Neue Gebäude unterliegen der Energieeinsparverordnung, und dementsprechend kommt man kaum an der kontrollierten Wohnraumlüftung vorbei“, glaubt Tomas Kleitsch, der Geschäftsführer von Condair Systems GmbH aus Norderstedt bei Hamburg. Er ist überzeugt: Der Trend gehe zu Luftbefeuchtungen. „Die Zahl der Anwendungen wird eher steigen als sinken“, sagt auch Thomas Damm vom Fachverband Allgemeine Lufttechnik. „Luftbefeuchtung kann für einzelne Räume über stationäre oder mobile Geräte im Raum oder zentral über Lüftungsanlagen erfolgen.“
Nach Angaben von Michael Lorentz, der im Bereich Product and Process von Condair tätig ist, gibt es Dampfluftbefeuchter, Düsensysteme und Membranbefeuchter. Erstere agieren mit Wasser, das erhitzt wird. Die Düsensysteme arbeiten mit kaltem Wasser, das in den Raum vernebelt wird. Im Membranbefeuchter wird eine Membran in Schwingung versetzt, wodurch das Wasser, das sich auf der Membran befindet, von der Luft aufgenommen wird.
Stefan Burhenne vom Deutschen Fachverband für Luft- und Wasserhygiene äußert sich zu diesen Geräten auch kritisch. Auf dem Markt für Privathaushalte gebe es einen Trend hin zu Tischbefeuchtern; gekauft würden vor allem Verdunstungsbefeuchter, Dampfbefeuchter und Vernebler. Doch Vernebler seien hygienisch problematisch; es entstehe ein feiner Nebel, und das Wasser verkeime recht schnell. Der Dampfbefeuchter könne schnell zu viel Dampf erzeugen; dann lösten sich die Tapeten, oder es schimmele. Und die Verdunstungsbefeuchter seien nicht sehr wirksam. Früher habe man Tongefäße an die Heizung gehängt; doch das bringe wenig. Es sind neue Geräte erhältlich, die laut Burhenne mit einer Membran arbeiten, die zwar Wasser, aber keine Mikroorganismen durchlässt. Mit ihnen habe man allerdings noch wenig Erfahrung.
Burhenne erläutert, dass alle Befeuchter, die die Luft adiabatisch befeuchteten, hygienisch problematisch seien. Bei der adiabaten Befeuchtung wird kaltes Wasser zerstäubt oder versprüht. Bei der isothermen Befeuchtung wird Wasser verdampft. Die Mikroorganismen werden abgetötet, und es gibt kein Hygieneproblem. Diese Art der Befeuchtung kostet aber viel Energie. Da der Trend laut Kleitsch von Condair zu energiesparenden Geräten geht, werden mehr adiabate Befeuchter nachgefragt.
Die Condair AG ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent der größte Hersteller von Luftbefeuchtern auf der Welt. Für das Schweizer Unternehmen ist Deutschland der wichtigste Markt mit gut 50 Prozent des Gesamtumsatzes. Man hat Vertriebspartner in rund 50 Ländern.
Die Luftbefeuchter und Luftbefeuchtungsanlagen kosten von 2000 bis 50000 Euro. Meistens werden ganze Systeme verkauft. Man hat zu 98 Prozent Kunden aus dem kommerziellen und industriellen Bereich wie Druckereien und Callcenter. Laut Kleitsch war das Jahr 2017 mit gut 20 Prozent mehr Aufträgen als im Vorjahr eines der erfolgreichsten in der Unternehmensgeschichte. Condairs globaler Umsatz sei in den vergangenen drei Jahren stetig von 84,97 Millionen auf heute 127,45 Millionen Euro gestiegen.
Wegen der Energieeinsparverordnung werden neue Häuser besser isoliert. Doch dies führe dazu, dass weniger frische Luft von draußen hineinströme, erläutert Peter-Georg Wagner vom Immobilienverband IVD Nord. „Deshalb lüften die meisten Menschen immer mal wieder durch, und vor allem im Herbst und Winter strömt dann die kühle, trockene Luft von draußen herein. Diese kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als die warme Luft von drinnen, und die einst angenehm feuchte Luft wird trocken.“ Das trocknet die Schleimhäute aus; die Anfälligkeit für Infektionen und Atemwegserkrankungen steigt. Einer der ersten Aufträge von Condair war die Installation von Geräten bei der Deutschen Telekom in Düsseldorf. Die Krankheitsquote sei innerhalb eines Winters um 22 Prozent gesunken, berichtet Lorentz.