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Auf einer Kreuzfahrt wird so einiges runtergespült

Das Geschirr auf Schiffen und in Flugzeugen wird in Hochleistungsmaschinen des Marktführers Hobart sauber.

F.A.Z.

1.06.2023

Niklas Kopf

Max-Planck-Gymnasium Lahr, Lahr

Vom Tellerwäscher zum Millionär ist eine beliebte Vision.  Doch  wie wäre es, als Tellerwäscher zum Millionär zu werden, so wie die Hobart GmbH?  Sie ist nach eigenen  Angaben  Weltmarktführer in der Herstellung  gewerblicher Spültechnik und hat den internationalen Hauptsitz in Troy im Bundesstaat Ohio in den USA. Die deutsche Niederlassung befindet sich  in Offenburg.  In ganz Deutschland beschäftigt  Hobart rund 1100 Mitarbeiter, fast 800 in Offenburg, wie Martin Schrempp, Entwicklungsleiter für neue Technologien, berichtet. Auf der ganzen Welt seien es etwa  6900 Beschäftigte.

Das Unternehmen wurde vor gut  125 Jahren vom Ingenieur Charles Hobart in Troy gegründet. Das erste Produkt war  1903 die erste elektrische Kaffeemühle der Welt.  1926 verkaufte man die ersten  Spülmaschinen,  1930 expandierte Hobart nach Hamburg.   1953 erlangte Hobart das erste Patent für eine Bandspülmaschine.  1960 übernahm  man  das Werk in Offenburg.  1999 wurde Hobart ein Bestandteil der ITW Group, Illinois Tool Works; dies ist ein amerikanischer Mischkonzern  mit 45.000 Mitarbeitern.

Der Fokus der Produktion von Hobart liegt auf den  gewerblichen Spülmaschinen wie den  Bandspülmaschinen. „Das  Geschirr  wird auf ein Band gestellt, das wie ein Fließband durch einen Spülapparat läuft und am anderen Ende gespült, sauber sowie viren- und bakterienfrei herauskommt“, sagt Schrempp. „Aber wir stellen auch kleine Untertischmaschinen her und auch große Spülanlagen, zu denen  Bandspülmaschinen zählen, für die Industrie,  Flugzeuge und  Schiffe.“

 Mit  Bandspülmaschinen belieferte man auch die Weltmeisterschaftsstadien in Qatar. Jedoch mussten die Maschinen laut Schrempp für die Menge an Bechern, die gespült werden mussten, umgebaut werden.  Man   konstruiert die Maschinen nur nach Kundenwünschen;  dabei „muss auf die Platzverhältnisse am Einsatzort, aber auch auf die Anforderungen,  zum Beispiel ob Metallteile oder nur Becher gespült werden sollen, geachtet werden“.

In den gewerblichen Untertischmaschinen dauert ein Spülprogramm lediglich zwischen 90 Sekunden und 5 Minuten. Mit dem sogenannten Sinnerschen Kreis kann man die Unterschiede verdeutlichen. Es ist  ein Modell, das vier Faktoren enthält, mit denen Geschirr sauber gespült werden kann: Mechanik, Temperatur, Zeit und Chemie. Bei einer Spülmaschine aus dem Haushalt nehme der Faktor Zeit rund 75 Prozent des Kreises ein, erklärt Schrempp.  Bei der gewerblichen Spültechnik seien   Druck, Temperatur und Chemie bedeutender;  deshalb sei die  Dauer geringer.

Ein weiteres Gebiet, auf  dem Hobart aktiv ist, ist Spültechnik für  Flugzeuge und Schiffe,  vor allem Kreuzfahrtschiffe. „Fast alle Kreuzfahrtschiffe haben Maschinen von Hobart an Bord, sei es Aida oder MSC“, berichtet  Schrempp. Vor allem auf dem Meer seien die  Anforderungen an die Materialien  hoch. „Wegen des Salzwassers werden meist korrosionsbeständigerer Edelstahl benötigt und wegen der rauen Bedingungen auf hoher See auch stabilere Bleche“, erklärt Schrempp. 

Hobart  pflegt enge Kontakte  zu Partnern wie Küchenplanern und Händlern. So haben  Innovationen wie die Top-Dry-Technik, die das zeitintensive manuelle Abtrocknen von Gläsern überflüssig macht, ein  wichtiges Kundenproblem gelöst. Man verkauft auch Maschinen für ungewöhnlichere  Zwecke, etwa  zur Reinigung von Tierkäfigen oder kleinen Plastiksplinten oder an BMW und Porsche zur Reinigung von Autoblechteilen.

 2021 betrug der  Umsatz der Hobart GmbH in Deutschland  277 Millionen Euro,  2022 war er  etwas höher.  Nach Angaben von  Schrempp werden im Jahr  55.000 bis 70.000  Maschinen verkauft, der Großteil sind Untertischmaschinen.  Manche kosten so viel wie  ein teures Fahrrad, andere wie  ein Mittelklassewagen oder sogar  eine Luxuslimousine.

 Die Kunden achten zunehmend auf den Wasserverbrauch. In den vergangenen zehn Jahren hat man versucht, den Wasser- und Energieverbrauch der Spülmaschinen zu halbieren; dies gelang  in den High-End-Premax-Modellen. Die Vision sei aber „Spülen ohne Wasser“, sagt Schrempp. Dazu müssen Druck und Temperatur erhöht werden. Doch werde es weitere Innovationen brauchen, die noch nicht entdeckt worden seien. Ein weiterer Zukunftsplan ist laut Schrempp die Automatisierung der Bedienung, „denn durch den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie will niemand mehr  Personal für Spülkräfte einstellen“. 

 

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