Hört man eine Gitarre von Andreas Cuntz, fällt der klare Ton auf, der durch eine besondere Bauweise erzeugt wird. Um Ansprache, Dynamik und Schnelligkeit der Töne zu verbessern, entwickelte der Gründer von Cuntz Guitars ein eigenes Gitarrenmodell. „Ich wollte die Akustikgitarre einfach ein bisschen revolutionieren“, sagt Cuntz. In Riedstadt in Hessen stellt er seit 1997 mit einem Mitarbeiter seine Gitarren mit einem hohen Qualitätsanspruch her. Durch eine enge Taille erklingen die Töne besonders dynamisch, und es fällt eine Tontrennung auf, die bei Industriegitarren wesentlich seltener ist. Durch eine sich nach oben verjüngende Kopfform gewährleistet der Gitarrenbaumeister einen geraden Saitenverlauf und eine hohe Stimmstabilität seiner Instrumente.
Zudem haben die Gitarren ein speziell geformtes Schallloch, das als Markenzeichen von Cuntz Guitars gilt. Da dieses nicht ganz rund ist, werden Rückkopplungen verhindert, und die Gitarren sind besonders gut für den Einsatz auf Konzerten geeignet. Zu Beginn war die Musikszene skeptisch gegenüber dem neuen Design: „Da wurde ich anfänglich immer ein bisschen belächelt“, erzählt Cuntz.
Das günstigste Cuntz-Modell kostet 3500 Euro. Der Preis der teuersten Gitarre, die bisher die Manufaktur verließ, lag bei 14.000 Euro. Eine Gitarre in diesem Preissegment hat oft aufwendige Inlays aus Holz oder Perlmutt, die als individuelle Kunstwerke in die Griffbretter eingearbeitet werden; ihre Herstellung dauert deshalb wesentlich länger. Man entwirft die Inlays entweder selbst oder arbeitet mit anderen Künstlern zusammen. Trotz des deutlich höheren Preises wünschen immer mehr Kunden diese Verzierungen.
Auch das Material treibt den Preis in die Höhe. Das Basismodell ist mit einer Alpenfichtendecke sowie einem Boden und Zargen aus dem vorwiegend in westafrikanischen Küstenländern wachsenden Ovengkol ausgestattet. Das teuerste Modell hat eine Haselfichtendecke sowie einen Boden und Zargen aus dem Holz der hawaiianischen Koa-Akazie.
Cuntz ist nach dem Abitur durch Zufall auf die Ausbildung zum Gitarrenbauer gestoßen ist. Nachdem er für seine Gesellenprüfung einen Bundespreis erhalten und seine Meisterprüfung absolviert hatte, wagte er den Schritt in die Selbständigkeit. Dies erwies sich in den ersten Jahren als schwierig, doch er blieb hartnäckig. Nach mehr als zwölf Jahren schrieb das Unternehmen Gewinne, mittlerweile liegt der Jahresumsatz nach Angaben von Cuntz zwischen 150.000 und 160.000 Euro. Die Szene der Manufakturen sei in Deutschland recht übersichtlich, sagt Cuntz.
In der Pandemie verlagerte man die Verkaufsstrategie auf das Onlinemarketing, weshalb 2023 voraussichtlich rund 40 Prozent der Gitarren nach Amerika exportiert werden. Bei voller Auslastung werden 30 bis 40 Gitarren im Jahr produziert, für ein Instrument braucht man 60 bis 70 Arbeitsstunden. Seit 2013 spielt der international anerkannte Gitarrist Mike Dawes zwei Cuntz-Gitarren. Der Fingerstyle-Gitarrist hat unter anderem mit dem ehemaligen Sunrise-Avenue-Producer Jukka Backlund zusammengearbeitet. Wer ihm nacheifern möchte, kann ein Replikat einer seiner Gitarren bei Cuntz Guitars erwerben.