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Ein elementares Deckmäntelchen

The Coatinc Company sorgt mithilfe von Zink dafür, dass Stahlteile nicht korrodieren

F.A.Z.

5.08.2021

Maram Babar

Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster

Die The Coatinc Company Holding GmbH aus Siegen blickt auf eine mehr als eine 500-jährige Geschichte. Das Familienunternehmen beschäftigt sich mit der Beschichtung von Stahl und versieht Stahlelemente mit Korrosionsschutz. Coatinc steht für coating (Beschichtung) und zinc (Zink). Weil rostiger Stahl seine Tragfähigkeit verliert, bekommen entscheidende Stahlteile ein „Zinkmäntelchen“. Nach einem Ranking der Stiftung Familienunternehmen ist The Coatinc Company (TCC) das älteste Familienunternehmen Deutschlands. Der geschäftsführende Gesellschafter Paul Niederstein führt es in der 17. Generation. Die Familientradition könnte fortgeführt werden,   Niederstein hat fünf Kinder.

Die Verzinkung erfolge nach einem natürlichen Gesetz, erläutert Niederstein. Bei einer Temperatur von 450 Grad kommt es zu dem Aufbau einer Legierungsschicht von Eisen und Zink. Als das unedlere Metall „opfert” sich Zink dem edleren Eisen; es baut sich ab und schützt so das Eisen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist nach  Unternehmensangaben das Hochtemperaturverzinkungsverfahren. Vorteile sind eine Gewichtsreduzierung und  eine bessere nachträgliche Beschichtbarkeit. Dies sei ideal für die Automobilindustrie, für dünne Schichten.

Das Verfahren spielte auch bei der Verzinkung der 2017 in Betrieb genommenen Zugspitzbahn eine wichtige Rolle. Die Stahlbaustütze für die neue Pendelbahn erreicht 127 Meter Höhe. Für den Korrosionsschutz der Gewindeverankerungen musste ein eigenes Verfahren entwickelt werden. „Am Ende stand ein hochtemperaturverzinkter Befestigungsanker für eine höchstfeste Verbindung – und das Ganze auch noch mit einem Feingewinde“, erzählt Tobias Wesselow, Geschäftsführer des zuständigen Unternehmensteils Coatinc PreGa.

Am Gipfel der Zugspitze haben Arbeiter stellenweise bei Minusgraden, Schnee, Regen und Wind gearbeitet. Fehlerhafte Bauteile könnten unter solchen Bedingungen nicht nachgearbeitet werden, betont das Unternehmen, alles müsse passen. „Ob am Berg oder unter dem Auto, das sind Bereiche, in denen man sich keine Fehler leisten kann“, sagt Wesselow.

The Coatinc Company betreibt nach eigenen Angaben den längsten Verzinkungskessel in Deutschland. Er ist fast 20 Meter lang, 2 Meter breit und gut 3 Meter tief und fasst knapp 800 Tonnen flüssiges Zink. Die zu verzinkenden Bauteile werden von einem Kran ins Becken getaucht. Rund 450 000 Tonnen Stahl werden in der gesamten Unternehmensgruppe und deren Beteiligungen im Jahr verzinkt, dafür werden 25 000 Tonnen Zink benötigt. 90 Prozent der eingesetzten Stoffe würden recycelt und 99 Prozent des beschichteten Stahls, sagt Niederstein.

The Coatinc Company ist auf dem deutschen Markt und in den Benelux-Ländern breit aufgestellt. Außerdem verfügt man über ein Werk in Mexiko und Beteiligungen in Osteuropa und der Türkei. TCC beschäftigt 1300 Mitarbeiter und einschließlich der Beteiligungen deutlich mehr als  2000.

Die Preise für die Verzinkung ergeben sich auch aus der Geometrie der Konstruktion, erläutert Niederstein. So koste eine schwere Konstruktion, die aber eine einfache Geometrie habe, rund 300 Euro je Tonne. Eine komplexe Geometrie, die leicht sei, aber große Oberflächen habe, könne mehr als 1000 Euro je Tonne kosten.

In den vergangenen beiden Jahren lag der Umsatz nach Unternehmensangaben etwa auf gleicher Höhe bei rund 180 Millionen Euro, ohne die Beteiligungen. Vor zehn Jahren betrug er 50 bis 60 Millionen Euro. Weil die Zulieferung der Stahlbauteile hauptsächlich aus der Bauindustrie kommt, hat das Unternehmen in der Corona-Krise kaum wirtschaftliche Einbußen, wie Niederstein berichtet. Die Bauindustrie sei nicht negativ von Corona beeinflusst. 

Maram Babar

Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster

 

 

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