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Haftende Eindrücke

Gefangene arbeiten für wenig Geld – und doch gern

F.A.Z.

5.08.2021

Tharshi Uthayakumar

Parler Gymnasium, Schwäbisch Gmünd

Der Landesbetrieb Vollzugliches Arbeitswesen (VAW) hat 18 Niederlassungen in Baden-Württemberg. In diesen werden Gefangene  ausgebildet und beschäftigt. Das VAW bietet eine große Bandbreite im Bereich Handwerk und Industrie. „Wir sind eine Frauenvollzugsanstalt in Schwäbisch Gmünd, und zwar die zentrale Frauenvollzugsanstalt in ganz Baden-Württemberg“, sagt Peter Hutter, der Geschäftsführer des VAW in Schwäbisch Gmünd. „Unser gesetzlicher Auftrag ist es, möglichst viele Inhaftierte mit wirtschaftlich ergiebiger Arbeit zu beschäftigen und die Arbeitskraft zu erhalten beziehungsweise zu fördern.“

In der Anstalt gebe es rund 400 Haftplätze und 200 Arbeitsplätze für Frauen sowie 160 bis 170 Bedienstete, zum Beispiel Meister  und Gesellen.  Alle Strafgefangenen unterliegen der Arbeitspflicht. Wenn sich herausstellt, dass eine Tätigkeit nicht passt, kann man wechseln. „Insassinnen, die unverschuldet nicht arbeiten können, bekommen Taschengeld“, berichtet Hutter. Grundsätzlich seien die Arbeitsplätze aber begehrt. Für viele bedeute Arbeit  Abwechslung, Struktur, Anerkennung und Verdienst. Die Inhaftierten arbeiteten von  6.45 bis 15 Uhr. „Die Frauen beschäftigen sich nachmittags meist mit Postausgaben, Medikamentenausgaben, Freizeitgruppen und Gesprächsgruppen, oder sie beschäftigen sich selber“, sagt  Hutter.   

Die Inhaftierten verdienen 1,50 bis 2,50 Euro in der Stunde. In der Anstalt gibt es eine Art Bank, wo alle ein Gehaltskonto haben. 3,25 Prozent werden an die Arbeitslosenversicherung überwiesen. Den Rest darf man  für den Eigenbedarf verwenden. Die Frauen können zweimal im Monat im „Einkaufszentrum“ einkaufen. Sie können sich zusätzliche Nahrungsmittel sowie Dinge des persönlichen Bedarfs kaufen. Sie können sich auch einen Fernseher oder ein Radio mieten.  

Die Arbeit, die Frauen leisten, kann für die Anstalt sein oder für private Kunden. „Sie arbeiten zum Beispiel in unserer Streuobstwiese“, sagt Hutter. Hotels, Gaststätten und Arztpraxen erteilen der Wäscherei Aufträge. In der Näherei werden Handtücher, Geschirrtücher und Spültücher für alle Anstalten in Baden-Württemberg gefertigt. Das VAW in Schwäbisch Gmünd erzielt einen Jahresumsatz von 1,5 bis 2 Millionen Euro. „Die Erträge fließen in die Staatskasse“, sagt Hutter. „Die sichere Unterbringung und die Resozialisierung der Inhaftierten kosten sehr viel Geld.“

Tharshi Uthayakumar

Parler Gymnasium, Schwäbisch Gmünd

 

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