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Der Sieger fällt in ein schwarzes Loch

Ein früherer Fußballbundesliga-Spieler widmet sich nun dem Golf – er hat in Norddeutschland eine große Indoor-Anlage errichtet.

F.A.Z.

10.07.2023

Jette Angrick

Gymnasium Glinde, Glinde

Martin Harnik  ist Fans des VfB Stuttgart und des Hamburger SV  bekannt. Gespielt hat er in der Fußball-Bundesliga und in der Nationalmannschaft von Österreich. Anfang Oktober 2020 beendete er seine Profifußballkarriere und wechselte zum TuS Dassendorf. Dann hat er angetrieben von seiner zweiten sportlichen Leidenschaft mit der Gründung der Eisen 7 GmbH in Glinde für den Golfsport in Norddeutschland neue Möglichkeiten geschaffen.

Eisen 7 ist mit acht Trackman-Boxen auf 600 Quadratmetern und einem 50 Quadratmeter  großen Putting Green von Puttview nach eigenen Angaben „Deutschlands größte Indoor-Golfanlage“.   Trackman  ist eine realistisch wirkende virtuelle Radartechnik, die den Ball, den Schläger und den Schlag trackt. Sie ermöglicht, virtuell auf den Golfplätzen der Profis zu spielen. Gleichzeitig ist es ein Simulator, der  wetter- und lichtunabhängig ist.

Die Preise sind je nach Modell unterschiedlich, der GSK Elite Trackman 4 kostet zum Beispiel  knapp 30.000 Euro. Trackman, ein dänisches Unternehmen, gibt an, in dieser  Technologie branchenführend zu sein.  Mit der geleasten Golftechnik, die auch Profis wie Tiger Woods verwenden, bietet Eisen 7 eine  Ergänzung zum klassischen Golfangebot. Trackman hat gut  200  Golfplätze auf der Welt im Angebot,  auch den bekannten schottischen Golfplatz St. Andrews.  Das Sortiment wachse stetig, sagt Harnik. Dies sei „erst der  Anfang des Indoor-Golfmarktes“.

Trackman  ist international  vor allem in Asien und England verbreitet. In Deutschland ist die Technik   noch eine Besonderheit, denn es gibt nur  wenige Indoor-Golfanlagen, etwa Real-Golf und Trackme in Hamburg, den Indoor Golf Club Berlin und Indoor-Golf-Ruhrpott in Mülheim an der Ruhr. 

 Die Software von Puttview basiert auf Augmented Reality.  Objekte aus der analogen Welt werden in die digitale projiziert und umgekehrt. Puttview zeigt  zum Beispiel die ideale Start- und Ziellinie an.

Harnik ist alleiniger Geschäftsführer und  Einzelgesellschafter. Er hat eine  kaufmännische Ausbildung absolviert, danach jedoch nicht als Kaufmann gearbeitet. Entstanden sei das Unternehmen, weil er  wieder angefangen habe, Golf zu spielen. Er habe sich einen Simulator gekauft, diesen in seine Gartenhütte eingebaut und mit ihm „die Winterabende durchgespielt“. Die Frage, was  alle anderen in dieser Jahreszeit machen, habe ihn zu der Geschäftsidee gebracht.

Anfang Februar 2022 hat  er eröffnet.  Der Standort in einer ehemaligen Autowerkstatt im Industriegebiet von Glinde sei  perfekt,  weil mehr als zehn Golfclubs in der Umgebung lägen.  Bei der Gestaltung der Räume habe er auf den  Golf-Charakter geachtet und sich  für eine altenglische Stilrichtung entschieden.

   Neben Einzelkarten bietet Eisen 7 Abo-Karten mit bis zu 70 Stunden an. Die Preise für die Boxen liegen bei 35 Euro in der  Stunde in den Nebenzeiten  und bei 40 Euro   in den Hauptzeiten.  Eine Stunde auf dem Putting Green kostet 15 Euro. Sponsoren seien  All 4 Golf, Cobra Puma Golf, Porsche und andere  Marken, erzählt Harnik. Im Gegenzug für Events bei Eisen 7 und der Zurverfügungstellung  von Artikeln als Turnierpreise mache er Werbung mit ihnen in den Boxen. Diese sind mit einer Art Leinwand ausgestattet, auf welche die Bilder projiziert werden.

Trotz eines schwachen Sommers 2022 plante Harnik mit einem Umsatz von rund  500.000 Euro für die  ersten 12 Monate. Er hatte nach neun Monaten etwa 500 Kunden, die meistens mehrere Stunden in den Boxen verbringen, im Buchungssystem.     Der typische Golfer sei 30 bis 60 Jahre alt. 70 bis 80 Prozent der Besucher seien männlich.   In dem Unternehmen arbeiten  Minijobber und eine Vollzeitangestellte.  Drei selbständige Golflehrer können hinzugebucht werden.  

Maria Niemann aus Escheburg, eine Vereinsgolferin, besuchte  in der Winterzeit Eisen 7 zum Trainieren. Obwohl die Preise in einer Golfhalle höher seien, sei es eine gute Möglichkeit, auch bei niedrigen Temperaturen  unterschiedliche Plätze zu bespielen, sagt sie. Die  Technik von Trackman helfe, die eigenen Fehler sofort zu erkennen und den  Schlag zu verbessern.

 

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