Immer mehr Waren werden über das Internet bestellt, auch Lebensmittel. Dafür braucht man Verpackungen. Bisher spielt Styropor eine große Rolle. Da es aber auf Erdölbasis und mit viel Energie hergestellt wird, ist es umweltschädlich. Dies brachte die Betriebswirtin Patricia Eschenlohr und ihren Ehemann, den Medizintechnik-Ingenieur Thomas Maier-Eschenlohr, auf die Idee, ökologisch abbaubare Verpackungen herzustellen. „Unser Ansatz war es, eine Isolierverpackung zu entwickeln, die genauso gut ist wie Styropor, die aber einfacher entsorgt werden kann, im Idealfall im Garten“, berichtet Patricia Eschenlohr. Und so gründete das Ehepaar 2013 in der Nähe von München die Landpack GmbH. Die beiden Unternehmer suchten nach einem nachwachsenden Rohstoff - und kamen auf Stroh.
Stroh fällt in der Landwirtschaft als Restprodukt an; es ist im Überfluss vorhanden. Zusätzlich ist Stroh ein Dämmstoff, der die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnimmt und so die Luftfeuchtigkeit in der Verpackung senkt. Das ist ideal, um feuchtigkeitssensible Lebensmittel beim Versand zu schützen.
Eine kleine Metzgerei aus Österreich nahm die ersten drei Paletten der Landboxen ab. Nach Eschenlohrs Angaben zählen inzwischen etliche bekannte Unternehmen wie Feinkost Käfer, Alnatura und die Andechser Molkerei Scheitz zur Kundschaft. Mit der Initiative „Go Green by Käfer“, in der Michael Käfer einen begrünten Dachgarten über seinem Feinkostgeschäft in München anlegte, rückten auch die umweltfreundlichen Verpackungen in den Vordergrund. Das Feinkostunternehmen bezieht seit Oktober 2016 die Landboxen aus Alling und verschickt nach Angaben der im Einkauf tätigen Käfer-Mitarbeiterin Ingrid Giel jeden Tag drei bis vier an seine Kunden. Die Andechser Molkerei Scheitz wurde durch ein Foto in der Zeitung auf Landpack aufmerksam. „Mit allen Lebensräumen und Umweltgütern ökologisch zu arbeiten - diese Maxime ist Grundlage des Wirtschaftens der Andechser Molkerei Scheitz. Daher ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, auch beim Versand unserer Bio-Milchprodukte auf eine umweltfreundliche Verpackung zu bauen“, sagt die für den Versand verantwortliche Mitarbeiterin Gabriele Schröder.
Prinzipiell eignen sich alle Waren, die stoßempfindlich sind oder gegen Temperatureinflüsse geschützt werden müssen, zum Versand in der Landbox. Auch von kuriosen Anfragen weiß die Gründerin zu berichten: Die Strohpaneelen werden als Sitzkissen für die Meditation verwendet. Andere Kunden nehmen die Boxen für den Versand von Nutzinsekten. Anfragen für den Versand von Grabplatten, Whiteboards, Betonklötzen oder Fahrrädern seien ebenfalls keine Seltenheit, sagt Eschenlohr.
Das Unternehmen wird von regionalen Landwirten beliefert. Einmal im Jahr wird das Restprodukt der Getreideernte geordert. Man entnimmt Proben, um das Stroh mikrobiologisch zu prüfen. Wenn das Material den Anforderungen entspricht, lagern es die Bauern ein und liefern es bei Bedarf "just in time" an das Unternehmen. Dafür zahlt es 150 Euro je Tonne Stroh zusätzlich zu den Lagerkosten. Für die Landwirte ist das lukrativ, weil sie auf Rohstoffbörsen nur etwa 80 Euro für die Tonne Stroh erhalten. Landpack verarbeitet laut Eschenlohr viele tausend Tonnen Stroh im Jahr. Der Preis einer Landbox, die aus sechs Strohpaneelen besteht, entspricht dem einer vergleichbaren hochwertigen Styroporverpackung. So zahlt man für eine mittelgroße Box rund 3,50 Euro. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz im mittleren siebenstelligen Bereich.
Die Strohhalme werden zunächst gelockert, entstaubt und entkeimt. „Unser Stroh ist sauberer als die eingebrachten Lebensmittel“, betont Eschenlohr. Anschließend wird es unter hohem Druck und Hitze in rechteckige Paneele geformt. Die Platten werden danach von einer Folie auf Stärkebasis, die ebenso wie das Stroh kompostierbar ist, umhüllt. 20 Kilowattstunden je Kubikmeter betrage der Energieaufwand zur Produktion einer Landbox im Vergleich zu etwa 1000 Kilowattstunden je Kubikmeter einer vergleichbaren Styroporbox, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.
Landpack beliefert rund 600 Lebensmittelversender und beschäftigt zwanzig Mitarbeiter. Die Box sei die auf der Welt erste radikal umweltfreundliche Isolierverpackung auf Basis nachwachsender Rohstoffe und konkurrenzlos, sagt Eschenlohr. Sie sei zudem die erste umweltfreundliche Isolierverpackung, die vergleichbare Leistungsdaten aufweise wie Styropor. Die Wärmeleitfähigkeit, ein Maß für die Isolierleistung, ist für Stroh - und Styropor - gering. Deshalb versendet die Molkerei Scheitz ihre gekühlten Produkte in den Landboxen. Diese werden vollständig biologisch entsorgt, oder das Material wird als Einstreu bei Haustieren verwendet. „Die Entsorgung einer Styroporbox kostet zwischen 10 bis 70 Cent“, erklärt Eschenlohr.