„Wir haben Tag und Nacht gearbeitet. Wir waren richtige Wracks. Aber wir haben unseren Traum gelebt. Es hat uns einfach erfüllt“, beschreibt Fabian Arnold, 24 Jahre alt und Gründer der Hypeneedz Handelsvertrieb OHG, die Anfänge seines Unternehmens im Jahr 2017. Arnolds Einsatz und der seines Partners Mario Huber haben sich ausgezahlt: Mittlerweile ist Hypeneedz nach eigenen Angaben Deutschlands Reseller Nummer eins für limitierte Sneaker, Kleidung und Accessoires und erzielt einen Umsatz im mittleren siebenstelligen Bereich.
Fast täglich bringen Unternehmen wie Nike, Adidas und Supreme limitierte Produkte auf den Markt, die in der Regel innerhalb weniger Minuten ausverkauft sind. Anschließend wird die Ware oft auf dem Zweitmarkt zu deutlich höheren Preisen weiterverkauft. Genau hier kommt Hypeneedz ins Spiel, das die ungetragenen Artikel vor allem über seinen Instagram-Account ankauft und anschließend zu höheren Preisen weiterverkauft. Private Verkäufer schätzen den Ankauf durch Hypeneedz, da sie faire Preise angeboten bekommen und an ein deutsches Unternehmen verkaufen. Anders als bei einem Verkauf über Kleinanzeigenportale haben sie damit die Sicherheit, ihr Geld problemlos, schnell und unkompliziert zu erhalten.
Seine Leidenschaft für Sneaker entwickelte Arnold schon als Schüler, als er den Adidas Yeezy Boost Turtle Dove, damals eine absolute Neuheit, für 200 Euro ergattern konnte. Obwohl er den Schuh mit Stolz trug, verkaufte er ihn ohne zu zögern weiter, als ihm jemand 500 Euro dafür anbot. Mit dem Erlös habe er sich einen anderen bekannten Sneaker gekauft, den er ebenfalls gewinnbringend weiterverkauft habe. Das sei der Beginn seines Handels mit limitierten Schuhen gewesen. Gerade mal einen Tag nach seinem 18. Geburtstag gründete Arnold mit Mario Huber Hypeneedz mit Sitz in München.
Zunächst verkauften die beiden ihre Ware über ihre Internetseite und kleinere Pop-up-Stores, bis sie schließlich Anfang 2020 ein Ladengeschäft in der Münchner Altstadt eröffneten. 2021 kam ein Geschäft in Wien, 2022 eines in Köln hinzu. Das Geschäft in Köln ist mit rund 400 Quadratmetern das größte. Man beschäftige 25 Mitarbeiter, sagt Arnold. „Sneaker machen mit jährlich rund 30 000 verkauften Paaren etwa zwei Drittel, Kleidung und Accessoires rund ein Drittel unseres Umsatzes aus.“ Die Ladengeschäfte trügen noch mehr zum Umsatz bei als der Onlineshop. „Inzwischen haben wir einen Marktanteil von 20 bis 30 Prozent in Deutschland.“ Hauptkonkurrenten seien die amerikanischen Plattformen Stockx und Goat, über die allerdings ausschließlich online gekauft und verkauft werden könne.
Der durchschnittliche Sneaker koste rund 200 Euro. Besonders begehrt seien derzeit Nike Dunks und Air Jordans. Es gebe aber auch deutlich teurere Sneaker. So koste der teuerste aktuell vorrätige Sneaker, der Louis Vuitton Kanye West Don, rund 8000 Euro. „Den wertvollsten Sneaker, den wir je verkauft haben, war der Nike Air Mag 2016. Wir haben ihn an die New Horizon GmbH verkauft“, erzählt Arnold. Dieses Unternehmen bietet über seine Internetseite „Timeless Investments“ schon ab 50 Euro Beteiligungen an besonders raren und wertvollen Produkten wie Autos, Uhren und Sneakern an.
Das Besondere an dem Nike Air Mag ist, dass er 1989 erstmalig von dem Hauptdarsteller Michael J. Fox in dem Kinofilm „Back to the Future II“ der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und mit einem damals einzigartigen elektronischen Schnürsystem ausgestattet war. Das Verlangen in der Sneaker-Szene nach diesem futuristischen Schuh war danach so groß, dass Nike exakt diesen Sneaker im Jahr 2016 herausbrachte. Außergewöhnlich war auch, dass der auf 89 Exemplare limitierte und damit extrem rare Nike Air Mag verlost wurde und der Erlös aus dem Ticketverkauf der Michael J. Fox Foundation for Parkinson’s Research gespendet wurde. Den genauen Verkaufspreis möchte Arnold nicht nennen; das gleiche Modell wurde im April 2022 von Sotheby’s für 63 000 Dollar versteigert.
Mit Ausnahme von Russland und Afghanistan verschickt Hypeneedz seine Produkte in die ganze Welt und zählt viele Prominente zu seinen Kunden. So kaufen Rapper wie Capital Bra und Yung Bans sowie Fußballer wie Eric Maxim Choupo-Moting und Alphonso Davies vom FC Bayern München bei Hypeneedz ein. Von diesen prominenten Einkäufern erfahren die Kunden dann auf dem Instagram-Account des Unternehmens. Die durchschnittlichen Käufer seien aber „normale“ Kunden zwischen 16 und 21 Jahren. Frauen machten rund 40 Prozent der Kundschaft aus, sagt Arnold. Und so seien rund 60 Prozent der Sneaker Herrenschuhe und 40 Prozent Damenschuhe.
Die Kunden sind oft über den Erstmarkt nicht an ihren Lieblingsschuh oder ihr Lieblings-T-Shirt gekommen. Die Tatsache, dass sie bei Hypeneedz einen höheren Preis bezahlen müssen als bei einem Privatverkäufer, nehmen sie in Kauf. „Bei Hypeneedz kann ich mir sicher sein, dass der Schuh wirklich ungetragen und auf seine Originalität hin überprüft worden ist“, sagt der 17 Jahre alte Sneaker-Sammler Jan Kirchner. „Außerdem kann ich den Schuh hier anprobieren, und ich habe ein 14-tägiges Rückgaberecht. Beides bleibt mir bei Privatverkäufern oft verwehrt.“ Kirchner lobt auch das Einkaufserlebnis.
Arnold ist ein Marketingprofi. Alle Neuigkeiten können die Kunden täglich über Instagram und Co. meist persönlich von Arnold erfahren. Derzeit hat Hypeneedz auf Instagram rund 120 000 Follower. Daneben tragen auch Influencer mit großer Reichweite zum Erfolg bei.
Im Januar 2022 hat das Unternehmen seine erste Kleidungskollektion unter dem Namen Hypeneedz Basics auf den Markt gebracht. „Unser nächstes Ziel ist die Eröffnung von ein oder zwei weiteren Ladengeschäften in Deutschland. Dann wollen wir nach Europa, und ganz wichtig ist dabei auch die Internationalisierung unserer Website“, berichtet Arnold. Bei allen Veränderungen bleibt eines unverändert: Arnolds Leidenschaft für Sneaker. „Gerade jetzt in diesem Moment trage ich den Adidas Yeezy Boost 750 Light Grey Glow In The Dark.“