Im Eingangsbereich des Museums summt das Handy in der Hosentasche. Das hat mit einer Technik zu tun, die Thoralf Nehls, der Geschäftsführer der Sono-Beacon GmbH, entwickelt hat. Sie beruht auf der Erzeugung eines Audiosignals, das durch eine kleine Lautsprecherbox (Beacon) an das Smartphone des Nutzers gesendet wird. Die Beacons werden vom Anwender monatlich gemietet und kosten je nach Stückzahl zwischen 7 und 10 Euro je Lautsprecher. Die Frequenz des Audiosignals ist oberhalb von 20 Kilohertz angesiedelt und für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar. Wenn das Smartphone das Audiosignal empfängt, wird eine Datenbank angefragt, die Informationen, die auf dem Display erscheinen sollen, bereitstellt.
„Ich stehe vor einem Kunstwerk, zum Beispiel der Mona Lisa, und bekomme über die Sono-Beacon-Technologie auf mein persönliches Smartphone die gewünschten Informationen zum Künstler und zur Aussage des Bildes“, erklärt Nehls. Die Informationen erscheinen in der eigens entwickelten Sono-Beacon-App oder einer anderen Applikation, die mit der Technologie synchronisiert ist. „Neben HTML-Webseiten können auch Bilder, Videos und Sounddateien wiedergegeben werden“, sagt der Leiter für Software-Entwicklung, Michael Boldt.
Das Start-up wurde 2013 in Hamburg gegründet und hat drei Standorte in Deutschland. Nehls' Ziel war, das Abrufen von Informationen an verschiedenen Standorten so einfach und genau wie möglich zu gestalten. Sono-Beacon entwickelte die neue Technik von 2015 bis 2018 mit dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Sie wird als „location-based services“ bezeichnet.
„Die genauste Ortung eines Signals im Nahbereich (bis 1 Meter) mit entsprechend schneller Geschwindigkeit und die exakte Lokalisierung des Geräts sind einzigartig bei unserem Produkt“, sagt Nehls. Zudem gebe es kein Produkt mit ähnlicher Technik, das im selben Segment agiere. Man übertrifft in der Nahdistanzortung die Bluetooth-Technik, weil diese durch Störfaktoren wie Stromquellen oder Telefone mit nichtkompatiblen Empfangsfrequenzen nicht reibungslos funktioniert.
Sono-Beacon setzt sein Produkt vor allem im Kulturbereich ein. „Das Bode-Museum in Berlin ist unser Hauptprojekt“, berichtet Nehls. Dort sind 370 Lautsprecher an den Eingängen der Ausstellungsräume angebracht, die den Besucher beim Eintreten orten. Die Produkte von Sono-Beacon setzt auch ein großer Autohersteller ein. Die Arbeiter erhalten dank Sononet kontextbezogene Informationen zu Bauteilen, Anleitungen und Prozessen auf ihre smarten Geräte.
„Bis 2020 sollen weltweit insgesamt 200 Millionen Beacons aller Art verbaut sein, nicht nur Sono-Beacons“, sagt Nehls. Nach dem Beginn im Frühjahr 2018 „konnten wir unseren Umsatz mehr als verzehnfachen“, erklärt er. Der Erlös bewege sich im mittleren sechsstelligen Bereich.