Die Oma als Sekretärin und der Opa als Vorarbeiter, das waren die ersten Mitarbeiter. „Quasi durch Zufall habe ich eine Nische gefunden, in der wir inzwischen Weltmarktführer sind“, sagt Uwe Kraft. Er gründete 1996 im Alter von 25 Jahren die Uwe Kraft Reitsportgeräte & Metallbau GmbH in Frankenhardt-Honhardt in Baden-Württemberg. „Mein Vater züchtete Pferde, sodass ich mit Pferden aufgewachsen bin“, erzählt der Metallbauer. Im elterlichen Eiskeller wurde die erste Führanlage produziert, die immer noch läuft.
Eine Führanlage sorgt für eine ausgewogene Bewegung der Tiere über das ganze Jahr und unterstützt den Muskelaufbau. Sie ist eine Bahn, die beidseitig begrenzt ist und durch Treibgitter abgeteilte Segmente hat. Die Gitter trennen die Pferde voneinander, motivieren sie zum Laufen, geben Richtung und Tempo vor. „Die Führanlage ist bei uns darauf ausgelegt, den Pferden im Schritt Bewegung zu ermöglichen. Somit können zum Beispiel auch kranke oder ältere Pferde kontrolliert bewegt werden“, erklärt Heike Plaas-Beisemann vom Pensionspferdebetrieb Plaas-Beisemann in Fröndenberg-Strickherdicke in Nordrhein-Westfalen.
Führanlagen waren rund, bis Uwe Kraft mit der ersten ovalen Führanlage Neues ermöglichte. In der ovalen Führanlage werden die Gelenke der Pferde nicht einseitig belastet. In ihnen sei eine Kombination von geradlinigen und kurvenartigen Bewegungen möglich. Die Preise der Führanlagen bewegen sich zwischen dem mittleren vierstelligen und dem niedrigen fünfstelligen Bereich. Es gebe einen Trend zu Wasserführanlagen. Sie bestehen aus einem betonierten Becken und sind mit einem selbst entwickelten Filtersystem ausgestattet. So sind keine Pferdeäpfel-auffangbeutel mehr nötig.
Man hat bisher mehr als 2000 Führanlagen hergestellt. Kraft beschäftigt 18 Mitarbeiter in Deutschland und zwölf in der amerikanischen Tochtergesellschaft, die Krafts Bruder leitet. „Allein im Umkreis von 100 Kilometern um Lexington stehen ungefähr 120 Führanlagen“, berichtet Uwe Kraft. Inzwischen hat man mehr als 2000 Kunden auf fünf Kontinenten in 60 Ländern mit einer Führanlage ausgestattet. Die Exportquote beträgt 60 Prozent. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Der Umsatz habe 2022 im unteren achtstelligen Millionenbereich gelegen.
Große Reitsportanlagen wie die Spanische Hofreitschule in Wien und die Reitsportanlage Hofgut Dagobertshausen in der Nähe von Marburg in Mittelhessen zählen zu den Kunden. Das gilt auch für Michael Jung, Olympiasieger, Welt- und Europameister. „Ich hatte ein Pferd von Herrn Kraft in Beritt. Seither besteht die Zusammenarbeit, und unsere Familie ist mit den Produkten der Firma Kraft sehr zufrieden“, sagt Jung.