Die Sielaff GmbH & Co. KG aus Herrieden in Bayern ist in Deutschland und Mitteleuropa Marktführer für Verkaufs- und Abgabeautomaten aller Art, sagt der Entwicklungsleiter des Unternehmens, Manfred Murr. Mehr als 16 000 Getränke-, Speise-, Snack-, Heißgetränke- und Rückgabeautomaten habe man 2019 verkauft und damit einen Umsatz von rund 155 Millionen Euro erzielt. Der Ingenieur Max Sielaff erhielt 1887 vom Kaiserlichen Patentamt das Patent auf einen „Selbstthätigen Verkaufsapparat“. „Sielaff ist sozusagen der Gründervater der Automatentechnik in Deutschland, wenn nicht sogar darüber hinaus“, betont Murr. Anfang des 20. Jahrhunderts habe Sielaff etwa 30 000 Schokoladenautomaten im Land aufgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fokussierte sich das Unternehmen auf Zigarettenautomaten.
Die Geräte verkauft Sielaff an die Aufsteller und Betreiber der Automaten, die Operatoren. Derzeit gehörten Konzerne wie Dallmayr, Coca-Cola und Zoells.de zu den größten Operatoren des Unternehmens, berichtet Murr. Doch es kämen immer mehr Direktvermarkter hinzu, zum Beispiel landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Produkte 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche anböten.
Auf die Vending-Automaten entfielen rund 40 Prozent des Umsatzes. Der Rest werde mit Rücknahmeautomaten erwirtschaftet. Die größten Operatoren in diesem Bereich sind die Schwarz-Gruppe (Lidl) und die Rewe-Gruppe. In beiden Geschäftsbereichen bietet man inzwischen Automaten mit Kamerasystemen und Touchdisplays, die auch Inhaltsstoffe anzeigen können, an. Das Unternehmen beschäftigt knapp 1000 Mitarbeiter.
Man vertreibt auch komfortablere Automaten, in denen zum Beispiel mittels Lift die Produkte beschädigungsfrei zum Ausgabefach transportiert werden. Sie kosteten mehr als 8000 Euro, sagt Murr. Die Preise der klassischen Automaten begännen bei etwa 3000 Euro. Bargeldlose Zahlungsmethoden seien auf dem Vormarsch; international statte man die Automaten fast nur noch mit Kartenzahlgeräten aus. In Deutschland verlaufe der Wandel weg vom Bezahlen mit Bargeld zäher.
Laut Beate Schoenen vom Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft ist Deutschland mit 3,1 Milliarden Euro im Jahr 2019 der umsatzstärkste Markt für Verkaufsautomaten in Europa, auch wenn in Frankreich und Italien mehr Geräte vorhanden seien. Der größte Teil wurde 2019 mit Heiß- und Kaltgetränken erwirtschaftet.
Auf manchen Märkten der Welt sei Sielaff nur schwach vertreten, berichtet Murr. Als Beispiel nennt er Japan. „Das ist ja die Automatenheimat.“ Im Vending-Automatengeschäft verbleiben laut Murr rund 70 Prozent der Automaten in Deutschland und 25 Prozent in der EU. Im Rücknahmebereich gingen nur 10 Prozent in Länder außerhalb der EU. „In Europa und weiten Teilen der Welt sind die Rücknahmesysteme noch kein Thema“, erklärt Murr. Im Rücknahmebereich seien Tomra, RVM, Envipco und Diebold Nixdorf die größten Konkurrenten.
2019 war das bisher umsatz- und ergebnisstärkste Jahr. Für 2021 plant man mit einem Erlös zwischen 110 und 120 Millionen Euro. Murr begründet den Rückgang gegenüber 2019 mit der Rohstoffknappheit und höheren Preisen für Stahl, Chips, Kunststoffe und Displays. Auch Corona hinterlässt Spuren. Im Homeoffice kauften weniger Leute am Automaten.
Ein Zukunftstrend sei das Einkaufen ohne Verkaufspersonal. „Wir haben kleine Micro-Market-Systeme mit mehreren verketteten Automaten entwickelt.“ Micro-Markets sind kleine Supermärkte mit vielen Automaten, in denen rund um die Uhr eingekauft werden kann.
Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.
Liam Schäpers
Hans-Böckler-Berufskolleg, Münster