Korn, der schmeckt – das war das Ziel der Sasse Feinbrennerei Lagerkorn GmbH aus Schöppingen im Münsterland. Das Unternehmen entstand 1707; nun gehöre man mit Auszeichnungen wie der „Destillery of the Year“ zu den erfolgreichsten Unternehmen der Branche. Doch war die Entwicklung nicht immer vielversprechend. 1985 wurden die Tore geschlossen. Die Öffnung der europäischen Märkte ermöglichte den Import ausländischer Spirituosen. „Italienischer Grappa und schottischer Whisky waren dann einfach spannender als der heimische Kornbrand“, berichtet Geschäftsführer Rüdiger Sasse.
Rund zwei Jahre später eröffnete die Brennerei unter ihm wieder. Es sei harte Arbeit gewesen, sich im Premiumbereich gegen Whisky und Grappa durchzusetzen. Doch was rechtfertigt die Positionierung von Korn im Premiumbereich? Sasse erinnert sich, wie er am Nikolausabend einen Korn probierte. Der Brand hatte nicht den üblichen starken Korn-Geschmack und war besonders mild. Es handelte sich um einen Korn einer älteren Generation des Unternehmens, der für Freunde hergestellt worden war.
Sasse wollte daraufhin einen Korn herstellen, dessen Geschmack vollends überzeugt. Er kreierte den ersten Lagerkorn, einen in Eichenfässern gelagerten Korn, in denen zuvor Cognac war. Nur so entstünden in vier Jahren die Farbe des Bernsteins und der besondere Geschmack, berichtet Sarah Grawe, Assistentin der Geschäftsführung. „Ein klassischer Korn ist ungelagert und kristallklar in der Farbe.“ Für die Kornvariation Cigar Special habe man 2020 den Preis als bester Whisky Kontinentaleuropas gewonnen, sagt Sasse. Um in der Kategorie Whisky anzutreten, müsse der Lagerkorn gewisse Anforderungen erfüllen, denn ein Lagerkorn könne ebenfalls ein Whisky sein – umgekehrt sei dies nicht so leicht möglich.
Viele Kunden kommen aus der Gastronomie. Die Preise beginnen bei rund 20 Euro und steigen bis 350 Euro für einen Lagerkorn Bordeaux Finish in der 0,7-Liter-Flasche. Der nach Unternehmensaussage beste Whisky Kontinentaleuropas Cigar Special kostet rund 45 Euro. Ein halber Liter 20 Jahre alter Kornbrand ist für gut 175 Euro zu haben. Die Produktpalette umfasst knapp 30 Spirituosen, die aus regionalem Bio-Getreide hergestellt werden. Der Absatz sei in den vergangenen Jahren stetig um etwa 10 Prozent jährlich gestiegen. Die Jahresumsätze lagen zwischen 6 und 8 Millionen Euro.
2020 sei wegen der Corona-Krise ein Großteil der Kunden weggefallen, sagt Sasse. Nun produziert man Desinfektionsmittel und konnte so die 25 Mitarbeiter halten sowie Kurzarbeit vermeiden. Von März bis Juni stellte man 50.000 Liter Desinfektionsmittel in der Woche her. In der zweiten Lockdown-Phase stieg die Produktionsmenge weiter. Auch langfristig will man die Region Westfalen-Lippe mit Desinfektionsmittel versorgen. Es bestehe aus hochwertigem Trinkalkohol, der durch Methylethylketon untrinkbar gemacht werde.
Carlo Schürmann
Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster