Jeder 40. Mensch in Deutschland hatte schon einen Schlaganfall, schreibt der Medizinprofessor Hans Joachim von Büdingen auf der Internetseite „Schlaganfallbegleitung“. Durch Orthesen kann die Funktion einer gelähmten Hand wiederhergestellt werden. Das hat sich das Start-up HKK Bionics zur Aufgabe gemacht.
Durch einen schweren Verkehrsunfall in der Oberstufe konnte Dominik Hepp, Mitgründer und Geschäftsführer von HKK, seine Arme nicht mehr bewegen. Er entschied, Medizintechnik zu studieren. Mit seinem Kommilitonen Tobias Knobloch gründete er das Unternehmen im Jahr 2017. Siebenstellige Beträge seien in die Entwicklung und Testung der „Exomotion Hand“ geflossen, finanziert durch mittelständische Unternehmen und Investoren. Seit 2020 sei das Ulmer Unternehmen auf dem Markt etabliert und erwirtschaftete in den ersten beiden Geschäftsjahren einen Umsatz von 200.000 Euro, wie Hepp berichtet.
Gesteuert wird die Exomotion Hand One durch einen Sensor, der an einen noch funktionierenden Muskel wie dem Handmuskel angebracht wird. Durch das Anspannen des Muskels werden vom Gehirn elektrische Impulse an den Muskel gesendet. Diese kann der Sensor messen und schließt dann ab einem gewissen Schwellenwert, der selbst eingestellt werden kann, die Hand. Sobald man den Muskel wieder entspannt, öffnet sich die Hand.
Durch die individuelle Einstellung können Betroffene, die nur noch einen leichten elektrischen Impuls senden können, ihre Hände genauso verwenden wie Menschen mit funktionstüchtigeren Händen. Anwender können wieder Zähne putzen, Türen öffnen, Wäschekörbe tragen und Gemüse schneiden. Doch es gibt Grenzen, weil die Orthese die Hand ausschließlich öffnen und schließen kann. Schriftliches Kommunizieren wie das Tippen am Handy ist undenkbar.
Die mechanische Variante der Exomotion Hand One koste 3000 bis 5000 Euro, der Preis der elektronischen bewege sich nach Hepp zwischen 27.000 und 40.000 Euro. Die mechanische Orthese wird über Federkraft betrieben; sie ist für Patienten, die ihre Hand schließen, aber nicht öffnen können. Beim Schließen der Hand werden die Federn gespannt.
Die Zahl der verkauften Produkte liege im mittleren zweistelligen Bereich, berichtet Hepp. Vertrieben werden sie über Sanitätshäuser und Krankenhäuser in Deutschland und Österreich, weitere Länder sollen hinzukommen. „Diese patentierte Technik ist einzigartig, und derzeit existieren auf dem Markt keine Alternativen“, sagt Hepp.