Das Unternehmen Schmidt & Bender GmbH & Co. KG mit Standort Biebertal wurde in einer Waschküche gegründet. „Noch heute entwickeln, produzieren und vertreiben wir fernoptische Geräte, insbesondere Zielfernrohre“, sagt Karlheinz Gerlach, Geschäftsführer der hessischen Manufaktur. „Mein Schwiegervater hat gemeinsam mit Helmut Schmidt die Firma 1957 gegründet. Die beiden waren zuvor als Angestellte in den Bereichen Optik und Feinmechanik tätig.“ Als junge Familienväter hatten die Gründer nicht viel Kapital; daher wurde die Waschküche der Familie Schmidt zur Werkstatt umfunktioniert. Heute ist das Unternehmen komplett im Besitz der Familie Bender.
„Schmidt & Bender beliefert eine Vielzahl von Waffenherstellern in verschiedenen Ländern, die ihre mit unseren Zielfernrohren bestückten Waffen meist im Rahmen von Regierungsaufträgen an das Militär oder an Spezialeinheiten liefern“, erklärt Gerlach. „Ein bekanntes Beispiel ist das G28 von Heckler & Koch, bei dem wir mit unserem 3-20×50 PMII in einer Sonderausführung vertreten sind.“
Tochtergesellschaften findet man in Ungarn, in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz. Nach Angaben des Geschäftsführers beschäftigt das Unternehmen rund 175 Mitarbeiter, die meisten in Deutschland und Ungarn. Nationale Konkurrenten seien Zeiss, Leica, Steiner, Minox und Hensoldt. Innerhalb Europas sind laut Gerlach auch die Zielfernrohrhersteller Swarovski und Kahles ernstzunehmende Wettbewerber und in den Vereinigten Staaten, dem Hauptexportland von Schmidt & Bender, Nightforce, Leupold und Bushnell. „Nach allgemeiner Einschätzung der Marktteilnehmer entwickelt sich die Branche insgesamt konstant auf etwa demselben Niveau“, berichtet Gerlach.
„Nicht nur die hundertprozentige Handarbeit ist ein wesentliches Merkmal unserer Produkte“, sagt Gerlach. Man entwickle zudem Produkte für Spezialanwendungen. So sei mit dem Drückjagd-Zielfernrohr 1-8×24 Exos nicht nur ein erster Vorstoß in Richtung des achtfachen Zooms gelungen, sondern auch die Integration eines Rotpunktvisiers in ein Zielfernrohr. „Die neue Polar-Linie von Schmidt & Bender hat mit einer Lichttransmission, also der Durchlässigkeit des Lichts, von 96 Prozent einen unschlagbaren Wert erreicht“, sagt Bernd Helbach von der Jagdzeitschrift „Wild und Hund“.
Werbung wird auf vielfältige Weise betrieben, auch in Hollywood-Filmen. So wird in der amerikanischen Actionkomödie „Rush Hour 3“ von 2007 auf einem Zielfernrohr das Logo des Unternehmens gezeigt. „Das Ziel von Schmidt & Bender ist, Weltmarktführer zu werden. Im militärischen und behördlichen Sektor ist es uns bereits gelungen, diese Position in einigen Bereichen über mehrere Jahre hinweg zu halten“, sagt Gerlach.
2011 habe man den Precision Sniper Rifle Contest gewonnen; seitdem werde das 5-25×56 PMII an die Spezialeinheiten von US Army, Navy, Marines und Air Force geliefert. „In Deutschland sind wir mit unseren Produkten ebenfalls bei den Spezialeinheiten, also SEK und GSG9, schon seit vielen Jahren vertreten.“ Das Unternehmen pflege einen engen Kontakt zu Scharfschützen auf der ganzen Welt. Im jagdlichen Premiumbereich gehöre man zu den ersten drei Anbietern auf der Welt. Im Sportbereich habe man teilweise mit Spezialentwicklungen die Spitzenposition erreicht. Eine Sportart, die besonders in England und den Vereinigten Staaten populär ist, heißt Field Target. Sie kann mit speziellen Schmidt & Bender-Zielfernrohren betrieben werden. Man schießt mit Luftgewehren auf Metallsilhouetten, die beispielsweise die Form von Ratten oder Eichhörnchen haben und in Waldschneisen versteckt sind.
Von den 1200 Produkten aus 13 Produktlinien werden jährlich etwa 12 000 Stück verkauft. Die Erzeugnisse, die aus optischem Glas, Aluminium, Messing, Stahl und Kunststoff bestehen, kosten zwischen 649 und 5109 Euro. „Die Schmidt & Bender GmbH & Co. KG erwirtschaftete im Jahr 2014 einen Umsatz von rund 15 Millionen Euro“, sagt Gerlach. Er sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Neben den Nato-Mitgliedstaaten zählt auch das australische Militär zu den Kunden des Familienunternehmens. In die Vereinigten Staaten werden rund 30 Prozent der Schmidt & Bender-Produkte exportiert, nur jedes fünfte Produkt wird in Deutschland verkauft. Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbandes der Hersteller von Jagd-, Sportwaffen und Munition, führt das auf die vielen amerikanischen Jäger und Sportschützen zurück. Auch das liberale Waffengesetz spiele eine Rolle.