Führerschein in sieben Tagen – so lautet das Motto des ersten deutschen „Fahrschulinternats“ in Gera in Thüringen. In sieben Tagen sollen die Fahrschüler auf die Prüfungen vorbereitet werden und am neunten Tag ihren Führerschein in der Hand halten. Die Fahrschule Fischer, die erste selbständige Fahrschule in Gera, wurde im März 1990 von Mike Fischer eröffnet, später wurde sie zur Fischer Academy GmbH. Nach dem Mauerfall 1989 war Fischer 27 Jahre alt. „Ich war einer der jüngsten Fahrlehrer damals in der DDR.“ In seiner Fahrschule unterrichtete er mit einem Trabant 601 Deluxe. An dem Tag der Eröffnung „standen die Leute massenhaft bei uns an“.
Fischer beschäftigt 30 Mitarbeiter. Die Idee des Fahrschulinternats entstand mit Blick auf den demographischen Wandel nach dem Mauerfall: Weniger Kinder wurden geboren, man wollte Kunden aus ganz Deutschland anziehen. Das „Fischer Dorf“ entstand, mit Seminarzentrum, Herberge, Restaurant, Ideenwerkstatt und Bühne. Das Angebot sei einmalig in Deutschland, sagt Fischer. Sehr geholfen habe, als die ersten Influencer auf das Motto „Führerschein in sieben Tagen“ gestoßen seien. „Und als die Influencer bei uns im Internat waren und mit den Autos und den Fahrlehrern durch Gera gefahren sind, haben die jungen Leute sie erkannt“, erzählt Fischer. „Daraufhin war bei uns absoluter Ausnahmezustand.“
Jährlich kämen 2000 bis 2500 Fahrschüler in das „Fahrschulinternat“, inklusive Berufskraftfahrer-Weiterbildungen. Die gefragtesten Angebote sind Pkw in sieben Tagen und Lkw in zehn Tagen. Vor allem für Schüler gibt es die Möglichkeit, einen Kurs in den Ferien zu belegen. In einem Sieben-Tage-Kurs betreut ein Fahrlehrer maximal zwei Fahrschüler, in den Kursgruppen sind höchstens 15 Fahrschüler. Üben können sie mit einem Fahrsimulator, der jederzeit zur Verfügung steht. „Wenn der Schüler sich anmeldet, hat er die Möglichkeit, schon mit der Theorie-App das Lernen anzufangen“, erklärt Geschäftsführerin Nancy Bradtke. „Und man merkt, wer vorher schon was gemacht hat.“
Am achten Tag legt man die Theorieprüfung ab; beim ersten Mal bestehen neun von zehn Teilnehmern. Am folgenden Tag findet die praktische Prüfung statt; die Erfolgsquote für den ersten Versuch liegt bei 80 Prozent. Gegen Prüfungsangst bietet man eine Hypnosetherapie an. Schüler gehen „mental den Weg, wie sie die Prüfung bestehen. Sie sehen also in dieser Geschichte, wie sie am Ende den Führerschein in der Hand halten“, erläutert Bradtke.
Die Kosten für den Führerschein variieren je nachdem, wie viele Stunden man braucht. Eine kostet bei sieben Tagen im Internat 84,90 Euro, eine Fahrstunde in der normalen Ausbildung 69,90 Euro. Auf der Homepage findet sich ein Kostenbeispiel für die Ausbildung im Internat. Man kommt auf 4661,90 Euro. Eine Übernachtung kostet zudem 9 Euro, ein Frühstück 6 Euro. „In Deutschland gibt es etwa 10 000 Fahrschulen. Und nur 1 Prozent macht einen Umsatz, der größer ist als 1 Million Euro. Wir gehören zu dem einen Prozent“, sagt Fischer.