. Dass aber auf Anfrage des Kunden in dieser Form hergestellt werde, gebe es sonst so noch nicht, sagt Baumeister.
Urban Change Lab unterscheidet zwischen den Produktkategorien Mode, etwa Taschen, Kleidung und Schmuck, sowie Interior; dazu gehören Möbel, Decken und Kunst. Dass ein Wunsch nicht umgesetzt werden könne, komme eigentlich nicht vor. Während der Corona-Pandemie wurden Gesichtsmasken gefertigt, bunte Stoffmasken wurden in höherer Anzahl an Schulen geliefert.
„Wir sind in Kenia gestartet. Mittlerweile haben wir auch Handwerker in Ruanda und Ghana und vereinzelt in anderen Ländern“, erzählt Baumeister. Die Handwerker kommen meistens aus sehr armen Regionen, wohnen in Slums und verdienen ihr weniges Geld auf Märkten. Das Unternehmen ermöglicht ihnen nicht nur, Geld zu verdienen, sondern auch zu erfahren, was gerade gefragt ist. So können sie womöglich auf dem Markt vor Ort mehr verkaufen. Über persönliche Kontakte hat Baumeister die Handwerker – es sind derzeit gut siebzig – ausfindig gemacht. Kurzporträts finden sich auf der Homepage.
Man erzielt einen sechsstelligen Jahresumsatz. „Wir wollen Geld verdienen, das ist ganz bewusst“, sagt Baumeister. Der Produzent berechnet einen Preis für das Schmuckstück, die Skulptur oder das Portemonnaie. Diesen Betrag bekomme er zu 100 Prozent. Darauf kommen allerdings noch 10 Prozent für Urban Change Lab und die Versandkosten.
Das Unternehmen betont die Vorteile dieser Art des Einkaufens. Der Kunde wisse genau, dass zum Beispiel seine Tasche nachhaltig hergestellt worden sei. Außerdem seien die Produkte hochwertig und hielten lange. Man könne über den Kontakt zum Handwerker die Entstehung seines Rucksacks oder Schmuckstücks genau verfolgen. Wenn die Tasche nach langem Gebrauch mal ein Loch habe, gehe man lieber zur Reparatur, als sich eine neue zu kaufen, glaubt Baumeister. Denn man wisse, wie viel Arbeit dahinterstecke, und kenne die Person, die sie hergestellt habe.