Bei Werbung denken viele an Fernsehspots und Banner im Internet. Nach einigen Sekunden oder Minuten sind sie wieder weg. Hier setzt das Konzept der Terminic GmbH aus Bremen an. Vor 78 Jahren erfand das Unternehmen eine besonders beständige Werbemöglichkeit: den Drei-Monats-Kalender, der heute in vielen Büros auf der Welt hängt; er bietet 365 Tage im Jahr eine Werbefläche. „Ein Mehr-Monats-Kalender ist einfach ein unschlagbares Werbeinstrument“, meint der Geschäftsführer von Terminic, Wolfgang Rolla du Rosey.
Im Jahr 1937 erhielt Terminic von der Unterweser Reederei AG Bremen den wohl wichtigsten Auftrag seiner Geschichte. Die Reederei benötigte einen Kalender, mit dem die monatelangen Schifffahrten besser geplant werden konnten und auf dem genug Platz für Werbung war. Der daraufhin entwickelte Kalender wurde unter anderem wegen der hohen Nachfrage durch die Schifffahrt als Schifffahrtskalender bekannt. In den siebziger Jahren wurde die Nachfrage aus der Speditionswirtschaft so groß, dass aus dem Schifffahrtskalender ein Speditionskalender wurde. Der Einsatz in der Logistikbranche führte auch zur internationalen Verbreitung der Kalender.
Seit den achtziger Jahren wird der Drei-Monats-Kalender vermehrt branchenübergreifend als Werbekalender geordert und anschließend an Unternehmenskunden verschenkt. So kommt es, dass heute neben Transportunternehmen wie der Deutschen Lufthansa und der Deutschen Post DHL Group auch Unternehmen wie die Techniker Krankenkasse ihre Werbekalender bei Terminic bestellen.
Das internationale Geschäft, das rund ein Viertel des Gesamtabsatzes ausmacht, ist auch eine Herausforderung, denn es müssen die jeweiligen kulturellen Normen und Traditionen in den 140 belieferten Ländern beachtet werden. In Thailand drohen Verkaufsverbote, wenn man Feiertage falsch abkürzt, und auch in anderen Ländern tauchen immer mal wieder Schwierigkeiten auf. „In Saudi-Arabien wurde vor einigen Jahren das Wochenende per königliches Dekret verschoben“, berichtet Rolla du Rosey.
Der Umsatz von Terminic beläuft sich auf etwas mehr als 10 Millionen Euro im Jahr. Der Absatz, der 2011 bei mehr als 4Millionen Kalendern lag, ist kontinuierlich gestiegen; im vergangenen Jahr wurden mehr als 5 Millionen Kalender produziert. Rund 74 Prozent der Kalender wurden in Deutschland verkauft. In den vergangenen sieben Jahren hat sich außerdem die Zahl der Mitarbeiter von 49 auf 70 deutlich erhöht.
Seit ein paar Jahren ist die Druck- und Werbebranche mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Die Digitalisierung sorgt in vielen Unternehmen für sinkende Absatzzahlen. „Angeblich sinkt die Nachfrage nach gedruckten Kalendern. Solange wir aber jedes Jahr mehr Kalender verkaufen als im Vorjahr, ist die Welt für uns in Ordnung“, gibt sich Rolla du Rosey gelassen. Ein wichtiger Grund für die positive Absatzentwicklung sei die enge Kundenbindung sowie die große Sprachen- und Kalendarienvielfalt, sagt er.
Mittlerweile gibt es auch Vier-, Fünf- und Sechs-Monats-Kalender, wobei der Vier-Monats-Kalender zum Verkaufsschlager aufgestiegen ist. „Das Sortiment umfasst heute mehr als 20 Kalendermodelle mit Kalendarien in mehr als 30 Sprachen“, berichtet Betriebsleiter Frank Wesemann. Die Preisspanne reicht von 40 Cent bis zu 10 Euro. In der Werbung folgt Terminic dem Trend zur multisensorischen Werbung, das heißt die Kalender werden so produziert, dass die Wahrnehmung über mehrere Sinne erfolgt. So ist es möglich, mit Hilfe von Hochprägungen oder einer UV-Relief-Lackierung, die durch das Auftragen einer speziellen Lackschicht für Höhenunterschiede sorgt, erkennbare Strukturen im Kalender zu erzeugen.
Im vergangenen Jahr hat Terminic eine besonders umweltfreundliche Variante des Drei-Monats-Kalenders auf den Markt gebracht. Die Drei-Monats-Kalender-App wurde schon 3500 Mal für jeweils 89 Cent heruntergeladen. Schöne Werbebilder sucht man dort allerdings vergebens.