Spannende Inhalte finden

Die Finnen haben eine klare Position

Three Up, der Marktführer für individuell gefertigte Surfboards, hat seinen Sitz in Konstanz – aus gutem Grund.

F.A.Z.

16.06.2023

Claudia Timmermann

Eichsfeld-Gymnasium, Duderstadt

Surfen war 2021 in Tokio zum ersten Mal olympische Disziplin. „Seitdem verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten im Surfsport“, berichtet Michael Zirlewagen vom Deutschen Wellenreitverband. Er schätzt die Zahl aller Surfer in Deutschland auf 2,5 Millionen;  ungefähr eine halbe Million Menschen seien  aktiv. Die  Three Up GmbH aus Konstanz am Bodensee produziert unter dem Namen „Wark Boards“ Bretter für  Windsurfing und Wellenreiten, aber auch für Stand-up- Paddling. Sie ist  nach Angaben des Geschäftsführers Andreas Widmann das größte deutsche Unternehmen für „Custom Boards“; diese werden   nach Kundenwunsch  gefertigt.  Die  Kunden  können Einfluss nehmen auf Materi­alverstärkungen, die Anzahl und Art der Finnen und Fußschlaufen sowie die Farbe des Boards.

Widmann gründete sein Unternehmen vor gut 40 Jahren. Seine Idee, mit 16 Jahren ein eigenes Board zu bauen, wurde schnell zum Geschäftsmodell,   die heimische Garage funktionierte er kurzerhand in eine Werkstatt um.   Three Up besteht  aus ihm  und  einer weiteren Person. Jährlich erziele das Unternehmen mit dem Custombau, dem Hauptgeschäftsfeld,  einen Umsatz von rund 120.000 Euro.   Über die vergangenen  zehn Jahre seien die Umsätze konstant auf einem hohen Level, sagt Widmann.

Der Markt habe  sich in der  Corona-Pandemie verändert. „Die Menschen surfen wieder mehr zu Hause und brauchen dort das Material.“ Der Umsatz stieg somit besonders in den vergangenen  zwei Jahren, und man brauchte keine  Hilfen der Regierung.   Als weiteren Grund für die steigenden Umsätze nennt Widmann den  Nachhaltigkeitsgedanken. Dadurch habe sich der Konsum weg von Serienboards und hin zu angepassten und langlebigen Produkten entwickelt.

Die Kundschaft ist  vielfältig. „Vom Klinikchef über den Bankmanager bis hin zum Studenten ist alles dabei“,   berichtet Widmann. Man verkaufe an  Anfänger genauso wie an  Hobbysportler  aus den  verschiedensten Altersgruppen.  „Es ist jedes Mal eine andere Geschichte und ein ständiger Wechsel der Arbeit.“ Jährlich gehen 50 bis 60 Aufträge ein.  Den größten Anteil  machen  die Windsurfboards aus. Bis zum fertigen Produkt  plane man mit einer Arbeitszeit von rund 50 Stunden. „Im Minimum sind das 15 Arbeitstage.“ Der Preis eines  Windsurfboards liegt bei  rund 3000 Euro.

Zunächst wird   die Form   aus einem Schaumstoffklotz herausgearbeitet. Anschließend fräst man  die Finnen aus. Dann erhält das Board   eine stabile Außenhaut aus Carbon oder Glasfaser mit Epoxidharz, und es werden die Einbauteile wie Fußschlaufendübel und Finnenboxen eingesetzt. Die Materialien sind für  jedes Board gleich.  

Das Board wird  beschichtet und geschliffen und anschließend   lackiert und designt. Dabei müssen die Kleber und Lacke immer wieder über längere Zeit trocknen. So können zum einen mehrere Projekte gleichzeitig realisiert werden, und zum anderen entstehen Freiräume, die der Geschäftsführer oft selbst zum Surfen nutzt. „Das war immer die Priorität, selbständig zu sein, nicht angebunden zu sein. Und wenn ein Wind weht, dann gehe ich los aufs Wasser.“  Widmann  schätzt  seinen Standort am Bodensee und möchte diesen  weder verlagern noch vergrößern.

 Konkurrenten seien Windflüchter aus Rostock und Custom Works aus Radolfzell am Bodensee. Diese produzierten  nur Windsurfboards. Lutz Graichen, Geschäftsführer von Windflüchter Surfboards,  hat ebenfalls während der Corona-Zeit einen Anstieg erlebt. Sein Unternehmen   produziert jährlich 40 bis 50 Custom Boards. „Die Anpassungen sind zwar oft relativ klein für den Kunden, jedoch entscheidend und spürbar“,  sagt  Graichen. Der Preis für ein  Windflüchter-Surfboard liegt  durchschnittlich knapp unter 3000 Euro.  Die  Preise der Serienboards  seien sehr verschieden,  im Durchschnitt allerdings ähnlich hoch. 

Surfer  schätzen die Möglichkeiten ei­nes Custom Boards. „Das ist schon etwas Schönes“, erzählt Laurin Ressel, Lehrer in der Surfschule Südkap Surfing Sylt.   Ihm gefallen die  teilweise sehr außergewöhnlichen Formen und Designs.  Für die Surfschule seien die Custom Boards aber ungeeignet, da viele Surfer dort wenig erfahren seien.    Die steigende Nachfrage bestätigt auch er. „Die Anzahl der Surfer in Deutschland hat zugenommen.“ So sei es für die Menschen deutlich einfacher zum Surfsport zu gelangen, etwa über  neue Trendsportarten wie das Stand-Up- Paddling.

 

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

Weiterlesen

Cookie Einstellungen