Aerocom habe sich als auf der Welt führender Hersteller von Rohrpostanlagen etabliert, sagt Jürgen Wörle, Verkaufs- und Marketingmanager des Unternehmens mit Hauptsitz in Schwäbisch Gmünd. Die Aerocom GmbH & Co. ist in 80 Ländern vertreten. „Als die Halle 211 der Robert Bosch Automotive Steering GmbH erweitert wurde, wurde diskutiert, ob die Zahnstangen, starre zylindrische Lenkungskomponenten, direkt an den Maschinen gemessen werden sollen oder zentral in einem Messraum“, erzählt Wolfgang Marton, der Teamleiter des Messraums. Im zentralen Raum kann besonders präzise gemessen werden; allerdings ist der Weg dorthin lang. Daraufhin kam Marton die Idee mit der Rohrpost. Jedoch kann eine Stange bis zu einem Meter lang sein.
Wie sollte ein so langer Gegenstand in den Kurven der Rohrpost transportiert werden? Die Planer kamen auf eine Idee: „Bei einem Traktor wird der Anhänger auch mit einem Kreuzgelenk mit Kugellagern verbunden, um einen kleineren Radius zu erlangen“, erklärt Marton. Für diesen kleineren Radius sei eine neue Büchse entwickelt worden, sagt Wörle. Diese ist in der Mitte dünner und wird durch einen Clip verschlossen. Man kann sich dies vorstellen wie ein Rohr, das an beiden Enden einen größeren Aufsatz hat. Diese Aufsätze kann man einschlagen.
„Die Zahnstangen werden nun mit einer Geschwindigkeit von 6 Metern je Sekunde transportiert“, berichtet Marton. Die Fahrzeit zwischen Fertigung und Messraum dauert etwa 1 Minute und 20 Sekunden. Danach benötigt die Anlage rund 30 Sekunden, um die Büchse auszuwerfen. Die Anlage lasse jährlich Stückzahlen im fünfstelligen Bereich durch die Halle „fliegen“, sagt Merton.
Solche besonderen Projekte gebe es durchaus, vom Transport von Getreideproben über Schweinesperma bis hin zu Klebstoffen für einen Flugzeughersteller, sagt Aerocom-Geschäftsführer Roland Pfitzer. „In Krankenhäusern werden oft Blutproben ins Labor transportiert oder Unterlagen zwischen den einzelnen Stationen ausgetauscht“, berichtet Wörle. „In Apotheken werden Medikamente platzsparend gelagert und von dort direkt zur Verkaufsfläche transportiert.“ In Casinos und Mautstationen werden Barbeträge mittels Rohrpost sicher befördert. Blut wird zum Beispiel viel langsamer transportiert als Briefe oder Bargeld. Ein Rohrpostsystem arbeitet nach Wörles Angaben mit einem Luftdruck und einem Luftsog, die durch einen Verdichter erzeugt werden.
Das Unternehmen hat 250 Beschäftigte, 145 in Deutschland. „Der Jahresumsatz beläuft sich auf rund 42 Millionen Euro“, berichtet Pfitzer. „Die Preisspanne für ein Rohrpostsystem liegt zwischen 10.000 Euro und 2 Millionen Euro.“ Es gebe wenige Anlagen, die so schnell amortisiert seien wie die Rohrpost, in der Regel nach zwei bis drei Jahren, im Krankenhausbereich mit einem großen Verkehrsaufkommen teilweise schon nach einem bis eineinhalb Jahren. Laut dem Geschäftsführer werden 200 bis 300 Anlagen im Jahr verkauft. „Aktuell schätzen wir unseren Marktanteil weltweit auf rund 60 Prozent. Unsere größten Mitbewerber sind Translogic aus den Vereinigten Staaten und Sumetzberger aus Österreich.“
Lara Mucha
Parler Gymnasium, Schwäbisch Gmünd