Kühe grasen friedlich auf der Wiese, ein Hund scheucht bellend Hühner umher, ein Landwirt trägt ächzend Eimer mit Milch, um die Kälber zu füttern. So stellen sich viele Landwirtschaft vor. Doch auch dort wird es digitaler, etwa in der Kälberhaltung. In ihr habe sich in den vergangenen zehn Jahren viel verändert, sagt der Fachmann für Tierzucht und Tierhaltung, Hans-Jürgen Kunz, von der Uni Kiel. Viele Kälber werden nicht mehr zwei- oder dreimal am Tag versorgt, sondern es wird auf eine natürliche Fütterung geachtet. In den ersten Wochen werden die Tiere ad libitum getränkt: Sie entscheiden, wann und wie viel sie trinken. Etwas später kann man das Kalb auf einen Tränkeautomaten umstellen.
Diese Automaten stellt unter anderem die Holm & Laue GmbH & Co. KG aus Westerrönfeld in Schleswig-Holstein her. „Unser Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung, der Fertigung und dem Vertrieb von Produkten für die Kälberfütterung und Kälberhaltung“, berichtet der Geschäftsführer Hans-Joachim Holm. Es begann 1991, Holm entwickelte die Idee für einen Kälbertränkeautomaten im Rahmen seiner Diplomarbeit. Er fütterte und wog Kälber und fand, dass diese Vorgänge auch automatisch möglich sein sollten. So entstand der Tränkeautomat, der inzwischen automatisch das Kalb an einem Transponder, den es um den Hals trägt, erkennt und so für die optimale Milchmischung und -temperatur sorgt. In die Futterstation kann auch eine Waage integriert werden. Das Unternehmen beschäftigt in der Kälbersparte 80 Mitarbeiter. Seit fünf Jahren sei ihre Zahl um etwa 20 Prozent gestiegen, sagt Holm.
2005 entwickelte das Unternehmen das Milchtaxi. Dies war am Anfang ein simpler Tank mit Rädern, um Landwirten die Fütterung der Kälber zu erleichtern. Inzwischen temperiert es die Milch, ist selbstfahrend und assistiert dabei, die optimal angerührte Milchmischung zu erreichen und zu dosieren. Die neueste Version berechnet die Tränkmenge für jedes Kalb individuell. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer auf dem Gebiet der Milchtaxis. Auf dem Markt spielen nur noch die Förster-Technik GmbH und die Urban GmbH & Co. KG eine nennenswerte Rolle. Das Milchtaxi sei aus der Not heraus geboren worden, erzählt Holm. Damals war die wirtschaftliche Lage schwierig, Milchpulver war recht teuer, und die Landwirte suchten nach einer Möglichkeit, Frischmilch zu verfüttern. Inzwischen sind die Milchtaxis Holm & Laues Bestseller mit einem geschätzten Marktanteil von 60 bis 70 Prozent. Auf dem Markt der Kälbertränkeautomaten sei Förster-Technik mit einem Marktanteil von 60 bis 70 Prozent führend. Holm & Laue vertreibt auch Haltungsprodukte wie das Iglu, einen Unterstand für Gruppen von bis zu 15 Kälbern. Doch mehr als 80 Prozent des Umsatzes, der nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr etwas weniger als 25 Millionen Euro betrug, werden mit Milchtaxis und Kälbertränkeautomaten generiert. „Jährlich verlassen zwischen 2000 und 3000 Milchtaxis das Unternehmen sowie bis zu 1000 Tränkeautomaten.“
In Deutschland beschäftigen sich nach Angaben des Deutschen Bauernverbands mehr als 58000 landwirtschaftliche Betriebe mit der Kälberaufzucht. Allerdings werden die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft knapper, viele Bauern suchen nach moderner Technik.
Das Milchtaxi kostet je nach Ausstattung zwischen 6000 und 10000 Euro. Der Preis für einen Kälbertränkeautomaten liegt zwischen 9000 und 20000 Euro. Das Milchtaxi mache sich oft nach zwei Jahren bezahlt, der Kälbertränkeautomat nach drei bis vier Jahren. Doch sei die Investition erst ab einer bestimmten Kälberanzahl wirtschaftlich sinnvoll, erklärt der Deutsche Bauernverband. Holm & Laue geht davon aus, dass sich die Anschaffung des Milchtaxis für Betriebe ab 80 Kühen lohnt; das entspricht 8 bis 10 Kälbern. Für den Kälbertränkeautomaten liege die Zahl bei 150 bis 200 Kühen, etwa 20 Kälbern.
Holm & Laue verkauft in mehr als 50 Länder, die Exportquote beträgt gut 70 Prozent. „Wir sind eigentlich in allen Ländern vertreten, in denen es eine Milchviehhaltung nach deutschen Standards gibt“, sagt Holm. Sogar ein Scheich hat schon Produkte für seine Farm bestellt.
Lisa Göttsche
Gymnasium Ohmoor, Hamburg