Die DIY Academy e.V. in Köln bietet Heimwerkerkurse an, auch solche nur für Frauen. DIY steht für „Do it yourself“. Das Kursgeschäft hat der Verein in eine AG ausgegliedert. Kundinnen werden schrittweise an das Heimwerken herangeführt. In der Corona-Krise bot man freilich nur kostenlose Online-Seminare für alle Geschlechter an. Doch werde man sobald wie möglich wieder Präsenzkurse veranstalten, sagt Katja Fischborn von der DIY Academy. Fischborn kennt hierzulande keine Institution mit einem vergleichbaren Angebot.
Die Kurse veranstaltet man in Zusammenarbeit mit Baumärkten wie Bauhaus, Globus, Hornbach und Toom. Ein Teil der Kurse findet in den Baumärkten selbst statt; sie sind für die Teilnehmer oft kostenlos. Oder man verlange eine geringe Schutzgebühr, um das Erscheinen am Tag des Kurses sicherzustellen, berichtet Fischborn. An den Kursen können bis zu 20 Personen teilnehmen; sie dauern 3 bis 5 Stunden. Die Baumärkte bezahlen die DIY Academy für die Vermittlung.
Baumärkte hätten ein großes Interesse an der Abhaltung solcher Kurse, sagt Dominik Raabe aus der Leitung von Toom in Alzey. Es gehe vor allem um Kundenbindung. Gerade Kundinnen aufzuklären sei wichtig, da es einige handwerkliche Tätigkeiten gebe, die man allein erledigen könne. Darüber hinaus wolle man Vorurteile gegenüber den handwerklichen Fähigkeiten von Frauen abbauen. „Wir bieten die Kurse für Frauen an, da Frauen immer als das schwächere Glied in Sachen Handwerk betitelt werden“, sagt Raabe. „Diese Idee wollen wir komplett ausräumen, da sie nicht der Wahrheit entspricht.“ Durch die Kurse habe man zum Beispiel vielen Frauen geholfen, die eigenen Wände zu streichen oder zu verputzen.
Nach Fischborns Angaben hat sich die DIY Academy schon vor 20 Jahren auf Frauen als Zielgruppe fokussiert. Dann sei im Laufe der Zeit die Idee für reine Frauenkurse entstanden. Man wolle dazu animieren, das Werken selbst auszuprobieren. „Bei den Frauen geht es in erster Linie darum, die Hemmschwelle abzubauen.“ Unter den Kundinnen seien sowohl junge Leute, die Teile eines Hauses renovierten, als auch Frauen, die älter als 50 Jahre seien und Gefallen am Ausprobieren des Heimwerkens fänden. Seit 2002 hat die DIY Academy alle paar Jahre in einem öffentlichkeitswirksamen Wettbewerb eine „Miss DIY“ gekürt, nach ihren Angaben „Deutschlands beste Heimwerkerin“. Diese ist dann als Botschafterin für das Thema Frauen und Heimwerken unterwegs und zum Beispiel Ansprechpartnerin für die Medien. 2013 siegte Martina Lammel. Ihre Do-it-yourself-Ideen veröffentlicht die Designerin in Büchern und Magazinen; manche kennen sie aus Fernsehsendungen wie dem ARD-Buffet.
Für den Verein und die AG arbeiten nach Fischborns Angaben sieben Personen und der Geschäftsführer Peter Wüst. „Die derzeit etwa 80 Trainerinnen und Trainer sind selbständig und werden von uns beauftragt“, erläutert sie weiter. In pandemiefreien Zeiten veranstaltet die DIY Academy jährlich rund 260 Frauenkurse. Die Kurse in der Werkstatt sind meistens ausgebucht; an ihnen nehmen acht bis zehn Hobbyhandwerkerinnen teil. Ein Kurs dauert 8 Stunden und kostet rund 115 Euro. Die Trainerinnen und Trainer wenden sich jeder Teilnehmerin individuell zu. Denn es geht um für viele Frauen bis dahin unbekannte Bereiche. In den Frauenkursen werden keine anderen Geräte und Materialien verwendet als in den gemischten Gruppen. Gleich sei auch der Schwierigkeitsgrad, sagt Fischborn. Frauen tendierten aber dazu, behutsamer an die Sache heranzugehen als Männer. Sie setzten Schwerpunkte in den Bereichen Umgang mit der Bohrmaschine und Strom. „Eine Lampe anzuschließen, das ist oft die größte Angst. Männer haben dies weniger, sie kommen eher mit konkreten Projekten, wofür sie eine Anleitung benötigen“, berichtet Fischborn.
Selbst Männer, die noch nie ein Loch in die Wand gebohrt hätten, nähmen oft mit großer Selbstverständlichkeit die Bohrmaschine in die Hand und „legen planlos los“. „Frauen hingegen sind häufig vorsichtiger, sie inspizieren, probieren und gehen behutsamer mit der Tätigkeit um, was bei dem weiblichen Geschlecht prozentual zu weniger Verletzungen führt“, sagt Fischborn. Grundsätzlich gehe es beiden Parteien um das Gleiche: selbst tätig zu werden und Geld zu sparen. Und es gehe um Verwirklichung.
„Die Ziele beim Heimwerken sind bei beiden Geschlechtern gleichermaßen verteilt; allerdings sehen Männer dies eher noch als Hobby, während Frauen es sich als Ziel setzen, unabhängig zu werden“, erklärt Sylvia Adamec. Die gelernte Handwerkerin ist Trainerin der DIY Academy, vermarktet sich als „Frau vom Bau“ und ist bekannt für ihre Do-it-yourself-Projekte in der WDR-Sendung „Hier und heute“ und der Sat.1-Show „Mit Nagel und Köpfchen“. Frau vom Bau habe sie gegründet, um Frauen in ihrer Unabhängigkeit zu stärken, heißt es auf ihrer Homepage. „Ich gebe Handwerkskurse für Frauen und halte Vorträge zum Thema ,Frauen in vermeintlichen Männerdomänen beziehungsweise Männerberufen‘.“ Adamec erzählt von einer „Women’s Night“, die im Auftrag von Bauhaus in pandemiefreien Zeiten regelmäßig stattfindet und sich stets enormer Beliebtheit erfreut habe. Während dieser Veranstaltungen seien ihr die Wucht und Größe des Heimwerkermarkts für Frauen bewusst geworden.
Adamec berichtet freilich auch von Hasskommentaren im Internet, die sie nach einer Sendung bekommt. Sie werde mit Hass konfrontiert, obwohl sie das Gleiche tue wie einer ihrer männlichen Kollegen, der bisher nur positiven Zuspruch erhalten habe. „Das Bild des Mannes als einziges für das Handwerken zugelassene Geschlecht ist leider noch fest in den Köpfen der meisten Menschen verankert“, sagt sie. Einmal habe ein Mann einen ihrer Kurse verlassen, als er zu der Erkenntnis gelangt sei, dass eine Frau als Trainerin fungiere. „Für mich ist das eine idealistische Angelegenheit, ich mache das aus Herzensgründen. Frauen sollen ebenso die Chance zum Heimwerken bekommen“, sagt Adamec. „Ich möchte, dass Menschen Fortschritte machen und glücklich auf ihr Ergebnis blicken können.“
Theresa Fellmann
Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen