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Kicken ist reine Kopfsache

Stefan Raab hat Kopfballtischtennis berühmt gemacht. Erfunden hat es Headis aus der Pfalz.

F.A.Z.

7.03.2019

Riane Burelbach

Albert-Einstein-Gymnasium, Frankenthal

Alles begann 2006 in einem Freibad in Kaiserslautern: Das Fußballfeld war belegt, René Wegner spielte Tischtennis mit dem Kopf. Für diese Sportart, das Kopfballtischtennis, entwickelte er ein Event- und Marketingkonzept, dem er den Namen Headis gab. Logo und Marke sind marken- und kennzeichenrechtlich geschützt. Die Headis GmbH gründete Wegner 2013. „Headis hat sich sehr gut entwickelt, mit vielen Bundesligavereinen, mit denen wir gearbeitet haben, und Fernsehauftritten, sehr viel mit Stefan Raab“, erzählt Wegner. Im Oktober 2014 und 2015 gab es ein „TV Total Headis Special“. Ende März wird Pro Sieben die „1. Headis Team WM“ ausstrahlen, produziert wird die Show von Raab. Headis hat sich zudem an mehr als zwanzig Universitäten etabliert. Wegner berichtet außerdem von Einladungen für Headis-Shows aus der ganzen Welt.

Etwa 80 000 Menschen sollen Headis spielen. „Das, was Headis besonders macht, sind der komplette Lifestyle drum herum und die Community“, erklärt Produktmanager Eric Meiser. Es existiert eine Headis-Weltrangliste; dafür gibt es eine europäische Turnierserie mit rund zwölf Weltcupstationen inklusive Weltmeisterschaften und Masters, also Einladungsturnieren. „In Ländern wie China, Australien, Tschechien und der Slowakei werden auch Turniere für eine landesinterne Rangliste gespielt“, berichtet Wegner. Preisgeld wird für solche Meisterschaften bisher noch nicht gezahlt.

Im Online-Shop verkauft Headis Bälle für knapp 15 Euro. „Es werden jährlich rund 5000 Bälle in die ganze Welt geschickt“, sagt Meiser. Exportiert würden etwa 10 Prozent. Der Ball ist weich und springt gut; im aufgepumpten Zustand beträgt sein Umfang 50 Zentimeter. „Mit etwas Übung kann man auch Spin auf den Ball geben, da die Oberfläche leicht angerauht ist“, erklärt Meiser. Nach Wegners Angaben beträgt der Jahresumsatz des Vier-Personen-Unternehmens rund 300 000 Euro. Das Wachstum der Headis GmbH sei aus eigenen Mitteln erfolgt, ohne Fremd- oder Risikokapital. Auch in der „Höhle der Löwen“ ist Wegner 2014 mit seiner Idee durchgefallen. Eine Begründung war, die Sportart sei für Brillenträger und ältere Menschen ungeeignet.

Seit November vermarktet man eine neue Sportart: Hesher-Ball. Entstanden ist die Idee in einer Kneipe: Anton Zaslavski, Musikproduzent, DJ des Electro-House und Pop („DJ Zedd“) und Freund von Wegner, spielte mit zwei Bällen auf einem Billardtisch. Meiser und ein Team entwickelten daraus ein Spiel. Zum Spielset gehören vier Ecken, die von Bito aus Meisenheim hergestellt werden. Bito hat im vergangenen Jahr 10 Prozent an der Headis GmbH erworben, wie Meiser berichtet. Außerdem besteht das Spiel aus zwei mit Velours überzogenen Bällen und Gurten für die Bande.

Man kann es auf fast jedem Tisch errichten und im Rucksack verstauen. In der Mitte des Tisches wird eine Linie gezogen. Gespielt wird mit einem roten Ball, dem Hesher-Ball, und einem schwarzen Ball, dem Game-Ball. Mit diesem versucht man, den roten Ball in Bewegung zu halten und in eines der Löcher an den Ecken zu befördern. Zusammengeschraubt wird das Set bei Headis in Kaiserslautern. Die erste Auflage bestand aus 2500 Sets.

Bekannt wurde das Spiel durch Fernsehauftritte, beispielsweise bei „Schlag den Henssler“. Ein Hesher-Ball-Set kostet 89 Euro. „Wir sind gerade in Gesprächen mit Händlern auf der ganzen Welt, die Hesher-Ball in ihr Sortiment aufnehmen wollen“, sagt Meiser. Mit der Marke hat man den German Design Award 2019 gewonnen.

Headis unterhält auch ein gemeinnütziges Projekt mit dem Namen Headição. Dafür fliegen Wegner und Meister beispielsweise nach Brasilien oder Südafrika und bauen mit Spendengeld gemeinsam mit Kindern und Kooperationspartnern Headis-Platten in Slums auf. Zur Finanzierung verkaufen sie eigene Headição-Artikel, etwa ein Strandtuch für 25 Euro. Mit dem Lions Club und einigen Unternehmen werde nun eine ähnliche Aktion mit Hesher-Ball durchgeführt. Sets werden zum Beispiel Schulen oder Jugendzentren gespendet.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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