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Jeder wird befördert

Wulf ist Weltmarktführer für besondere Ketten. Man braucht sie für Achterbahnen und Fließbänder.

F.A.Z.

4.11.2021

Marcel Rudolph

Eichsfeld-Gymnasium, Duderstadt

Die KettenWulf Betriebs GmbH aus Eslohe-Kückelheim im Sauerland stellt Antriebs- und Förderketten und  weitere Kettenbauteile für die Maschinenbaubranche her und ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Auch 100 Jahre nach der Gründung  liegt die  Geschäftsführung  immer noch in Familienhand.  Das Unternehmen erwirtschaftet in einem normalen Geschäftsjahr laut Geschäftsführerin Julia Wulf einen Umsatz von 160 Millionen Euro. „Am Hauptstandort in Eslohe-Kückelheim beschäftigen wir derzeit über 550 Mitarbeiter“, berichtet  Wulf. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund  1400 Mitarbeiter auf der Welt.  Produktionsstandorte befinden sich  in Österreich und China, Vertriebsbüros in den USA, Australien, der Türkei, Polen und Indien.

Die größten Abnehmer der Ketten sind  die Schüttgut-, die Auto- und die Personentransportindustrie. In der Autoindustrie treiben die Ketten   Fertigungslinien an.    „In erster Linie dienen die Produkte dazu, etwas von A nach B zu transportieren“, erklärt   Wulf.   „In Freizeitparks  werden die Ketten in der Liftsek­tion von Wasserbahnen und Achterbahnen eingesetzt, um das Fahrzeug zu Beginn der Fahrt an den höchsten Punkt im Fahrverlauf zu befördern.“ 

Wasserbahnketten liefen  im Doppelstrang und seien über Holzbohlen oder Aluminiumplanken verschraubt, auf denen  das Boot stehe. „Achterbahnketten laufen meistens mittig unter dem Fahrzeug. Hier hakt das Fahrzeug entweder über einen Mitnehmer in die Kette ein und wird hochbefördert, oder aber die Kette hat fest eingebaute Mitnehmer, welche in den Wagen einhaken“, erläutert die Geschäftsführerin.  Im Bereich der Achterbahnen gebe  es  Lifte mit rund  4,5 Meter je Sekunde Kettengeschwindigkeit, „was für unsere Produkte enorm schnell ist“. In einer kleineren Anlage liefen die  Ketten  zeitweise sogar mit 6 Metern je Sekunde. „Dies hat den Vorteil, dass mehr Fahrgäste in der  Stunde befördert werden können und  das Fahrgefühl schon im Lift beginnt“, sagt Wulf.

Die Exportquote  liegt bei rund 50 Prozent.   „Unsere Produkte wurden in den vergangenen Jahren auf jeden Kontinent geliefert“, berichtet die Geschäftsführerin. Das größte Absatzgebiet sei jedoch Europa.  Der Produktionsprozess der Antriebs- und Förderketten ähnelt sich nach ihren Angaben  stark, da beide Kettenarten aus fast identischen Bauteilen bestünden. „Eine Antriebskette besteht grundsätzlich aus Innen- und Außenlaschen, Bolzen, Buchsen und Schonrollen.“ Bevor die Montage der Einzelbauteile erfolgen kann, müssen diese zunächst gefertigt werden.

Eine Förderkette ist  starken Belastungen ausgesetzt. „Die Bauteile Bolzen und Buchse bilden im Betrieb der Kette das Kettengelenk. Bei der Umlenkung der Kette über das Kettenrad entsteht zwischen Bolzen und Buchse eine oszillierende Bewegung, welche zu Verschleiß des Kettengelenks führt“, erklärt Wulf.   Wasserbahnketten liefen  im Durchschnitt  vier bis fünf  Jahre, Achterbahnketten  acht bis zehn Jahre.

Außerdem werde eine Förderkette durch das Fördergut dynamisch belastet.  Deshalb ist darauf zu achten, dass auch die Materialien diesen Belastungen standhalten. So beginnt die Qualitätsprüfung bei den gelieferten Vormaterialien. Der Stahl wird auf seine Zusammensetzung und Härte geprüft.  Es werden außerdem Zugversuche, Kerbschlagbiegeversuche und weitere Prüfungen durchgeführt, in denen die Ketten jedoch nicht beschädigt werden.

Im Segment der Förderketten bietet man hauptsächlich individuelle Lösungen an.  Sind alle Vormaterialien vorhanden,  liegt die  Fertigungszeit  bei  acht Wochen. Die Preise der Ketten beginnen  bei etwa 10 000 Euro für beispielsweise kleine Achter- oder Wasserbahnen. Die Ketten und Kettenräder für  große Achterbahnen können bis zu 250 000 Euro kosten. Solche Projekte kommen jedoch nur einmal jährlich oder alle zwei Jahre vor.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

 Marcel Rudolph

Eichsfeld-Gymnasium, Duderstadt

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