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Der kriegt was zu hören

Für Schiedsrichter ist eine reibungslose Kommunikation essenziell. Riedel stattet die Bundesliga mit den entsprechenden Systemen aus.

F.A.Z.

7.10.2021

Mika Walther

Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen

Es ist die 93. Minute, der Ball fällt ins gegnerische Tor. Man kann sein Glück nicht fassen, doch dann meldet sich der Videoassistent, und das ganze Glück  ist plötzlich  verschwunden. Der Schiedsrichter geht zum Monitor und erkennt das Tor wegen eines regelwidrigen Vergehens ab. Dieser  technische Vorgang wird durchgeführt  von der in Wuppertal ansässigen Riedel Communications GmbH & Co. KG.

Das Unternehmen wurde 1987 gegründet. Alles begann seinen Lauf zu nehmen, als  sich Thomas Riedel ein paar Sprechfunkgeräte  für eine private Veranstaltung zulegte. Er lieh sie aus, kaufte weitere, die er verlieh.  Riedel ist inzwischen kein kleines Unternehmen mehr, man hat große  Aufträge wie  die Durchführung der Kommunikation von Festivals wie Rock am Ring und  Wacken. „Riedel ist führender Hersteller und Vermieter von Intercom- und Mediennetzwerklösungen“, sagt Unternehmenssprecher  Serkan Güner. Auch die Formel 1 ist Kunde.  Das Unternehmen  beschäftigt mehr als 700 Mitarbeiter und hat  2019 149 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Corona-Pandemie hat  Riedel getroffen,  Veranstaltungen wurden abgesagt.

Das Unternehmen  stattet seit der Saison 2018/19 alle Unparteiischen der Bundesliga mit dem Riedel Bolero S aus. Nach der Einführung des Virtual Assistant Referee eine Saison zuvor war die Deutsche Fußball Liga (DFL) unzufrieden mit der Kommunikationslösung und fragte  bei Riedel an. In den Übertragungswagen vor den Stadien wurde die Riedel-Technik schon  länger eingesetzt.  Die  Ü-Wagen gehören Sportcast,   einem Tochterunternehmen der DFL. Die reibungslose Kommunikation zwischen den Schiedsrichtern  und dem Video Assistent Referee in Köln ist essenziell  für die Durchführung der Spiele.

 Was  ist das Besondere am Bolero S? Es  hat eine deutlich bessere Audioqualität. Außerdem  ist die Verbindung zwischen den „Beltpacks“, die die Schiedsrichter mit sich tragen, und den Antennen  sehr stabil. Das ist nicht selbstverständlich, befinden sich  in einem Stadion wie dem Signal Iduna Park in Dortmund bis zu 80 000 Fans und somit etwa ebenso viele Handys.   Diese  sorgen für eine Reflexion der Signale.  „Eine klare Kommunikation, die für alle sehr gut verständlich ist, ist das A und O“, sagt Nicolas Winter, Schiedsrichter in der 2. Bundesliga.  

Jedes Spiel wird aus dem Remote Operations Center (ROC), das auf dem Firmengelände in Wuppertal steht, betreut. Im ROC sitzen an einem Spieltag etwa vier Personen.   Es  hat seine eigene Stromversorgung, damit im Falle eines Stromausfalls  das  Spiel weiterlaufen kann. „Wenn mittwochnachmittags in Aue eine Antenne wegfliegt, dann sehen wir das sofort und können uns kümmern“, sagt Projektmanager  Carsten Voßkühler.   Es habe schon mal Probleme auf dem Platz gegeben, sagt Schiedsrichter Winter.  „Das war aber  nicht die Schuld von Riedel, sondern meine.“

Das ROC wurde parallel zum Bolero S extra für den Bundesligagebrauch entwickelt. Jedes Bundesligastadion und  zur Saison 2019/20  auch jedes Stadion der 2. Liga wurde mit der  Technik ausgestattet;  in jedem Stadion sind drei Antennen verbaut. Sie  sind so  angebracht, dass der Schiedsrichter in der Kabine und auch auf jedem Fleck des Feldes eine fehlerlose Kommunikation nach Köln  hat. Rund um das Feld sind zwei Antennen angebracht –   falls eine ausfallen sollte.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

Mika Walther

Landgraf-Ludwigs-Gymnasium, Gießen

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