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Ein Start-up wird handgreiflich

Mit den Orthesen von HKK Bionics können Schlaganfallpatienten wieder Zähne putzen.

F.A.Z.

2.03.2023

Robin Maile

Kreisgymnasium, Riedlingen

Jeder 40. Mensch in Deutschland hatte schon einen Schlaganfall, schreibt der Medizinprofessor  Hans Joachim von Büdingen  auf der Internetseite „Schlaganfallbegleitung“.   Durch Orthesen kann die Funktion einer gelähmten Hand wiederhergestellt werden.  Das hat sich das Start-up  HKK Bionics  zur Aufgabe gemacht.

Durch einen schweren Verkehrsunfall in der Oberstufe konnte Dominik Hepp, Mitgründer und Geschäftsführer von  HKK, seine Arme nicht mehr bewegen. Er entschied,  Medizintechnik zu studieren. Mit seinem Kommilitonen Tobias Knobloch gründete er das  Unternehmen im Jahr 2017. Siebenstellige Beträge seien in die Entwicklung und Testung der „Exomotion Hand“ geflossen, finanziert durch mittelständische Unternehmen und Investoren. Seit 2020 sei das Ulmer Unternehmen auf dem Markt etabliert und erwirtschaftete in den ersten beiden Geschäftsjahren  einen Umsatz von 200.000 Euro, wie Hepp berichtet.   

Gesteuert wird die Exomotion Hand One durch einen Sensor, der an einen noch funktionierenden  Muskel wie  dem Handmuskel angebracht wird. Durch das Anspannen des Muskels werden vom Gehirn elektrische Impulse an den Muskel gesendet. Diese kann der Sensor messen und schließt dann ab einem gewissen Schwellenwert, der selbst  eingestellt werden kann, die Hand. Sobald man den Muskel wieder entspannt, öffnet sich die Hand.

Durch die  individuelle Einstellung  können Betroffene, die nur noch einen leichten elektrischen Impuls senden können, ihre Hände genauso verwenden wie Menschen mit funktionstüchtigeren Händen. Anwender können wieder Zähne putzen, Türen öffnen, Wäschekörbe tragen und Gemüse schneiden. Doch es gibt  Grenzen, weil die  Orthese  die Hand ausschließlich öffnen und schließen kann. Schriftliches Kommunizieren wie das Tippen am Handy ist undenkbar.

 Die mechanische Variante der Exomotion Hand One koste  3000 bis 5000 Euro, der Preis der  elektronischen bewege sich nach Hepp zwischen 27.000 und 40.000 Euro. Die mechanische Orthese wird über Federkraft betrieben; sie ist für Patienten, die ihre Hand  schließen, aber nicht öffnen können. Beim Schließen der Hand werden die Federn gespannt. 

Die Zahl der verkauften Produkte liege im mittleren zweistelligen Bereich, berichtet Hepp.  Vertrieben werden sie über  Sanitätshäuser und  Krankenhäuser in Deutschland und Österreich, weitere Länder sollen hinzukommen. „Diese patentierte Technik ist einzigartig, und derzeit existieren auf dem Markt keine Alternativen“, sagt  Hepp.

 

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