Vom Tellerwäscher zum Millionär ist eine beliebte Vision. Doch wie wäre es, als Tellerwäscher zum Millionär zu werden, so wie die Hobart GmbH? Sie ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Herstellung gewerblicher Spültechnik und hat den internationalen Hauptsitz in Troy im Bundesstaat Ohio in den USA. Die deutsche Niederlassung befindet sich in Offenburg. In ganz Deutschland beschäftigt Hobart rund 1100 Mitarbeiter, fast 800 in Offenburg, wie Martin Schrempp, Entwicklungsleiter für neue Technologien, berichtet. Auf der ganzen Welt seien es etwa 6900 Beschäftigte.
Das Unternehmen wurde vor gut 125 Jahren vom Ingenieur Charles Hobart in Troy gegründet. Das erste Produkt war 1903 die erste elektrische Kaffeemühle der Welt. 1926 verkaufte man die ersten Spülmaschinen, 1930 expandierte Hobart nach Hamburg. 1953 erlangte Hobart das erste Patent für eine Bandspülmaschine. 1960 übernahm man das Werk in Offenburg. 1999 wurde Hobart ein Bestandteil der ITW Group, Illinois Tool Works; dies ist ein amerikanischer Mischkonzern mit 45.000 Mitarbeitern.
Der Fokus der Produktion von Hobart liegt auf den gewerblichen Spülmaschinen wie den Bandspülmaschinen. „Das Geschirr wird auf ein Band gestellt, das wie ein Fließband durch einen Spülapparat läuft und am anderen Ende gespült, sauber sowie viren- und bakterienfrei herauskommt“, sagt Schrempp. „Aber wir stellen auch kleine Untertischmaschinen her und auch große Spülanlagen, zu denen Bandspülmaschinen zählen, für die Industrie, Flugzeuge und Schiffe.“
Mit Bandspülmaschinen belieferte man auch die Weltmeisterschaftsstadien in Qatar. Jedoch mussten die Maschinen laut Schrempp für die Menge an Bechern, die gespült werden mussten, umgebaut werden. Man konstruiert die Maschinen nur nach Kundenwünschen; dabei „muss auf die Platzverhältnisse am Einsatzort, aber auch auf die Anforderungen, zum Beispiel ob Metallteile oder nur Becher gespült werden sollen, geachtet werden“.
In den gewerblichen Untertischmaschinen dauert ein Spülprogramm lediglich zwischen 90 Sekunden und 5 Minuten. Mit dem sogenannten Sinnerschen Kreis kann man die Unterschiede verdeutlichen. Es ist ein Modell, das vier Faktoren enthält, mit denen Geschirr sauber gespült werden kann: Mechanik, Temperatur, Zeit und Chemie. Bei einer Spülmaschine aus dem Haushalt nehme der Faktor Zeit rund 75 Prozent des Kreises ein, erklärt Schrempp. Bei der gewerblichen Spültechnik seien Druck, Temperatur und Chemie bedeutender; deshalb sei die Dauer geringer.
Ein weiteres Gebiet, auf dem Hobart aktiv ist, ist Spültechnik für Flugzeuge und Schiffe, vor allem Kreuzfahrtschiffe. „Fast alle Kreuzfahrtschiffe haben Maschinen von Hobart an Bord, sei es Aida oder MSC“, berichtet Schrempp. Vor allem auf dem Meer seien die Anforderungen an die Materialien hoch. „Wegen des Salzwassers werden meist korrosionsbeständigerer Edelstahl benötigt und wegen der rauen Bedingungen auf hoher See auch stabilere Bleche“, erklärt Schrempp.
Hobart pflegt enge Kontakte zu Partnern wie Küchenplanern und Händlern. So haben Innovationen wie die Top-Dry-Technik, die das zeitintensive manuelle Abtrocknen von Gläsern überflüssig macht, ein wichtiges Kundenproblem gelöst. Man verkauft auch Maschinen für ungewöhnlichere Zwecke, etwa zur Reinigung von Tierkäfigen oder kleinen Plastiksplinten oder an BMW und Porsche zur Reinigung von Autoblechteilen.
2021 betrug der Umsatz der Hobart GmbH in Deutschland 277 Millionen Euro, 2022 war er etwas höher. Nach Angaben von Schrempp werden im Jahr 55.000 bis 70.000 Maschinen verkauft, der Großteil sind Untertischmaschinen. Manche kosten so viel wie ein teures Fahrrad, andere wie ein Mittelklassewagen oder sogar eine Luxuslimousine.
Die Kunden achten zunehmend auf den Wasserverbrauch. In den vergangenen zehn Jahren hat man versucht, den Wasser- und Energieverbrauch der Spülmaschinen zu halbieren; dies gelang in den High-End-Premax-Modellen. Die Vision sei aber „Spülen ohne Wasser“, sagt Schrempp. Dazu müssen Druck und Temperatur erhöht werden. Doch werde es weitere Innovationen brauchen, die noch nicht entdeckt worden seien. Ein weiterer Zukunftsplan ist laut Schrempp die Automatisierung der Bedienung, „denn durch den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie will niemand mehr Personal für Spülkräfte einstellen“.