Die Walterwerk Kiel GmbH & Co. KG ist durch Zufall auf einen Markt geraten, auf dem sie schließlich nach eigenen Angaben zum Weltmarktführer aufgestiegen ist. Bei der Gründung 1935 stellte das Unternehmen thermodynamische Antriebssysteme für U-Boote und Flugzeuge her, heute produziert es Waffelbackanlagen, wie Marketing-Leiterin Anika Bartels berichtet. Wesentliche Ursache für diese erhebliche Umorientierung sei der Abschwung der Rüstungsindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen.
1951 stieg man in den Nischenmarkt für Presswaffel-Maschinen ein. 1958 lieferte man erstmals die Jupiter-Süßwaffelbackmaschine aus; sie bildet noch immer den Kern von Walterwerk. Mittlerweile gebe es zudem die Meteor-Anlagen zur Chipsproduktion und die Linie Mars zur Produktion von Monaka. „Monaka ist eine Presswaffel, die eine geschlossene Form ist und Eis in der Mitte hat“, erklärt Bartels. Besonders beliebt sei die Form eines Fisches als asiatisches Glückssymbol; die Produktgruppe Mars sei aus der früheren japanischen Tradition entstanden, während des Essens seine Zunge nicht zeigen zu dürfen. Die Maschinen sind nach Bartels Angaben auch auf dem irakischen und dem russischen Markt gefragt. Den größten Anteil am Umsatz hat mit gut 50 Prozent die Jupiter-Linie. Der Jahresumsatz der ganzen Waltergruppe liegt laut der Geschäftsführung im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Die Maschinen werden für die Kunden individuell zusammengestellt; ihre Preise liegen zwischen 250.000 und mehr als einer Million Euro. Ihr Leistungsspektrum bewegt sich zwischen 3000 bis 19400 Süßwaffeln je Stunde. Man produziere Premium-Waffelbackanlagen, sagt Andreas Eule, einer der Geschäftsführer und zugleich Gesellschafter. Die Kunden seien bereit, die entsprechenden Preise zu bezahlen. Zu ihnen gehören große Lebensmittelkonzerne wie Nestlé und Unilever und mittelständische Familienunternehmen.
Eine Maschine zur Produktion von gerollten Süßwaffeln ist modulartig aufgebaut. Der Teig für eine Waffel wird auf die untere der beiden Backplatten gespritzt und zwischen den beiden Segmenten eine Minute lang gebacken. Es folgt das Formen zu einer Waffeltüte mit Hilfe des Wicklers. Dann werden die geformten Waffeln in den Kühlturm transportiert.
Bei der Prüfung der Anlage in der Fabrik ist die Maschine im Beisein des Kunden mehrere Stunden in Betrieb. Es ist wichtig, dass dann die Zutaten und Rezepturen des Kunden verwendet werden. Danach werden die Anlagen verschickt, per Schiff ab dem Hamburger Hafen. „Beim Versand können Schwierigkeiten auftreten“, sagt Bartels. „Wenn man zum Beispiel in Länder wie den Irak, Iran oder Pakistan verkauft, dann muss man den Nachweis erbringen, dass die Maschine nicht zu Kriegszwecken verwendet werden kann.“
„Es gibt zwei größere Wettbewerber, bei denen die Produktion von Waffelbackanlagen aber nur ein Geschäftsfeld von vielen ist“, sagt Bartels. Nur einer der Konkurrenten bewege sich in einem ähnlichen Bereich, was die Stückzahlen der Waffeln betreffe. Die meisten Maschinen auf dem Markt sind von Walterwerk. „Jede zweite Waffel auf dem Markt stammt aus einer unserer Maschinen“, sagt Eule.
Die Exportquote liegt bei 90 Prozent, man verkauft in gut achtzig Länder. Die kulturelle Komponente und die sich daraus ergebenden Risiken sind laut Bartels nicht zu unterschätzen, vom Begrüßungsverbot für Frauen per Handschlag in muslimischen Ländern über Essensvorschriften bis hin zur Unglückszahl 4, die in der Endabrechnung mit Kunden aus China nicht vorkommen dürfe.