Der Kühlschrank ist leer – wie wäre es zur Abwechslung mit einem Foodtruck? Dort bekommt man oft Essen, das im Trend liegt. Foodtrucks sind Kleintransporter mit einer vollausgestatteten Küche. Hierzulande gibt es geschätzt mehr als 1000 Foodtrucks; so steht es auf der Internetseite Foodtrucks-Deutschland. Eine Befragung deutscher Foodtruck-Betreiber aus dem Jahr 2017 durch die Internetplattform Craftplaces ergab, dass die Mehrzahl nur einen Truck besaß und rund 20 Prozent zwei bis drei. Noch mehr Fahrzeuge hatten nur knapp vier Prozent. Auf die Frage, ob sich die Produktpalette stark verändert habe, antworteten drei Viertel, sie hätten ein kontinuierliches Angebot. Zum Umsatz für 2016 sagten gut 40 Prozent, er habe höchstens 50000 Euro betragen. Etwa vier Prozent setzten mehr als eine halbe Million Euro um. Auch wegen der hohen Kosten hatten fast 40 Prozent der Befragten noch keinen Gewinn erwirtschaftet.
Die Roka Werk GmbH aus Merenberg in Hessen stellt Foodtrucks her. Auch das Unternehmen Nelles Catering aus Petersberg hat sich einen Truck von Roka zugelegt. „Als Cateringunternehmen sind wir immer auf der Suche nach neuen Ideen“, sagt Marie-Christine Nelles. „Unser Foodtruck ist ein original US-Step-Van und wurde aus Amerika importiert und bei Roka komplett ausgebaut. Von der Bestellung bis zur Auslieferung dauerte es etwa sechs Monate.“ Außer mit Foodtrucks befasst sich Roka mit Anhängern, Airstream, Containern, Promotionfahrzeugen, Klapptheken und Verkaufsständen.
Auf die Frage, ob Roka Marktführer ist, antwortet der Geschäftsführer Armin Heun: „Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil es keine genauen Zulassungsstatistiken für Foodtrucks gibt. Roka ist aber wohl der Marktführer im Premiumsegment.“ Auch Klaus Wünsch von Foodtrucks-Deutschland kennt keine Rangliste; die größten und bekanntesten Hersteller seien Roka, Seico, Gamo, Multitrailer, Esselmann, Eventmobile Frechen und Schoeler. Der Marktanteil von Roka am deutschen Foodtruck-Markt betrage ungefähr 20 Prozent, sagt Heun.
Das Hauptgeschäft des 1966 gegründeten Familienunternehmens, das 135 Mitarbeiter beschäftigt, ist die Herstellung von komplett ausgestatteten Foodtrucks. „Besonders an unserem Unternehmen ist, dass wir eine so lange Erfahrung haben“, sagt Heun. Man komme aus „der Küche, der Verarbeitung von Edelstahl und der Großküche“. Da die Umwelt inzwischen eine große Rolle spielt, haben die Fahrzeuge eine grüne Plakette für die Umweltzonen der Großstädte. Eines der künftigen Hauptthemen werde die Elektromobilität sein, sagt Heun. „Der E-Foodtruck ist ein Thema, an dem wir momentan arbeiten.“
2017 habe der Umsatz bei 17 Millionen Euro gelegen, berichtet Heun. Das war eine Verdoppelung in zehn Jahren. 2018 ist er nach Angaben des Geschäftsführers aber gesunken. „Wir produzieren rund 150 Fahrzeuge im Jahr.“ Es ist wichtig, dass, wie bei Kleidung, auch in einem Truck alles sitzt und passt. Deswegen passt und ordnet Roka die Geräte an. Der Foodtruck von Nelles Catering ist mit mehreren Küchengeräten ausgestattet, unter anderem mit einem Grill, einem Kombidämpfer, Kühlschränken, einem Wok, einer Belegstation, einem Gasbrenner und einer Fritteuse, wie Marie-Christine Nelles berichtet. Pizzaöfen und Smoker kann Roka ebenfalls einbauen. Auf dem Fußboden dient ein erhöhter Sockelbereich als Putzkante; so kann nichts unter die Einbauten rutschen. Roka kümmert sich um die Technik, um Wasser- und Stromversorgung, einen Gasgenerator und um Ausgleichskeile für einen sicheren Stand auf unebenen Stellplätzen. Zudem muss ein sicherer Arbeitsalltag gewährleistet werden, indem Feuerlöscher und Sicherheitsfettbehälter eingebaut werden.
Wer als Foodtruck-Halter Kunden anlocken will, muss auffallen. Die Foodtrucks von Roka fallen durch besondere Dachaufbauten, Werbedisplays und LED-Menübords auf. Da sich nur wenige Leute in der kalten Jahreszeit Essen draußen kaufen wollen, werden den Foodtrucks Wetterschutzelemente angebaut: Angefertigt werden Glasschiebescheiben für den Verkauf, Wetterschutzwände und Heizstrahler mit Hitzeschutz. Auch gutes Entertainment macht einen Truck erfolgreich. Deswegen werden in die Fahrzeuge Flachbildschirme und Lautsprecher eingebaut, um zum Beispiel auch am Imbisswagen ein Fußballspiel nicht zu verpassen.
„Ein solider Foodtruck kostet rund 80000 Euro“, sagt Heun. „Nach oben hin geht’s bis 160000 Euro.“ Kunden sind Gastronomen, Caterer, Gründer und bekannte Unternehmen. Für Coca-Cola habe man alle Fahrzeuge für die WM in Deutschland hergestellt. „Der herausforderndste Auftrag war ein Fahrzeug, das wir für den Champagnerhersteller Veuve Clicquot gebaut haben. Die Griffe sollten farblich beleuchtet sein, und das gesamte Design musste zu ihren vorhergehenden Designs passen“, erzählt Heun. Man kooperiere zudem mit den Automarken Land Rover, Jeep und Volvo.
Roka bietet auch Gebrauchtwagen und Mietfahrzeuge an. Ein Mietwagen kostet zwischen 1600 und 4500 Euro in der Woche. Ein Gebrauchtwagen kostet von 64989 Euro (brutto) bis 109450 Euro. Roka verleiht außerdem alten Trucks neuen Glanz: Ältere Fahrzeuge werden zu Foodtrucks umgebaut. Auch der britische Koch Jamie Oliver begann mit einem solchen Fahrzeug in Deutschland. Um sein Konzept Jamie’s Deli hierzulande voranzubringen, eröffnete er einen Foodtruck von Roka am Düsseldorfer Flughafen. Der Truck war ein von Roka restaurierter Oldtimer.
Fahrzeuge von Roka sieht man nicht nur in großen deutschen Städten wie Berlin und München. „Wir haben schon in ganz viele Länder geliefert, im Prinzip von Israel bis nach Singapur, aber auch viel in die angrenzenden Länder Deutschlands“, sagt Heun. Die Exportquote liege bei 20 Prozent.