Die KettenWulf Betriebs GmbH aus Eslohe-Kückelheim im Sauerland stellt Antriebs- und Förderketten und weitere Kettenbauteile für die Maschinenbaubranche her und ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Auch 100 Jahre nach der Gründung liegt die Geschäftsführung immer noch in Familienhand. Das Unternehmen erwirtschaftet in einem normalen Geschäftsjahr laut Geschäftsführerin Julia Wulf einen Umsatz von 160 Millionen Euro. „Am Hauptstandort in Eslohe-Kückelheim beschäftigen wir derzeit über 550 Mitarbeiter“, berichtet Wulf. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 1400 Mitarbeiter auf der Welt. Produktionsstandorte befinden sich in Österreich und China, Vertriebsbüros in den USA, Australien, der Türkei, Polen und Indien.
Die größten Abnehmer der Ketten sind die Schüttgut-, die Auto- und die Personentransportindustrie. In der Autoindustrie treiben die Ketten Fertigungslinien an. „In erster Linie dienen die Produkte dazu, etwas von A nach B zu transportieren“, erklärt Wulf. „In Freizeitparks werden die Ketten in der Liftsektion von Wasserbahnen und Achterbahnen eingesetzt, um das Fahrzeug zu Beginn der Fahrt an den höchsten Punkt im Fahrverlauf zu befördern.“
Wasserbahnketten liefen im Doppelstrang und seien über Holzbohlen oder Aluminiumplanken verschraubt, auf denen das Boot stehe. „Achterbahnketten laufen meistens mittig unter dem Fahrzeug. Hier hakt das Fahrzeug entweder über einen Mitnehmer in die Kette ein und wird hochbefördert, oder aber die Kette hat fest eingebaute Mitnehmer, welche in den Wagen einhaken“, erläutert die Geschäftsführerin. Im Bereich der Achterbahnen gebe es Lifte mit rund 4,5 Meter je Sekunde Kettengeschwindigkeit, „was für unsere Produkte enorm schnell ist“. In einer kleineren Anlage liefen die Ketten zeitweise sogar mit 6 Metern je Sekunde. „Dies hat den Vorteil, dass mehr Fahrgäste in der Stunde befördert werden können und das Fahrgefühl schon im Lift beginnt“, sagt Wulf.
Die Exportquote liegt bei rund 50 Prozent. „Unsere Produkte wurden in den vergangenen Jahren auf jeden Kontinent geliefert“, berichtet die Geschäftsführerin. Das größte Absatzgebiet sei jedoch Europa. Der Produktionsprozess der Antriebs- und Förderketten ähnelt sich nach ihren Angaben stark, da beide Kettenarten aus fast identischen Bauteilen bestünden. „Eine Antriebskette besteht grundsätzlich aus Innen- und Außenlaschen, Bolzen, Buchsen und Schonrollen.“ Bevor die Montage der Einzelbauteile erfolgen kann, müssen diese zunächst gefertigt werden.
Eine Förderkette ist starken Belastungen ausgesetzt. „Die Bauteile Bolzen und Buchse bilden im Betrieb der Kette das Kettengelenk. Bei der Umlenkung der Kette über das Kettenrad entsteht zwischen Bolzen und Buchse eine oszillierende Bewegung, welche zu Verschleiß des Kettengelenks führt“, erklärt Wulf. Wasserbahnketten liefen im Durchschnitt vier bis fünf Jahre, Achterbahnketten acht bis zehn Jahre.
Außerdem werde eine Förderkette durch das Fördergut dynamisch belastet. Deshalb ist darauf zu achten, dass auch die Materialien diesen Belastungen standhalten. So beginnt die Qualitätsprüfung bei den gelieferten Vormaterialien. Der Stahl wird auf seine Zusammensetzung und Härte geprüft. Es werden außerdem Zugversuche, Kerbschlagbiegeversuche und weitere Prüfungen durchgeführt, in denen die Ketten jedoch nicht beschädigt werden.
Im Segment der Förderketten bietet man hauptsächlich individuelle Lösungen an. Sind alle Vormaterialien vorhanden, liegt die Fertigungszeit bei acht Wochen. Die Preise der Ketten beginnen bei etwa 10 000 Euro für beispielsweise kleine Achter- oder Wasserbahnen. Die Ketten und Kettenräder für große Achterbahnen können bis zu 250 000 Euro kosten. Solche Projekte kommen jedoch nur einmal jährlich oder alle zwei Jahre vor.
Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.
Marcel Rudolph
Eichsfeld-Gymnasium, Duderstadt