Wohin nur mit dem Plastik? Diese Frage stellen sich Hobbygärtner, wenn sich die Pflanztöpfe in der Ecke stapeln. Rund 500 Millionen Töpfe aus Plastik gehen jährlich über die Ladentheke, wie die Zeitschrift Mein schöner Garten berichtet hat. Eine Lösung dieses Problems haben Ozan Durukan und Thomas Gardeia, die Gründer der Evolutio UG aus dem oberfränkischen Grub am Forst, im Jahr 2018 gefunden. Ihr Anzuchttopfmodell „HANFi“ besteht zu 99 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und zu einem Prozent aus Kalk und ist rückstandslos kompostierbar, anders als andere Bioplastik-Alternativen.
Der Topf besteht hauptsächlich aus holzähnlichen Hanfschäben, die bei der Entholzung der Hanfpflanze entstehen und oft nur noch verbrannt werden können. Aus ihnen wird mit Lignin, einem Baumharz, das in der Papierindustrie abfällt, ein Granulat gepresst. Daraus produziert das Unternehmen 10 000 bis 12 000 Töpfe am Tag. „Es war uns wichtig, einen Rohstoff herzunehmen, der oftmals kaum beziehungsweise überhaupt nicht verwertet wird“, sagt Durukan.
„Cradle to Cradle“, also eine durchgängige Kreislaufwirtschaft, ist die grundlegende Philosophie von Evolutio. HANFi verrottet nach dem Einsetzen in die Erde in 12 bis 24 Monaten. Mit den 1,2 Millionen Töpfen, die man seit 2018 jährlich produziere, habe man rund 60 Tonnen Plastik ersetzt, berichtet der Gründer. Dies nutze auch der Gesundheit. „Mikroplastik in unserer Nahrungskette ist ein großes Problem.“ Auch für die Pflanze soll es Vorteile geben. So ermögliche die atmungsaktive und lichtdurchlässige Topfwand ein gesundes Wurzelwachstum ohne Bildung von Staunässe, Wurzelfäule und Drehwurzeln.
Ein HANFi kostet 50 Cent, der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 400 000 Euro. Zu finden sind die Töpfe auch in der Biosupermarktkette Denn’s, die zur Dennree Gruppe gehört. In den Töpfen werden Kräuter herangezogen. „Bisher war es leider so, dass auch Gärtnereien, die ökologische Naturprodukte heranziehen, ihre gezüchteten Pflanzen aus Mangel an Alternativen schließlich doch wieder in Kunststofftöpfe einpflanzen mussten“, berichtet Petra Renner, Einkaufsleiterin Obst und Gemüse bei Dennree.
Zur Veröffentlichung in der F.A.Z.
Lily Gruhl
Gymnasium Corveystraße, Hamburg