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Man bringt sie besser unter die Erde

Mit den Geräten von Volmer Engineering düngen Landwirte umweltfreundlich und zielgenau – die Gülle stinkt nicht mehr.

F.A.Z.

6.10.2022

Linus Bockstede

Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster

Anfang Herbst, die  Maisernte beginnt.  Bis dahin   musste der Mais  gedüngt werden, am besten  effizient und umweltfreundlich. Die 2014 gegründete Volmer Engineering GmbH aus  Rheine im Münsterland hat sich  darauf  spezialisiert. Die  Produktpalette umfasst  laut Thomas Fehmer, dem Leiter der Produktentwicklung, fast ausschließlich Geräte zur Ausbringung von organischen Düngemitteln. 

Das meistverkaufte Produkt ist  das Strip-till-Gerät Culex. Es bringt die Gülle emissionsarm aus: Der Boden wird angehoben, die Gülle eingelegt und die Erde wieder abgesetzt. Dann wird darüber  die Saat ausgebracht,  und die Frucht wird von unten mit Nährstoffen versorgt.  Der positive Nebeneffekt ist laut Fehmer, dass es nicht mehr rieche, da die Gülle unter der Erde ihre Wirkung tue. Bisher hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 300 Culex  verkauft.   Von rund 120 im Jahr 2021  gebauten Geräten waren nach Unternehmensangaben  45 Strip-till-Geräte. In der  Volmer Engineering GmbH arbeiten rund 30 Mitarbeiter, man erzielt einen Jahresumsatz von 6,7 Millionen Euro. 

 Wird das Gerät in den Boden eingelassen, wird mit einem Parabelschar der Boden 20 bis 30 Zentimeter tief gelockert und angehoben. Hinter dem Schar werden mittels zwei Schläuchen die  Güllebänder angelegt. Im Anschluss wird der Boden wieder in die Anfangsposition abgelegt. So wird nach Unternehmensaussage die Gülle emissionsarm eingebracht, der Nährstoff gut für die Pflanzen bereitgestellt und nur minimal in den Boden eingegriffen.

Vor der Erfindung dieses Gerätes wurde die Gülle  mit einem Prallteller auf der Oberfläche verteilt. Dann ist die Gülle einer schnellen Verdunstung und Auswaschung ausgesetzt.   Mit dem Culex wird die Gülle „unterfuß“ in guter Erreichbarkeit für die Pflanze ausgebracht, die Nährstoffe werden effektiver  genutzt.  So wird   künstlicher Stickstoffdünger gespart, und die Gren­zen der gesetzlichen Vorgaben wer­den besser ausgereizt. Bei der  Ablage an der Oberfläche beträgt die Effizienz bis zu  70 Prozent.  Mit dem Strip-till-Gerät werden nahezu 100 Prozent erreicht.

 Laut  Fehmer unterscheidet sich das Culex von Konkurrenzprodukten haupt­sächlich im Schar zur Auflockerung und Ausbringung. „Bei der Konkurrenz wird der Boden mit einem geraden Schar aufgebrochen, und die Erde wird von dem entstandenen Schlitz weggeschleudert. Beim Culex wird die Erde angehoben und nach der Ausbringung wieder in die vorherige Position abgelegt.“

Dass das Unternehmen bisher nicht mehr Geräte verkauft hat, liegt nach Geschäftsführer Bernd Volmer an den niedrigen Düngerpreisen der vergangenen Jahre. Durch den starken Anstieg der Energiepreise ist aber auch der Kunstdüngerpreis stark gestiegen. Zu­sätzlich verpflichtet ein  EU-Gesetz zur Einarbeitung von Gülle.  Man rechne für dieses Jahr damit, mehr als  70 Geräte zu verkaufen, mehr als die Konkurrenz, wie Volmer sagt. Ein Gerät kostet zwischen 80 000 und  100 000 Euro. 

Derzeit entwickelt man ein Gerät zur Ausbringung von organischem Dün­ger in Grünland (Wiese).   Die Schwierigkeit in einer Wiese ist, die Grasnarbe nicht übermäßig zu schädigen und gleichzeitig eine möglichst große Fläche mit diesem Depot abzudecken, da Gras auf der kompletten Feldfläche wächst. 

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

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