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Des Tampons Tage sind gezählt

Menstruationsslips zu verwenden vermeidet Müll – und spart Geld

F.A.Z.

2.09.2021

Anna Bonorden

Mallinckrodt-Gymnasium, Dortmund

Rund 15 000 Tampons oder Binden benutzen menstruierende Personen  im Laufe ihres Lebens. Das kostet Geld und verursacht Müll; außerdem sind viele Tampons und Binden chemisch behandelt. Das Unternehmen Taynie aus Wesseling bei Köln bietet Mens­truationsunterwäsche als nachhaltige Alternative an. Durch mehrere Schichten Stoff wird Flüssigkeit ins Innere der Slips geleitet und dort sicher eingeschlossen. Die Slips haben eine Saugstärke von bis zu sechs Tampons (60 Milliliter).    

Gründerin Monika Müller war 2014  auf der Suche nach einer Alternative zu Binden und Tampons, als sie auf  Mens­truationsunterwäsche stieß. Sie entdeckte das 2013 gegründete Unternehmen Thinx Inc. aus den USA.   Allerdings seien die Produkte  teuer und mit schädlichen Bioziden versetzt gewesen. Wäsche aus  Deutschland habe es  noch  nicht gegeben.  2015 nähte sie  mit einer befreundeten Schneiderin die erste Taynie unter dem Namen „Saubertage“.   2017 ließ das Unternehmen die erste große Kollektion schneidern und verkaufte sie über Ebay und den regionalen Einzelhandel. 2019 konnte Taynie   einen Onlineshop einrichten.  

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen in   Europa die größte Auswahl an Periodenslips. „Seit unserer Gründung konnten wir unsere Umsätze pro aufeinanderfolgendem Quartal verdoppeln“, berichtet  Geschäftsführer René Müller, der Mann von Monika Müller. Für das  Jahr 2020 haben sie einen Umsatz im deutlich siebenstelligen Bereich erwartet.    Es spreche einiges dafür, dass Taynie der erfolgreichste Anbieter in Deutschland sei, sagt Müller. Es gebe dazu noch  keine Zahlen.

Die Slips kosten zwischen 20 und 40 Euro, abhängig von der Saugstärke und der damit verbundenen materialintensiveren Herstellung. Bei guter Pflege sollen sie zwei bis drei Jahre halten. Taynie verzichte  auf Zusätze wie Silber und Zink-Pyrithion, die andere Anbieter wegen ihrer  antibakteriellen Wirkung einsetzten. „Dank unseres Know-hows erfüllen unsere Periodenslips höchste hygienische Ansprüche auch ohne den Zusatz solcher chemischer Zusatzstoffe“, sagt René Müller. Mit einer Mem­bran- und Vier-Lagen-Technik sollen Gerüche und Flüssigkeiten sicher eingeschlossen werden. Die Taynies können  außerdem bei 60 Grad gewaschen werden.  Sie  seien zu 100 Prozent vegan, da sie aus Bio-Baumwolle und nicht aus  Merinowolle bestünden.  Neben Mens­truierenden gehören auch Personen mit Inkontinenz zu den Kunden.

Neue Kunden gewinnt Taynie  über Werbung, Testberichte in Suchmaschinen und die sozialen Medien. Eine dieser Testpersonen ist Vanessa Gödecke. Sie stellte 2019 die Menstruationsunterwäsche von Taynie auf ihrem Youtube-Kanal „Naverya“ vor. Sie sei   immer auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen für alltägliche Dinge und benutze seit einem Jahr  Menstruationsunterwäsche, sagt Gödecke. Die Müllvermeidung ist für sie das wichtigste Argument, aber auch die Geldersparnis durch den einmaligen Kauf. Von Personen mit einer sehr starken Blutung habe sie allerdings gehört, dass sie die Slips recht oft  wechseln müssten. Für diese seien  Tampons oder Menstruationstassen vielleicht doch besser geeignet, „einfach weil die noch mehr Blut auffangen und da nichts daneben gehen kann“, erklärt Gödecke. Da der Wechsel der Menstruationsunterwäsche mit dem Ausziehen des kompletten Slips verbunden sei, greife sie auf Bio-Binden  oder Stoffbinden zurück, wenn sie über Nacht unterwegs sei.

Taynie arbeitet außerdem mit  sozialen Einrichtungen und Schulen zusammen und unterstützt die Aufklärung von Jugendlichen zum Thema Monatshygiene. René Müller hofft, dass Taynie in fünf Jahren zu den  führenden Marken für Menstruationsunterwäsche auf der Welt gehört. Auf dem Markt für Periodenunterwäsche ist man freilich  längst nicht mehr das einzige deutsche Unternehmen. Die  Balvea e.K.  aus Karlsruhe   bietet die Marke Femtis an.  Die 2018 gegründete Ooshi GmbH (2020 umbenannt in Ooia) aus Berlin hat nach eigenen Angaben  bis Ende vergangenen Jahres 200 000 Produkte verkauft. Und die Kora Mikino –  sustainable femcare UG aus Berlin unterstützt mit ihrer Initiative „The Period Pledge“ den Kampf gegen „Period Poverty“ (Menstruations-Armut). Sie stellt Non-Profit Organisationen ihr Schnittmuster zur Verfügung, damit jede menstruierende Person auf der Welt Zugang zu Menstruationsprodukten hat.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

 

Anna Bonorden

Mallinckrodt-Gymnasium, Dortmund

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