„Ich möchte mit meinen Filmen die Exotik der Heimat erlebbar machen“, sagt Peter Bardehle, Geschäftsführer der Hamburger Produktionsfirma Vidicom Media GmbH. Er ist Produzent von Dokumentationen, die dem Zuschauer eine außergewöhnliche Perspektive auf Deutschland und seine Nachbarn ermöglichen sollen. Die Filme mit dem Titel „. . . von oben“ werden mit einem vom amerikanischen Geheimdienst CIA mitentwickelten Hochleistungskamerasystem aus dem Helikopter heraus aufgenommen. „Wir filmen mit der Kamera in 1000 Meter Flughöhe einen Storch bildfüllend und dazu gestochen scharf, während er am Boden nach Fröschen pickt“, sagt Bardehle. Besonders dankbar sei er dem Kameramann Klaus Stuhl, der eine Landschaft regelrecht inszenieren könne.
Warum aber muss man in solchen Höhen fliegen, nur um dann wieder nah heranzuzoomen? „Ich möchte die Tiere in der Natur nicht durch die Rotorgeräusche stören“, erklärt Bardehle, „vor allem nicht in Naturschutzgebieten, in denen es auch strenge Auflagen wie Mindestflughöhen gibt.“ Tiergeräusche sind in den Filmen dennoch hörbar. „Weil die Tonaufnahmen aus dem Hubschrauber unbrauchbar sind, nutzen wir für dazugehörende Geräusche wie Tierrufe ein Tonarchiv, in dem Tausende Geräusche hinterlegt sind“, berichtet der Filmemacher. Der Geräuschemacher ist eine von rund 30 Personen, die Bardehles Team von vier fest angestellten Mitarbeitern bei jeder Produktion verstärken.
Das Geheimnis der Bildqualität ist das Cineflex-Kamerasystem, eine 27 Kilogramm schwere und sechsfach achsenstabilisierte Plattform, die mit verschiedenen Kameras bestückt werden kann und je nach Linse nicht nur eine bis zu tausendfache Vergrößerung, sondern auch wackelfreie Aufnahmen ermöglicht. Das System kommt auch in den Fernseh-Begleitfahrzeugen der Tour de France und bei wilden Verfolgungsjagden in Hollywood-Blockbustern zur Anwendung. Nach Angaben von Kameramann Stuhl kostet es rund eine halbe Million Euro; die Produktionskosten für Luftbild-Dokumentationen liegen laut Bardehle bei 200 000 Euro.
Bei Zoomfaktoren dieser Größenordnung entsteht allerdings ein Problem: Insekten verschmutzen die Linse. „Im Sommer kann das bei Gewitterstimmung alle drei Minuten passieren, und da hilft nur: landen, putzen und wieder aufsteigen“, erzählt Bardehle. Doch dauert so eine Landung mit einem eingespielten Team nur etwa 40 Sekunden.
Der Hubschrauber sei extrem wendig; doch er fliegt mit nur einer Turbine. Und die sei schon mal ausgefallen. „Es gibt deutlich angenehmere Situationen, als wenn in 3000 Meter Höhe in den Alpen plötzlich der Motor den Dienst einstellt“, sagt Bardehle. Glücklicherweise sei der Motor nach wenigen Sekunden wieder angesprungen.
Bardehle hat nach einem Volontariat für Fernsehsender gearbeitet. Von Arte bekam er die Chance, zunächst zehn Filme über die deutschen Küsten zu realisieren; sie stießen wegen der spektakulären Bilder auf große Resonanz. Weitere Filme schlossen sich an: „Die Alpen von oben“ (15 Filme), „Der Rhein von oben“ (5 Filme), „Der Südwesten von oben“ (17 Filme) und, als Kinofilm, „Die Nordsee von oben“. Nicht immer allerdings hat ihm die besondere Perspektive nur schöne Eindrücke beschert. „Es ist entsetzlich, wenn man im Abstand von zwei Jahren über denselben Gletscher fliegt und feststellen muss, dass sich dieser plötzlich halbiert hat.“
Bislang seien nach dem „. . . von oben“-Rezept rund achtzig Filme, zehn Serien und fünf Kinofilme entstanden. Kunden sind Fernsehsender und Streaming-Plattformen. Den Umsatz für jede neu produzierte „. . . von oben“-Serie schätzt er auf einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag. Der Jahresumsatz von Vidicom bewegt sich im Regelfall zwischen 0,5 und 1,5 Millionen Euro. Dass es mittlerweile Nachahmer gibt, sei der Preis des Erfolgs, meint Bardehle.