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Die nehmen vieles auf ihre Kappe

Mit kleinen Teilen, die in Schuhen wichtig sind, ist Rhenoflex Marktführer geworden.

F.A.Z.

7.05.2020

Marie Scharfenberger

Albert-Einstein-Gymnasium, Frankenthal

Beim Schuhkauf sind die ersten drei Sekunden wichtig. „In dieser Zeit entscheidet der Verbraucher, ob ihm der Schuh gefällt“, sagt Frank Böttcher, Geschäftsführer der Rhenoflex GmbH aus Ludwigshafen. Sie stellt Kappen her. „Das sind kleine Teile mit großer Wirkung“, sagt Böttcher. Sie seien für die Bequemlichkeit, den Halt und das Aussehen des Schuhs entscheidend. Und sie sorgen für Schutz.

Die Kappen sind halbmondförmig und 0,3 bis 2 Millimeter dünn. Die Vorderkappe umformt die Zehen, die Hinterkappe sitzt an der Ferse. Die Kappen werden zwischen Futter und Obermaterial eingearbeitet. Für einen High-Performance-Laufschuh wird eine stabile, leichte Kappe benötigt, um dem Sportler einen angenehmen, leichten Lauf zu bieten. In einen Arbeits- und Sicherheitsschuh wird stärkeres Material eingearbeitet.

Die Kappen von Rhenoflex werden auf der ganzen Welt in rund 500 Millionen Paar Schuhen verarbeitet. In einem Schuh haben sie nur einen Wert von 20 bis 30 Cent. Für manche Schuhe bietet Rhenoflex keine Kappen an, etwa für vulkanisierte Schuhe wie Chucks. Fußballschuhe benötigen besonders harte Kappen, die Rhenoflex nicht herstellen kann. Sie würden bevorzugt mit Spritzguss gefertigt, erläutert Böttcher, zum Beispiel von der Framas Kunststofftechnik GmbH aus Pirmasens.

Die Kappen werden in fünf unterschiedlichen Verfahren hergestellt, eines davon ist das rohstoffsparende „Rhenoprint“-Verfahren. Dabei werden sie aus recycelten, nachwachsenden und auch bioabbaubaren Rohstoffen und in weniger als einer Minute ohne Abfall produziert. In der Regel stammen die Rohstoffe aus Abfällen; Beispiele sind Sägemehl, Reisschalen, CDs und DVDs.

Rhenoflex hat 2019 mit 300 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro erwirtschaftet. Auf den Schuhbereich entfallen 78 Prozent. Die übrigen 22 Prozent erzielt man im LifestyleBereich, etwa mit Verstärkungsmaterial für Taschen, Gürtel und Orthopädie. Das Unternehmen führt mehr als 500 Produkte. Sie werden zu 80 Prozent in Asien produziert, denn in Deutschland werden nur noch wenige Schuhe hergestellt. „Rhenoflex ist ein Marktführer aus Europa und hat etwa 10 Prozent globalen Marktanteil“, sagt Böttcher. Man produziert unter anderem für Adidas, Nike, Louis Vuitton und Peter Kaiser. Die Hauptkonkurrenten sitzen in Italien und Amerika.

Rhenoflex arbeitet gerade an einem Chip, der dem Kunden Informationen über den Schuh geben kann, zum Beispiel über Produktion und Materialien. Außerdem könnten in einem Spiegel andere Farben, in denen es das Modell gibt, gezeigt werden. Zudem sind Informationen wie der Sport des Trägers abrufbar. Eine andere Innovation ist die Multizonenkappe, die unterschiedliche Härten in verschiedenen Zonen aufweist. Das sorge für einen besonders guten Komfort, einen guten Halt und liefere eine maßgeschneiderte Stabilität.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

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