Manche Wetterdienste in Deutschland nutzen Modelle mit einem Radius von rund 28 Kilometern oder mehr, sodass die Vorhersage für diesen Bereich die gleichen Werte ergibt. Bauern erhalten dann nicht immer eine präzise und genaue Wettervorhersage für ihre Flächen. Die Vereinigte Hagelversicherung VVaG, die seit 200 Jahren Agrarflächen gegen Wettergefahren versichert, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verbessern, und die Marke Meteosol gegründet.
„Seit Ende 2018 ist Meteosol sozusagen ein Start-up innerhalb der traditionellen Hagelversicherung“, sagt Prokurist Daniel Rittershaus. Das Unternehmen aus Gießen zählt 230 Mitarbeiter und hatte 2020 ein Prämienvolumen von 250 Millionen Euro. Mithilfe von lokalen Wetterstationen stellt man den Nutzern eine Vorhersage mit einem Radius von nur einem Kilometer zur Verfügung.
Landwirte bekommen durch präzise Wetterprognosen die Möglichkeit eines aktiven Risikomanagements. So ist es zum Säen wichtig, dass eine „Temperatursumme“ erreicht wird, damit die Saat genügend Energie erhält, um aufzugehen. Auch der optimale Zeitpunkt einer ersten Düngergabe lässt sich so bestimmen.
Selbst wenn der Ertrag durch diese Verbesserungen nur um wenige Prozentpunkte beeinflusst wird, beläuft sich der Mehrertrag zum Beispiel bei einem Hektar Weizen laut Rittershaus auf rund 40 bis 50 Euro. Für Landwirt Franz-Josef Nattermann aus Alzey ist neben der Temperatur der Niederschlag besonders wichtig: „Die Vorhersage hilft mir zum Beispiel dann, wenn ich zur Rübensaat abzuschätzen versuche, ob es in den kommenden 14 Tagen ausreichend regnen wird oder nicht.“ Auch die Hagelversicherung profitiert. Sie führt mit den Daten aus den Wetterstationen Statistiken, um zum Beispiel neue Tarife zu kalkulieren oder neue Produkte zu entwickeln.
Die bisher 5000 Nutzer von Meteosol sind fast alle Landwirte oder deren Mitarbeiter und bei der Vereinigten Hagel versichert. Auch kommunale Einrichtungen wie Betriebshöfe der Gemeinden und Feuerwehren zeigen Interesse an den Wetterstationen. Für sie liegt der Nutzen in der Planung von Winterdiensten oder in der Prognose möglicher Extremwettereinsätze.
Bislang gibt es gut 800 Meteosol-Wetterstationen in Deutschland, man verfügt hierzulande über eines der dichtesten Netze. Die Zusammenstellung der Wetterstationen erfolgt in Kooperation mit dem bekannten Meteorologen Jörg Kachelmann. Er übernimmt das Qualitätsmanagement bei der Auswahl der Standorte, wertet die Wetterdaten aus und integriert sie in die Modellierung der Wetterprognosen.
Der Preis einer Wetterstation liegt zwischen 1000 und 2000 Euro netto. Für die meisten Landwirte und Betriebe amortisiert sich dieser Betrag nach wenigen Jahren. Der bisher erzielte Umsatz bewegt sich im oberen sechsstelligen Bereich; für das laufende Jahr wird der Aufbau von 500 Stationen prognostiziert, sodass auch für 2022 ein ähnlicher Umsatz zu erwarten ist.