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Dahinter steckt ein kluger Topf

Wider das viele Plastik: Evolutio fertigt einen Anzuchttopf, der zu 100 Prozent kompostierbar ist.

F.A.Z.

4.11.2021

Lily Gruhl

Gymnasium Corveystraße, Hamburg

Wohin nur mit dem Plastik? Diese Frage stellen sich Hobbygärtner, wenn sich die Pflanztöpfe  in der Ecke stapeln. Rund 500 Millionen Töpfe aus Plastik gehen jährlich über die Ladentheke, wie die Zeitschrift Mein schöner Garten  berichtet hat. Eine Lösung  dieses Problems haben Ozan Durukan und Thomas Gardeia, die  Gründer der Evolutio UG aus dem oberfränkischen Grub am Forst, im Jahr 2018 gefunden. Ihr  Anzuchttopfmodell „HANFi“ besteht zu 99 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und zu einem  Prozent aus Kalk  und ist  rückstandslos kompostierbar, anders als andere Bioplastik-Alternativen.

Der Topf besteht hauptsächlich aus holzähnlichen Hanfschäben,  die bei der Entholzung der Hanfpflanze  entstehen und oft nur noch verbrannt werden können. Aus ihnen wird mit Lignin, einem Baumharz, das in der Papierindustrie abfällt, ein Granulat gepresst. Daraus produziert das Unternehmen  10 000 bis 12 000 Töpfe am Tag.   „Es war uns wichtig, einen Rohstoff herzunehmen, der oftmals kaum beziehungsweise  überhaupt nicht verwertet wird“, sagt   Durukan.

„Cradle to Cradle“, also eine  durchgängige Kreislaufwirtschaft, ist die grundlegende Philosophie von Evolutio.  HANFi  verrottet nach dem Einsetzen in die Erde in 12 bis 24 Monaten.  Mit den 1,2 Millionen Töpfen, die man seit 2018 jährlich produziere, habe man   rund 60 Tonnen Plastik ersetzt, berichtet der  Gründer. Dies nutze auch der Gesundheit. „Mikroplastik in unserer Nahrungskette ist ein großes Problem.“ Auch für die Pflanze soll es  Vorteile geben. So ermögliche die atmungsaktive und lichtdurchlässige Topfwand ein gesundes Wurzelwachstum ohne Bildung von Staunässe, Wurzelfäule und Drehwurzeln.

Ein  HANFi kostet 50 Cent, der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 400 000 Euro.  Zu finden sind die Töpfe auch in der  Biosupermarktkette Denn’s, die zur Dennree Gruppe gehört. In den Töpfen werden Kräuter herangezogen.  „Bisher war es leider so, dass auch Gärtnereien, die ökologische Naturprodukte heranziehen, ihre gezüchteten Pflanzen aus Mangel an Alternativen schließlich doch wieder in Kunststofftöpfe einpflanzen mussten“, berichtet Petra Renner, Einkaufsleiterin Obst und Gemüse bei Dennree.

Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.

Lily Gruhl

Gymnasium Corveystraße, Hamburg

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