Durch die konstante Durchblutung der Blutgefäße hält das Herz den Menschen am Leben. Groß sind die Sorgen, wenn es nicht gleichmäßig oder im richtigen Tempo schlägt. Da helfen Herzschrittmacher, zum Beispiel der Biotronik SE & Co. KG aus Berlin. „Biotronik ist ein auf der Welt führendes Medizintechnikunternehmen, das seit über 50 Jahren zuverlässige und innovative kardio- und endovaskuläre Lösungen entwickelt“, sagt Thomas Kraft, der Vertriebsleiter des Unternehmens. „Bisher wurden über 20 Millionen Biotronik-Produkte in mehr als 100 Ländern von Ärzten eingesetzt.“
Gegründet wurde Biotronik 1963 von den Studenten Max Schaldach und Otto Franke – sie entwickelten an der TU Berlin Deutschlands ersten Herzschrittmacher. Bis heute ist Biotronik ein Familienunternehmen. 1963 präsentierte das Team den Prototyp des IP-3, der zuverlässiger, kleiner, leichter und besser implantierbar war als die Konkurrenzprodukte. Wegen seiner abgerundeten Gehäuseform, die Gewebeschäden minimierte, konnte ein Schrittmacher erstmals statt unter dem Bauchnabel, weit vom Herzen entfernt, in Brusthöhe unter die Haut gesetzt werden.
Bis heute implantiert man Herzschrittmacher normalerweise in Brusthöhe. „Das Schrittmacheraggregat wird im Bereich des Brustmuskels unter dem Schlüsselbein platziert. Hierbei kann das Aggregat entweder direkt auf dem Muskel oder unter diesem angebracht werden“, erklärt Patrick Nagel, Oberarzt und stellvertretender Leiter der Rhythmologie an der Medizinischen Klinik für Kardiologie der Berliner Charité.
Biotronik produziert Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren und Stents. Zudem bietet man telemedizinische Dienstleistungen an. „Sie sind eine Firma, die aus Berlin heraus weltweit Beachtung gefunden hat“, sagt Ulf Landmesser, Direktor der Berliner Charité-Klinik für Kardiologie. „Im Bereich der Forschung arbeiten wir innerhalb von Studien unter anderem mit Biotronik“, berichtet Landmesser. „Beispielsweise ist ein Fachgebiet die Entwicklung von Scaffolds, Magnesium-Stents, die sich mit der Zeit auflösen.“
Oberarzt Nagel erklärt die Funktionsweise von Herzschrittmachern: „In den meisten Fällen erfolgt eine Stimulation nur im Bedarfsfall, das heißt, wenn keine Eigenaktion des Herzens wahrgenommen wird.“ Die Geräte überwachen permanent den Herzrhythmus. „Einige sind in der Lage, auch aus der Ferne abgefragt zu werden.“ Diese Funktion besitzt das „Home Monitoring System“ von Biotronik. „Mithilfe der Home-Monitoring-Technologie ist es Kardiologen möglich, tagesaktuell telemedizinische Informationen zur Herz- und Implantatfunktion ihrer Patienten abzurufen, unabhängig davon, wo diese sich gerade befinden“, sagt Produktmanager Max Karl. Nach einer Studie sinkt so die Mortalität um 60 Prozent.
Für Herzschrittmacher und Defibrillatoren muss man laut Landmesser 1500 bis 10 000 Euro bezahlen. „Am billigsten ist der Herzschrittmacher, der nur eine Herzkammer stimuliert. Dann folgt das Gerät, das beide Herzkammern stimulieren kann. Als Nächstes kommt das Gerät, das drei Stimulationsmöglichkeiten hat.“ Geräte mit eingebauter Überwachungsfunktion seien um 1000 bis 1500 Euro teurer.
Die Konkurrenten von Biotronik sind die amerikanischen Konzerne Boston Scientific und Abbott Laboratories sowie der Weltmarktführer Medtronic, der in Irland sitzt. Biotronik ist nach eigenen Angaben der einzige Hersteller Europas in den Bereichen aktiver kardialer Implantate und beim elektronischen Monitoring kardialer Implantate. Aktive kardiale Implantate verfügen über eine Energiequelle, um die Funktion des Herzens zu überwachen, zu unterstützen oder zu ersetzen.
Nach Angaben des jüngsten Jahresabschlussberichts von Biotronik im Bundesanzeiger belief sich der Umsatz im Jahr 2020 auf 696,7 Millionen Euro. Gegenüber 2019 war das ein Rückgang um 7,5 Prozent. „Das ist vor allem durch die Verschiebung von Operationen während der Corona-Pandemie zu erklären“, sagt Anne Uhlemann, Pressesprecherin von Biotronik. Für 2021 hat man im Abschlussbericht ein Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich prognostiziert. Im Jahr 2020 lag die Mitarbeiterzahl bei rund 2400.
2003 entwickelte Biotronik den ersten Herzschrittmacher mit telemedizinischer Funktion und 2012 den ersten Defibrillator, mit dem man MRT-Untersuchungen wahrnehmen kann. Derzeit forscht man an Möglichkeiten, durch Diagnostik das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzrhythmusstörungen präventiv zu verhindern.