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Dem Pferd Platz machen

Terra sorgt für stabile Reitböden, auf denen die Tiere nicht ausrutschen. Dafür hat man ein spezielles Gemisch entwickelt.

F.A.Z.

7.07.2022

Leonie Junglas

Max-Planck-Gymnasium Lahr, Lahr

Die Terra Bausysteme GmbH  aus Meißenheim in Baden-Württemberg ist  auf dem europäischen Markt unter dem Namen Terra Tex der Spezialist für Reitböden. „Es gibt zwar keine Statistiken, die geführt werden, aber ich glaube, dass uns so schnell  keiner einholen wird“, sagt der Maschinenbauingenieur und Forschungsleiter Manuel Dorner,  der Sohn von Geschäftsführer Harald Dorner.  Außerdem ist das Unternehmen Produzent für Tret- und Trennschichten, Mattensysteme und Zuschlagstoffe.

Die früheren Patentinhaber und Ersterfinder eines Zuschlaggemischs aus Vlies bieten mittlerweile auch   Gerätschaften für Reitanlagen und den  Aufbau eines Reitplatzes an. Unter Zuschlagstoffen versteht man eine Sand-Vlies-Mischung, die entwickelt worden ist, um den Boden zu stabilisieren und  Wasser zu speichern, was Reiter und Pferd ermöglicht, den Platz bis zum Maximum seines Potentials nutzen zu können.

Anfang der Achtzigerjahre  hatte man wie viele andere Reitplatzbesitzer und Reiter  das Problem, dass es einen großen Mangel an geeigneten Reitplätzen in Deutschland gab. Der Boden war nicht stabil,  was im Sommer zu trockenen Staubwolken und bei Nässe zu einer gefährlichen Rutschgefahr für die Pferde führte. „Weil es nichts auf dem Markt gab, wollte man sich selbst dran versuchen, einen guten Reitplatz herzustellen“, erzählt Dorner.

Rund  1400 Euro  kostet das Sandgemisch für die  Größe eines durchschnittlichen Reitplatzes, was  ungefähr 200 Kilogramm Vlies entspricht. Die   Nachfrage sei  groß. Die Kundschaft reicht vom  Privatmann, der sich einen Reitplatz baut, bis  hin zu großen Veranstaltern, zum Beispiel von Pferde-Shows wie Apassionata; die drei Dutzend Shows im Jahr besuchen bis zu einer halben Million Menschen.

 Einige  Konkurrenten wollten sich die Kosten für Vlies sparen und benutzten  minderwertige Alternativen, beklagt Dorner. „Andere Reitplatzbauer benutzen einfach Teppichreste“, sagt der Ingenieur.  „Da sind Klebereste dran, was durch das Zermalmen durch den Pferdehuf als Mikroplastik ins Grundwasser kommt und was der Reiter auch einatmet.“ Manche Anbieter behandelten das Vlies außerdem thermisch. So könne es  weder Wasser aufnehmen noch  speichern.  

Man punkte auch mit Schnelligkeit und baue  oft  mehr als zwei Plätze in der  Woche und rund  220 Plätze im Jahr.   Man habe noch keinen  Platz zurücknehmen müssen, und es habe noch keine Beschwerden gegeben. Die Plätze  könnten länger als  35 Jahre genutzt werden.

Terra Tex  bietet eine komplette Entsorgung des Reitplatzes an, um die alten Stoffe wiederverwerten  zu können. Auch die  Unterlegmatten bestehen aus 100 Prozent recycelten Materialien. 

Das Unternehmen hat Kunden im In- und Ausland.  „In Schweden machen wir sehr viel, verkaufen  eher so etwas wie Dachbegrünung.“  Man  erzielt  nach eigenen  Angaben einen Jahresumsatz von etwa 7  Millionen Euro. Der Erlös mit den Vliesgemischen betrage   308 000 Euro; er soll  steigen. Derzeit entwickelt man mit der Technischen Universität in Chemnitz  eine neue Bodenmatte,  die auch im Bereich Parkplätze und Bodenbefestigung Wasser speichern kann.

 

Zur Veröfffentlichung in der F.A.Z

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