Sie sind allgegenwärtig, die gelben Ampeltaster, die das Überqueren einer Straße sicherer machen, auch für Menschen ohne Sehkraft. Die RTB GmbH & Co. KG aus Bad Lippspringe in der Nähe von Paderborn stellt sie her; das Unternehmen entwickelt seit 1993 Lösungen für den Straßenverkehr. Begonnen habe alles mit der Idee eines Ultraschallgeräts für Blinde, berichtet Geschäftsführer Rudolf Broer. Er war ein Therapeut, der Blinde behandelte, damit sie wieder selbständig im Alltag agieren können. „Deswegen kann ich mich besonders gut in Blinde reinversetzen, wie sie sich bewegen und was sie brauchen.“
Mittlerweile sind die gelben Ampeltaster nicht nur in Deutschland, sondern nach RTB-Angaben in mehr als 40 Ländern vertreten, zum Beispiel in Hongkong, wo man Zehntausende Masten mit Tastern und Akustik für Blinde ausgestattet habe. 90 Prozent der Ampeltaster seien kapazitiv. Das bedeutet, dass sich die Ampel durch eine Berührung schalten lässt. Durch den Kontakt fließen ganz kleine Ströme über den Menschen herab, sodass sich der Widerstand im Taster verändert; der Taster erkennt, dass jemand die Straße überqueren möchte. Die Taster sollen 15 bis 20 Jahre halten.
Das Unternehmen hat mit seinen 140 Mitarbeitern und 25 Auszubildenden nach eigenen Angaben einen Marktanteil in Deutschland von etwa 60 Prozent. „Der Ampeltaster-Markt dürfte im niedrigen fünfstelligen Stückzahlenbereich sein“, sagt Broer. Die größten Mitbewerber seien Stührenberg, Langmatz und Urich Mobility.
Ein Beispiel für eine RTB-Innovation ist der erste europäische kontaktlose Taster. Gerade in der Corona-Zeit sei die Nachfrage nach dem kontaktlosen Taster „sehr stark“ gestiegen, sagt Broer. In dem schwarz gefärbten Taster befindet sich ein Radar, der Fußgänger in einer Entfernung von, je nach Einstellung, zehn bis 70 Zentimetern erkennt. Neben dem Teststandort Düsseldorf finde man Hunderte Radartaster in mehr als dreißig Kommunen, sagt Broer.
Der Preis der Ampeltaster hängt von der Elektronik ab. Bei aufwendiger Technik können sie rund 300 Euro kosten. „Taster, die einfach nur Taster sind, gehen bei etwa 100 Euro los.“ Der kontaktlose Ampeltaster koste 100 Euro mehr als das traditionelle Produkt.
RTB hat die Such-App LOC.id entwickelt. Laut Broer gestalte sie für sehbehinderte Menschen die Teilnahme am Straßenverkehr sicherer: Die Ampeln stellen das Klicken der Akustikanlage lauter, wenn ein Nutzer sich nähert. Außerdem soll die App Nutzer warnen, wenn sich leise Elektrofahrzeuge nähern.
Neben Ampeltastern und Akustik ist RTB in der Verkehrszählung, der Tempo- und Lärmreduzierung, der E-Mobilität-Ladeinfrastruktur und beim Parken in der Einzelplatzerfassung und Einfahrtszählung tätig. Kunden seien Unternehmen genauso wie Länder und Kommunen. Die Exportquote betrage 35 Prozent. Laut dem Geschäftsführer lag der Umsatz 2021 bei 18 Millionen Euro, 5,5 Prozent höher als im Vorjahr.