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Macht sich schnell bezahlt

WAS baut Transporter zu Krankenwagen um.

F.A.Z.

18.12.2020

Johannes Belko

Parler Gymnasium, Schwäbisch Gmünd

Mancher fragt sich, wenn er einen Krankenwagen sieht, wie aus einem normalen Transporter ein fahrendes Behandlungszimmer wird. Ein europäischer Marktführer für solche Sonderfahrzeuge ist nach eigenen Angaben die Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH (WAS) aus Niedersachsen. „Das Unternehmen hat 1987 unter einem anderen Namen in Wietmarschen angefangen und diverse Fahrzeuge um- und ausgebaut“, sagt Simone Bergmann, Pressesprecherin von WAS. Heute stellt das Unternehmen Einsatzwagen in drei Produktbereichen her: Ambulanz-, Notarzt- und weitere Sonderfahrzeuge, zum Beispiel für den Katastrophenschutz, für Sicherheitseinheiten und die Polizei. Ambulanz- und Notarztwagen bilden mit rund 75 Prozent des Umsatzes den Schwerpunkt. Kunden sind Rettungsdienste, private Unternehmen und Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst sowie Institutionen im Ausland, etwa Krankenhäuser in der Golf-Region.

Deutschland ist nach Angaben des Unternehmens mit 40 Prozent Umsatzanteil der größte Markt. Der größte Kunde sei das Bayerische Rote Kreuz, das für ganz Bayern für alle Hilfsorganisationen die Kofferambulanzen bei WAS kaufe. Solche Kunden sind durch ihre gemeinnützigen Rechtsformen angehalten, die verschiedenen Hersteller immer wieder zu vergleichen.

Nach Angaben des Unternehmens werden in Wietmarschen, dem Hauptproduktionssitz neben einem kleineren Standort in Polen, rund 1200 Fahrzeuge im Jahr produziert. WAS beschäftigt 350 Spezialisten, die zu 90 Prozent in Handarbeit an den Fahrzeugen arbeiten. Dazu kommen rund 80 Mitarbeiter in Verwaltung und Entwicklung. Nach Angaben von WAS lag der Umsatz 2019 bei 90 Millionen Euro.

In Deutschland gibt es noch zwei weitere Hersteller, die in ähnlichem Umfang Ambulanz- und Sonderfahrzeuge herstellen: Die BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH in Ilmenau führt nach Angaben auf ihrer Homepage mit 212 Mitarbeitern rund 1300 Umbauten im Jahr durch. In Schönebeck bei Magdeburg baut mit 300 Angestellten die Ambulanz Mobile GmbH&Co. KG etwa 1500 Fahrzeuge aus und um.

WAS sei Spezialist für Kofferambulanzen, sagt Bergmann. Ein Koffer wird hinten auf das Fahrzeug gesetzt, was bei vielen Rettungswagen zu sehen ist. Somit kann die Technik hinter den Wänden verlegt werden.

Der Kunde kann zwischen mehreren Automobilherstellern wählen. WAS ist Partner führender Marken wie Mercedes-Benz, VW und MAN. „Die Planung und Beschaffung dauert drei bis vier Monate, die eigentliche Fertigung dauert drei bis fünf Tage“, heißt es von WAS. Die Preise je Fahrzeug lägen zwischen 80.000 und 160.000 Euro.

Die Wagen werden vor der Auslieferung getestet. „Alle gängigen und relevanten Fahrzeug- und Ambulanztests müssen beachtet werden: Überschlag-, Crash-, EMV-Tests und viele andere.“ Ebenfalls wird darauf geachtet, dass alle relevanten 56 EU-Richtlinien erfüllt werden. Die Technik wie Beatmungsgerät, EKG oder Funk- und Navigationsgerät wird entweder vom Kunden oder von WAS eingebaut. Auch von WAS entwickelte Technik wie die Innenraumdesinfektion kann eingebaut werden.

Auf einem Fahrzeug ruhen größere Hoffnungen: Mit ihm kommt der Arzt zum Patienten. Es enthält einen Behandlungsraum und einen Umkleideraum. Entwickelt wurde es für das Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“ im Emsland.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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